Kahuna - Special, Brettspiel, Spielkultur, Android, iPad

Kahuna
23.05.2011, Jörg Luibl

Special: Kahuna

Karibische Inseleroberung für zwei

Brettspiele für zwei Personen? Nicht zu komplex, aber taktisch spannend? Die Auswahl ist groß, aber außergewöhnliche Qualität eher selten. Wir haben bereits einige Highlights wie Rosenkönig, Kamisado, Hive oder Oshi vorgestellt – die sind alle auf ihre Art einzigartig. Aber in der Top 5 der kurzweiligen Taktik fehlt ein Klassiker, der gerade beim Kosmos Verlag neu aufgelegt wird und jede Sammlung bereichert: Kahuna.

Kahuna erschien bereits 1997 bei Kosmos. Es ist ein Taktikspiel für zwei Personen.
Aloa, Huna, Jojo – das hört sich ja an wie Urlaub! Und dann diese Karte: Grüne Inseln schlummern im azurblauen Meer. Aber der idyllische Schein trügt: Ziel des Spiels ist es, bei der Eroberung von zwölf Inseln am besten abzuschneiden, indem man clever Verbindungen zwischen ihnen auslegt oder entfernt. Die Eilande liegen zwar auf den ersten Blick harmonisch  beisammen, aber ein schwarzer und ein weißer Priester kämpfen über drei Runden um ihren Einfluss. Wer hat am Ende die Nase vorn?

Machtkampf in der Südsee

Allerdings darf man seine Macht nicht beliebig verteilen: Ein kleiner Glücksfaktor kommt über die Karten ins Spiel, von denen jeder bis zu fünf auf der Hand hat und drei offen ausliegen. Auf diesen ist jeweils eine Insel rot markiert. Und nur auf die ihr angeschlossenen Wasserwege darf ich einen Stab legen.

Jeder Spieler bekommt 25 Stäbe in seiner Farbe, die er auf die gestrichelten Wasserwege zwischen den Inseln legen kann -  manche Eilande wie Kahu haben fünf Zugänge, andere wie Aloa nur drei; die zentrale Insel Elai besitzt sogar sechs.

So sieht die leicht umdesignte Neuauflage der Metallbox aus, die knapp 17 Euro kostet.
Da es nur zwölf Inseln gibt, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass man die passende bereits auf der Hand oder nachgezogen hat – was der Planung zu Gute kommt. Und für die taktische Spannung ist entscheidend, dass man nicht nur eine davon, sondern bis zu fünf gleichzeitig auslegen darf: Man kann also entweder passen, kleckerweise seine Stäbe platzieren oder in einem Rundumschlag mehrere Eroberungen vornehmen. Aber Vorsicht: Ist man danach noch handlungsfähig, weil man ja nur eine Karte nachziehen darf? Wann ist der richtige Zeitpunkt für die Offensive?

Meine Insel, mein Stein

Dieses Lauern auf den richtigen Moment sorgt für Spannung am Tisch. Vielleicht lohnt sich auch eher die Defensive?  Man kann nicht nur plötzlich expandieren, sondern den Feind empfindlich kastrieren: Damit ist das kostspielige, aber effektive Entfernen von gegnerischen Linien gemeint, wenn man zwei Karten mit den Namen der verbundenen Inseln auslegen kann – da muss man natürlich ein wenig sammeln, aber kann besetzte Wasserwege entfernen. Und falls man danach mit einer dritten Karte genau dort eine eigene Verbindung baut, können die Machtverhältnisse plötzlich gekippt werden.

Kampf um zwölf Inseln: Wer dominiert die Wasserwege?
Wer auf einer Insel mehr als die Hälfte der Wasserstraßen dominiert, gewinnt dort die Macht und stellt symbolisch seinen Kahuna-Stein auf. Sobald man das macht, werden gleichzeitig etwaige gegnerische Stäbe entfernt – und auch das kann einen Dominoeffekt auslösen. Da alle Inseln eng beieinander liegen, kann dieser Verlust dazu führen, dass sich nach einer Steinsetzung die Machtverhältnisse auf dem Nachbareiland ändern; es fehlen ja Stäbe! So kommt es zu einem taktischen Hin und Her.

Herr der Wasserstraßen

Aber am Ende kann es nur einen Kahuna-Meister geben: Es gibt drei hintereinander stattfindende Wertungen, jeweils nach dem Verbrauch des Kartenstapels: Beim ersten Mal bekommt der Führende, also der Spieler mit den meisten Inseln im Besitz, einen, danach zwei Punkte. Und schließlich gilt im Finale die Differenz der Kahuna-Steine als Punktgewinn. Wer also Runde eins und zwei verliert, und damit drei Punkte hinten liegt, kann am Ende mit fünf zu einem Kahuna-Stein noch siegen – auch das macht das Spiel so spannend.

Falls ihr gerade euren Sommerurlaub plant, solltet ihr im Koffer auf jeden Fall etwas Platz für ein Spiel reservieren – vor allem, wenn ihr zu zweit verreist. Nicht weil Kahuna für zwanzig Minuten in die Südsee entführt, sondern weil es trotz seines jungen Alters bereits ein Klassiker der taktischen Eroberung ist. Man hat die Regeln schnell verinnerlicht und kann sich danach in einen spannenden Wettkampf um zwölf Inseln stürzen, der immer wieder aufs Neue fesselt. Wer setzt seine Wasserwege cleverer? Der Glücksfaktor ist trotz der Zugkarten angenehm niedrig, die strategische Komponente dafür umso größer. Das Spiel von Günter Cornett besticht mit einem dynamischen Hin und Her zwischen kleinen Nadelstichen und großem Rundumschlag, zwischen defensiver Lauerstellung und offensiver Eroberung, wobei bestehende Machtverhältnisse immer wieder über den Haufen geworfen werden. Hinzu kommt ein Wertungssystem, das die Spannung bis zum Schluss aufrecht erhält.

Ausblick

Für alle, die eine Wertung vermissen: Wir werden hier nur unsere Highlights vorstellen. Natürlich gibt es auch in der Brettspielwelt einen bunten Mainstream und billigen Murks, aber wir haben keine Zeit für Verrisse. Das ist zunächst ein Angebot, das wir euch zusätzlich bieten. Deshalb konzentrieren wir uns auf die empfehlenswerten Vertreter und die kreativen Geheimtipps, die man vielleicht nicht in jedem Kaufhaus findet.

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