Counter-Strike - Special, Shooter, PC

Counter-Strike
14.02.2008, Gidon

Special: Counter-Strike

Counterstike.de: Unter Acht Augen

Stirbt Counter-Strike? Wir stellen die Frage nicht gerne, aber sie ist berechtigt. Mit der NGL ONE und der Gamestar Clanliga haben sich in Deutschland zwei bekannte Ligen von Counter-Strike im Spielbetrieb getrennt.

Ist das ein Trend? Ist das der Anfang vom Ende des beliebten Taktik-Shooters? Kann eSport ohne Counter-Strike überhaupt bestehen? Wie steht die Electronic Sports League als größte Liga in Deutschland dazu? Was CS-Fans im deutschen eSport erwartet, wollten wir zusammen mit den Vertretern zweier großer deutscher Ligen klären. Michael Haenisch und David Hiltscher in der ersten Ausgabe von Counterstrike.de Unter Acht Augen. 

Ich würde sagen, wir starten direkt. Uns geht es darum, unseren Lesern die Situation im deutschen eSport transparent zu machen, wie es um CS steht

 


Gidon:

Vor allem, wie die deutschen Ligen selbst die Lage um CS sehen.

 


Jörg:

Da sich ja immer mehr Ligen von CS distanzieren... Die erste Frage geht dann gleich an euch beide: Stirbt Counter-Strike im deutschen eSport langsam aus?

 


Gidon:

Bezogen auf das Profisegment oder Amateure?

 


David "Affentod" Hiltscher:

Bezogen auf Beides.

 


Jörg:

Das Interesse an Counter-Strike ist in Deutschland ungebrochen. Wir veranstalten im Jahr rund 25 Zuschauerevents in Deutschland, bei denen CS 1.6-Matches die Hauptattraktion sind. Zu unseren 20 Intel Friday Night Games kommen im Schnitt rund 1300 Zuschauer. ESL Pro Series Finals ziehen über ein Wochenende 4000-5000 Leute an, Messen wie die CeBIT (Intel Extreme Masters) oder die Games Convention (European Nations Championship) noch mal wesentlich mehr. Durch unsere Vor-Ort-Umfragen können wir ganz klar sehen, dass der überwiegende Teil der Besucher aufgrund der Counter-Strike-Matches kommt. In Counter-Strike spielen alle namenhaften Clans mit, Großsponsoren aller Art sind aktiv und wir haben echte Stars, die bei Autogrammstunden locker 400 Leute anziehen. Auch im weniger ambitionierten Bereich ist die Beliebtheit von Counter-Strike in der ESL ungebrochen. Zu jeder Tageszeit sind dutzende Gather-Matches offen, und täglich werden rund 900 Ligamatches gespielt.

 

David "Affentod" Hiltscher:

 

Ich denke, dass sich aufgrund der politischen Situation und der damit verbundenen rechtlichen Aspekte viele Veranstalter intensiv darüber Gedanken machen, ob es sich für sie lohnt weiterhin Counter-Strike und anderen Shooter anzubieten. Bei neueren Titeln besteht meist ein größeres finanzielles Interesse seitens der Publisher, die hier gemeinsam mit Hardwareherstellern das eine oder andere Spiel finanziell unterstützen. Bei älteren Titeln ist das eher nicht der Fall.

Michael "Micha" Haenisch:

Die Situation wie sich Counter-Strike in den nächsten Jahren als eSport-Titel halten wird, liegt aber auch an der Finanzierung der Ligen. Wer keine Preisgelder bietet, braucht sich darum weniger Gedanken zu machen. Ebenso kann eine Liga, die sich über die Teilnehmer finanziert an einem Titel wie Counter-Strike länger festhalten ohne hierbei auf besondere Sponsoreninteressen eingehen zu müssen. Hier kann das Einkommen über die Spieler ausreichen, dass man den Fortbestand eines solche Ligatitels auch wirtschaftlich vertreten kann.

Meiner Erfahrung nach gibt es inzwischen mehr Sponsoren, die sich für den eSport interessieren, gleichzeitig aber weniger Sponsoren, die unmittelbar mit der Unterstützung von Counter-Strike in Verbindung gebracht werden möchten.

Aus Spielersicht ist das Interesse an Counter-Strike sicherlich ungebrochen und wird sich auch durch die Entscheidung einiger Ligen nicht so schnell wenden.

 

Natürlich ist das auch eine finanzielle Frage. Ich kann dir sicher zustimmen, dass es Sponsoren gibt, die kein Interesse an Counter-Strike oder ähnlichem haben, aber das Problem hast du sogar bei Warcraft. Es gibt aber genug Sponsoren, insbesondere im Hardwaresektor, die kein Problem mit der Verbindung haben. Die interessiert die Hardcore-Zielgruppe der eSportler, die Meinungsführer, die "early adopters", und die erreicht man eben am ehesten über Shooter. Und dass Publisher neue Spiele unterstützen ist doch völlig ok, das heißt aber nicht, dass man für andere Spiele keine Sponsoren finden kann.

 


David "Affentod" Hiltscher:

Für uns klingt es manchmal so, als wäre die Angst vor einer Sponsorenpleite präsenter als die Realität. Kann das sein, das Entscheidungen dieser Art von Angst der Ligen getrieben sind?

 


Gidon:

Genauso wenig mag man in der Regel über die Situation um das Thema Shooter in Deutschland sprechen. Wenn wir beispielsweise über junge Meinungsführer sprechen, reden wir statistisch auch über Jugendliche, welche die meisten Spiele noch gar nicht konsumieren dürften, aber zu Hause schon in zu jungen Jahren mit USK16 und USK18 Spielen in Berührung kommen.

Michael "Micha" Haenisch:



Ich finde es falsch von Angst zu reden, wenn Unternehmen solche Entscheidungen treffen. Gerade in den Diskussionen mit der Community macht man sich nicht beliebt, wenn man über finanziell sinnvolle Entscheidungen eines Unternehmens diskutiert.

Vielleicht sollte man das nicht daran festmachen, dass Ligen sich von CS oder anderen Shootern verabschieden. Vielmehr sollte man sich in der Entwicklung anschauen, wie viele Ligen inzwischen ohne Shooter funktionieren und wie sich das Angebot an reinen Sport- und Strategieligen weltweit verändert.

Jedes Unternehmen muss seine Ausrichtung selbst definieren. Ich denke nicht, dass sich die Situation um Counter-Strike verändert, sondern dass sich die Situation um Shooter verändert.

 

 

Welche Probleme hat man mit Shootern? Kommt Reichweite bei den Sponsoren nicht vor Moral?

 


Jörg:

Diese Vorgänge sind sicherlich auch von Sponsoren getrieben. Aber nicht unbedingt, weil Sponsoren ganz konkret sagen, dass sie ein Problem mit Counter-Strike oder Warcraft haben. An dieser Stelle muss man einfach sehen, dass eine Veranstaltung mit USK16 oder USK18 Spielen ganz andere Jugendschutzbestimmungen auferlegt bekommt. Daher ist eher die Frage, ob Sponsoren heute mehr Geld ausgeben, damit Shooter gespielt werden können und gleichzeitig noch mit den damit verbundenen Einschränkungen leben wollen.

Michael "Micha" Haenisch:

Ich gehe hier beispielsweise von den Zusatzkosten auf einer Messe aus. In der Regel finden zu großen Finals Übertragungen statt. Der Effekt einer offenen, in der ganzen Halle mehr oder minder sichtbaren Bühne und Tribüne ist wohl nachvollziehbar anders als ein geschlossener Aufbau. Konkret entstehen hierbei erhebliche zusätzliche Kosten im Bau. Auch ist es wesentlich kostengünstiger einen offenen Spielerbereich zu bauen.

 

Hängt denn ein Counter-Strike Sponsoring allein von einem Messeauftritt ab? Generell kann ich natürlich zustimmen, dass sich Counter-Strike für Messen nur bedingt eignet, auf der Games Convention nimmt daher unsere European Nations Championship in FIFA immer eine ganz wichtige Rolle ein. Aber andererseits wäre die Community auch enttäuscht von uns, wenn wir die zusätzlichen Mühen nicht auf uns nehmen würden, um da auch Counter-Strike zu zeigen.

 

David "Affentod" Hiltscher:

                                           

 



Ohne jetzt vermessen zu klingen, aber ich denke, dass bei der CS NGL ONE eher das Problem bestand, dass man Sponsoren nicht klar machen konnte, was das denn jetzt für eine Liga ist. Im Gegensatz zur ESL Pro Series fehlte da einfach eine nachvollziehbare Struktur. Wir legen sehr viel Wert auf einen klassischen Sportaufbau. Bei uns kann sich ein Team von der Ladder aus Schritt für Schritt bis in die Intel Extreme Masters hochspielen. Dieser Unterbau der Topligen ist ein Punkt, der für Sponsoren extrem wichtig ist.

David "Affentod" Hiltscher:

Der andere Punkt ist, dass Sponsoren Onlinereichweiten sehr kritisch sehen. Wenn man es aber schafft, im Jahr 30.000 Leute auf Intel Friday Night Games zu locken, ist das ein sehr gutes Argument FÜR ein Counter-Strike Sponsoring. Wenn man keine erfolgreichen Offline-Events betreibt, bekommt man eben keine Sponsorings mehr.

Und ich möchte gerne eine Sportliga sehen, deren Offline-Events so viele Zuschauer anziehen wie ein Intel Friday Night Game mit Counter-Strike. Und ich rede hier nicht von Messen und auch nicht von Laufkundschaft in Fußballstadien oder Kinofluren, sondern von dedizierten Sport- und Entertainment Events in anständigen und angesagten Locations.

 

In der Tat gibt es Firmen die in den Markt einsteigen und eine Liga als Thema für ihren Messeauftritt sehen - auch in der Rechtfertigung für ein erstes Engagement halte ich es weiterhin für ein großes Argument.

 


Michael "Micha" Haenisch:

Was die Sponsoren über die NGL ONE sagen, wissen wir nicht wirklich genau. Was große Teile der Community zu CS sagen, wissen wir hingegen. Das Spiel ist einfach sehr populär. Micha, warum streicht die NGL ONE ein so populäres Spiel wie Counter-Strike? Als Außenstehender fragt man sich da: "Kann man sich das als Liga, die nicht so stark in der Öffentlichkeit steht wie manch andere, überhaupt leisten?"

 


Gidon:

Ich denke, dass wir mit dieser Entscheidung gut leben können. Wir reduzieren unsere Zielgruppe ganz bewusst auf Warcraft III Interessenten aus aller Welt und werden nach der Games Convention neue Spiele in die Liga aufnehmen. Das ist für uns wirtschaftlich vertretbar, also lautet die Antwort wohl Ja.

Michael "Micha" Haenisch:

Hätten wir aus anderen Gründen verkündet, dass wir WarCraft III aus der Liga streichen, würde ich wegen anderer Argumente das gleiche Gespräch führen über ein anderes Spiel. So ist das eben, wenn man ein populäres Spiel aus der Liga nimmt. Es ändert aber nichts an unseren Gründen und an unserer Argumentation.

 

Bild: readmore.de 



David, wäre es denkbar, dass die ESL Counter-Strike oder Shooter allgemein streicht, wenn man dadurch zahlungskräftige Partner an Land ziehen könnte?

 


Jörg:

Nein und Ja. Ein Counter-Strike wird es immer in der ESL geben, solange es jemand spielt, dafür haben wir dem Spiel viel zu viel zu verdanken. Auch im Pro-Bereich sehe ich die einzige Gefahr für CS 1.6 aus Richtung von Counter-Strike: Source. Der Wechsel wird irgendwann kommen, aber sicher nicht in den nächsten 2 Jahren. Also nein, Shooter wird es auf jeden Fall immer in der ESL geben.

David "Affentod" Hiltscher:

Ein kleines Ja aber in soweit, dass wir uns natürlich auch Sponsoren anpassen. Wenn ein Großsponsor gerne etwas bei uns machen möchte, dann gehen wir dafür auch Kompromisse ein. Eine ESL Pro Series oder ein Intel Extreme Masters sind für solche Firmen dann eben tabu, aber dafür machen wir dann etwas wie den Wilkinson Cup in Deutschland (mit NfS) oder die Coca Cola League in Polen (FIFA). Was spricht denn dagegen eine eigene Profiliga für Sportspiele zu machen, parallel zu den klassischen Wettbewerben wie der ESL Pro Series? Damit deckt man beide Sponsorenarten ab.

 

Welche Bedeutung billigt ihr selbst den Shootern zu? Ist der eSport nicht durch Shooter erst so groß geworden?

 


Jörg:

Auf jeden Fall ist eSport durch die Shooter groß geworden. Mitte der 90er wurde der eSport fast ausschließlich durch die Spiele der Quake-Reihe forciert. Daraus haben sich die heutigen Ligen und Clans entwickelt, und ein Großteil der Leute aus der Branche hat damals mit dem Online spielen angefangen. Der Aufschwung des professionellen eSports kam in erster Linie durch Counter-Strike, das erstmals eine große Masse an Menschen in die Ligen und auf die Public Server getrieben hat.

David "Affentod" Hiltscher:

In Kürze startet hier im Turtle-Büro ein internes "History of eSports" Turnier, bei dem alle 120 Mitarbeiter in Teams die Klassiker der eSport-Geschichte gegeneinander spielen. Los geht es mit Quakeworld, am Ende steht Counter-Strike: Source. Für uns sind FPS auf jeden Fall sehr wichtig, sowohl für unsere Liga als auch persönlich.

 

Ich bin selber kein großer Befürworter der Entwicklung weg von Shootern. Gerade bei aktuellen Titeln wie Team Fortress 2 kann man viel Spaß an neuen in Shootern integrierten Features haben.

 

Michael "Micha" Haenisch:


Ich selber Spiele vor allem Shooter und Strategiespiele, wobei Shooter überwiegen. Ich denke, dass sowohl die Shooter als auch die Strategiespiele am Erfolg des eSports maßgeblich beteiligt waren und sind.

Bild: readmore.de 



Wann plant die NGL ONE, eine Version von Counter-Strike oder einen anderen Shooter wieder spielen zu lassen?

 


Gidon:

Das kann sich je nach Interesse einzelner Sponsoren und Publisher ändern. Möglich wäre die Hinzunahme eines Shooter aber auch recht unproblematisch, wenn er ein USK12 Rating bekäme und darüber hinaus eine große Fanbase  entwickelt - was ich jedoch eher für unwahrscheinlich halte.

 

Michael "Micha" Haenisch:


Ausschließen möchte ich es nicht, dass es mal der Fall sein kann. Es ist jedoch im Moment nicht geplant Counter-Strike oder einen Shooter in die Liga aufzunehmen.

                                                

 



David, ich will bei meiner letzten Frage noch ein bisschen nachhaken. Wäre es für die ESL nicht sogar finanziell sehr rentabel, um einmal diesen Aspekt aufzugreifen, wenn man sich Counter-Strike und damit hohe Preisgelder sparen könnte?

 


Jörg:

Nein, Counter-Strike ist unser wichtigstes Spiel im Profibereich. Ohne Counter-Strike würde das Interesse an unseren Profi-Wettbewerben extrem schrumpfen, die Intel Friday Night Games würden nicht mehr besucht und wir würden einen Großteil der Starspieler verlieren. Counter-Strike ist nicht nur beliebt, man kann damit auch sehr gut professionelle und erfolgreiche Onlineligen betreiben.

 


David "Affentod" Hiltscher:

Micha, David, wie seht ihr die gesellschaftlich-politische Entwicklung in der Öffentlichkeit, wenn es um Shooter geht?

 


Gidon:

Ich sehe das sehr positiv. Wir haben hochrangige Politker wie beispielsweise Fritz Schramma (CDU), OB von Köln, die sich klar zur gesellschaftlichen Bedeutung von Counter-Strike und eSport bekennen. Manche wie Jörg Tauss von der SPD haben auch keine Probleme damit, offen zu sagen, dass sie selbst Counter-Strike spielen. Wichtig ist natürlich, dass man als Ligenbetreiber seine Verantwortung gegenüber der Community wahrnimmt, und aktiv Presse- und Lobbyarbeit betreibt.

David "Affentod" Hiltscher:

Wir haben auf jedem unserer Events zahlreiche Vertreter von Presse, Politik und Wissenschaft vor Ort, die mehr über das Thema erfahren wollen. Wenn die erstmal gesehen haben wie ein Intel Friday Night Game abläuft, wissen die ganz schnell, dass an den landläufigen Vorurteilen wenig dran ist. Von daher sehe ich da einen klaren Wandel. Presseorgane wie Spiegel oder WAZ (DerWesten.de) berichten mittlerweile über Detailgeschichten im eSport, wie Clanwechsel oder neulich der Cheatvorfall vor Gericht, anstatt wie früher zu schreiben: "eSport ist....". Das wissen die meisten Leute längst. Es wird vielleicht noch etwas belächelt, aber akzeptiert. Das merke ich auch immer wieder, wenn ich mit Leuten von außerhalb der Szene rede.

Mit Skandalgeschichten um Counter-Strike lockt man schon lange keinen Hund hinterm Ofen mehr vor. Anders siehts natürlich bei dem gewaltverherrlichenden Krams aus wie grade wieder das neue SoF. Aber damit haben wir im eSport nichts zu tun und das ist gut so.

 


Mein Vermieter (mitte 50) hatte mich z.B. gefragt was ich denn arbeite. Ich war ehrlich, und er konnte sofort damit etwas anfangen und hat mich dann über die Pro Gaming Szene in Korea ausgefragt, weil er darüber schon viel gelesen hat.

Ich denke nicht, dass die Situation in Deutschland besser wird. Gleichzeitig hoffe ich aber auch, dass sie nicht schlechter wird. Das Verbot von sog. Killerspielen ist ja lange ein Thema und ich denke, dass ein klares, langfristiges Statement gegen ein Verbot vielleicht auch die Entscheidung von Unternehmen beeinflussen kann, die erst jetzt anfangen, sich für das Thema zu interessieren.

Michael "Micha" Haenisch:

Insgesamt wird sicherlich das Verständnis gegenüber Computerspielen mit der Zeit besser werden, da viele Zocker inzwischen in ein Alter kommen, wo sie Diskussionen über Computerspiele in Unternehmen führen können und selber anfangen Kinder zu erziehen. Viele ältere Menschen werden ihre Meinung nicht mehr ändern, die jüngeren Generationen werden allerdings Computerspielen und auch Shootern offener gegenüberstehen und diesen Standpunkt wohl auch vertreten, wenn sie alt werden.

Ich hoffe, dass solche Bedenken irgendwann weitestgehend aussterben. Bis dahin muss man aber mit den Umständen leben und für sich entscheiden, wie man damit umgeht.

 

 

Auch die letzte Frage geht an euch Beide: Was könnten Clans und Spieler tun, um Shooter in der Öffentlichkeit wieder in ein besseres Licht zu setzen? Ist es überhaupt möglich, einen mit so einem negativen Image behafteten Namen wie "Counter-Strike" wieder positiv in der Öffentlichkeit zu etablieren?

 


Jörg:

Man muss auf jeden Fall zwischen Counter-Strike im speziellen und Shootern im allgemeinen differenzieren. Counter-Strike ist etwas positives, von daher ist es auch kein Problem es positiv darzustellen. Wichtig ist, dass man sachlich bleibt, wenn man mit den alten Vorurteilen konfrontiert wird. Der Spieler muss einfach deutlich machen, dass das Spiel ein Mittel ist, wie ein Sportgerät, das die Menschen zusammen bringt. CS ist ein überaus soziales Spiel, durch Voice-Kommunikation, Taktikabsprachen, etc. Und wenn man es richtig als eSport in Ligen betreibt, ist es noch viel mehr. Ein Team/Clanleader erlernt Führungsfähigkeiten, viele bringen sich Webtechnologien bei um Clanseiten zu programmieren. Je professioneller es wird, desto interessanter. Da werden Vereine und Firmen gegründet, ja ganze Existenzen aufgebaut.

David "Affentod" Hiltscher:

Diese Kompetenz/soziale Schiene ist der eine Teil. Sehr beeindruckend sind dann auch immer die Events. Viele EPS-Spieler bringen ihre Eltern mit auf Intel Friday Night Games, damit diese mal sehen, was das eigentlich ist, also eSport. Events sind eSport zum Anfassen, und da begreift man am schnellsten, warum eSport nichts schlimmes ist. Auch gut finde ich immer Sportanalogien aufzuzeigen, z.B. dass es richtige (e)Sportjournalisten gibt, eine Bundesliga, Champions League, Nationalteams, Trainer, Coaches, Vereine. Das trainiert wird, Taktiken gebaut werden. Das manche Clans Vereinsheime und Großsponsoren haben, Trainingscamps besuchen, etc.

Es gibt viele Argumente, die man bringen kann, irgendeines sticht immer. Man muss die Leute halt vor allem davon wegbringen, dass sie denken, man spiele Counter-Strike wegen der visuellen Gewalt. Daher sollte man Unbedarften das Spiel auch lieber nicht unkommentiert vorspielen. Da muss man bedenken, dass gerade ältere überhaupt keinen Bezug zum Medium Computerspiele haben und das was sie da sehen, geistig überhaupt nicht einordnen können.

 

Sicherlich ist hier die Arbeit der einzelnen Organisationen und der großen Clans gefragt, die mit Wirtschaftsunternehmen, Medien und Politik in Verbindung stehen. Hier sollte auch weiterhin eSport als Gesamtheit vermittelt werden und das schließt Shooter ein. Wir argumentieren meines Erachtens nicht anders oder weniger für den eSport als Gesamtheit als es andere Veranstalter in Deutschland tun, auch wenn uns das unterstellt wird wegen der getroffenen Entscheidung.

 


Michael "Micha" Haenisch:


Es ist meines Erachtens der falsche Weg, dass man eSport versucht auf wenige Spiele oder gar Counter-Strike zu begrenzen und davon zu sprechen, dass man sich eSport oder eine Liga ohne Counter-Strike nicht vorstellen könne.

Vielmehr sollte man vermitteln, dass zwischen Computerspielern ernstzunehmender Sport, nämlich eSport, betrieben wird und dass Counter-Strike dabei eine wichtige Rolle spielt, gerade wegen der großen Fanbase im "Breitensport".

Wir bedanken uns, auch im Namen unserer Leser, für das interessante und informative Gespräch.

 

Gidon: