Ferrari 458 Italia Racing Wheel - Special, Hardware, 360, PC, Allgemein

Ferrari 458 Italia Racing Wheel
08.01.2013, Michael Krosta

Special: Ferrari 458 Italia Racing Wheel

Die Luxus-Lenkräder von Fanatec sind ihr Geld zwar durchaus wert, doch die Preise jenseits der 300 Euro-Marke sprengen das Limit vieler Hobbyfahrer, die einfach nur zum Spaß ein paar Runden drehen wollen. Genau für diese Zielgruppe hat Thrustmaster das Ferrari 458 Italia Racing Wheel speziell für die Xbox 360 entwickelt. Aber bietet die günstige Alternative noch ausreichenden Fahrkomfort?

Guter Aufbau, gummierte Griffe, spürbarer Widerstand: Das Lenkrad liegt gut in der Hand.
Was nach dem Auspacken bereits positiv auffällt, ist die relativ gute Verarbeitung des Lenkrads: Zwar dominiert Plastik sowohl am Gehäuse als auch am Lenkrad, doch die zumindest teilweise gummierte Oberfläche garantiert neben den guten Griffmulden für die Daumen ein rutschfestes Fahrvergnügen. Die Verarbeitung lässt allerdings etwas zu wünschen übrig, denn das Lenkrad hat ziemlich viel Spiel und wirkt dadurch im Vergleich zu Highend-Modellen wackelig, ist aber dennoch zumutbar. Zu begrüßen ist der großzügige Durchmesser von 28cm, obwohl vergleichbare Logitech-Wheels wie das Driving Force GT ebenfalls in dieser Größenordnung zu finden sind. Nobel-Ausführungen wie das Thrustmaster T500 RS oder die Fanatec-Geräte bietet dagegen noch mal zwei Zentimeter mehr.

Liegt gut in der Hand

Porsche 911 Turbo S WheelDas Layout des Lenkrads kann ebenfalls überzeugen, auch wenn es durch die vielen Knöpfe auf kleinem Raum inklusive des eingebetteten Guide-Buttons auf den ersten Blick etwas überfrachtet wirkt. Spieler mit etwas größeren Händen müssen zudem mehr umgreifen, wenn sie die Knöpfe erreichen wollen. Dadurch, dass die oberen Y- und B-Knöpfe anders geformt sind als die unteren X- und A-Pendants, kann man im wahrsten Sinne des Wortes auch ohne hinzusehen ein Gefühl dafür entwickeln, welchen der leicht wackeligen Knöpfe man gerade berührt. Das Vier-Wege-Digipad wird geschickt im Engine Start-Button an der linken Unterseite des Lenkrads versteckt. Damit ist es zwar recht klein, doch kann man trotzdem präzise genug durch die Menüs navigieren. Der Manettino-Schalter auf der gegenüberliegenden Seite erlaubt in einem echten 458 Italia das Durchschalten diverser Leistungsprogramme (Sport- oder Rennmodus) und Fahrhilfen.

Der Guide-Button darf natürlich nicht fehlen. Der darunter liegende Motoren-Startknopf dient als Steuerkreuz.
Hier übernimmt er quasi die Funktion der Back-Taste, obwohl sich eine solche neben dem Start-Knopf ebenfalls auf dem Lenkrad findet. Es ist also nichts weiter als eine nette Spielerei, auf die man aber auch hätte verzichten können.

Übersichtlicher Aufbau

Weitere Lenkräder / Renn-Controller im Test:

CSR-Wheel von Fanatec

Wireless Speed Wheel

Einen Kritikpunkt stellen die beiden Schalthebel dar: Zwar bestehen sie aus Metall und wirken entsprechend robust, doch sind sie etwas zu klein geraten bzw. ungünstig positioniert. Wenn man die optimale Griffposition nicht verlassen will, kann man höchstens mit dem Zeige- und Mittelfinger schalten - oft habe ich sogar nur den Zeigefinger benutzen können. Zum Vergleich: Bei anderen Wheels liegen meist sämtliche Finger (natürlich abgesehen vom Daumen) auf den Schalthebeln für das sequenzielle Getriebe. Doch die Ursache für diese eigenwillige Entscheidung ist schnell gefunden: Thrustmaster hat unterhalb der beiden Metall-Schalter jeweils einen zusätzlichen Knopf auf der Rückseite ins Lenkrad eingelassen, mit dessen Hilfe man z.B. in Forza Motorsport 4 noch einen Blick nach links oder rechts werfen kann. Eigentlich eine nützliche Sache, wenn es nicht so gewöhnungsbedürftig wäre, sie während des Fahrens zu benutzen. Vor allem, wenn man mit einem manuellen Getriebe unterwegs ist, fühlt sich der Griff zu den beiden hinteren Knöpfen unangenehm an.

(Zu) kleine Schalthebel

In dem recht großen Plastikgehäuse wurde der vorhandene Platz leider nicht für Vibrationsmotoren genutzt.
Das größte Manko ist jedoch der Verzicht auf jegliche Feedback-Funktionen: Dass ein Lenkrad in dieser Preisklasse kein Force Feedback bietet leuchtet ein, doch hätte Thrustmaster gut daran getan, ihm zumindest eine Vibrationsfunktion zu spendieren, mit dem die Fahrer wenigstens einen Hauch von haptischer Rückmeldung bekommen, wenn sie über Randsteine brettern oder die Haftung der Reifen nachlässt. Immerhin ist durch den Wegfall von Force Feedback keine externe Stromversorgung nötig - das USB-Verbindungskabel zur Konsole sowie ein weiteres Kabel zur Pedalerie reichen aus. Mit einer Länge von gerade mal 1,70  Metern ist das Kabel allerdings knapp ausgefallen. Thrustmaster preist auf der eigenen Produktseite noch ein drei Meter langes Kabel an - eine glatte Lüge! Zumindest ist es mit dem typischen Microsoft-Stolperschutz ausgestattet, der dafür sorgt, dass die Konsole bei einem Unfall nicht mitgerissen wird. Eine kabellose Anbindung wäre natürlich wünschenswert gewesen, doch ohne eine Preisanpassung vermutlich nicht zu realisieren.

Fehlendes Feedback

Schade, denn abgesehen vom schmerzlichen Feedback-Verlust fühlt sich das Lenkrad klasse an: Bewegungen werden präzise erfasst und umgesetzt, während ein Bungee-Chord im Inneren nicht nur für eine automatische Zentrierung sorgt, sondern beim Einlenken auch einen zunehmenden Widerstand bietet. Das ist zwar nur ein schwacher Ersatz für das fehlende Force Feedback, aber immerhin besser als nichts. Der Radius beträgt 270 Grad - gut, denn die meisten Rennspiele ohne zusätzliche Einstellungsmöglichkeiten sind meist auf diesen Wenderadius genormt. Sowohl in anspruchsvolleren Titeln wie Forza Motorsport 4 oder F1 2011 als auch in flotten Arcade-Rasereien wie Project Gotham Racing 4 und Sega Rally konnte das Ferrari-Wheel überzeugen.

Die Schalthebel aus Metall sind für Spieler mit großen Händen etwas zu klein ausgefallen.
Einen Anteil daran hat auch das v-förmige Klammersystem, mit dessen Hilfe man das Lenkrad bombenfest an einem Tisch montiert. Der Durchmesser der Tischplatte darf allerdings nicht zu groß sein, damit es funktioniert. Die Ideallösung besteht selbstverständlich in der Befestigung an einem Rennsitz. Entsprechende Vorbereitungen für nötige Schrauben finden sich bereits an der Unterseite des Lenkrads. Wer sich im Rahmen von Online-Wettbewerben mit anderen Fahrern unterhalten will, findet auf der linken Seite außerdem eine Buchse zum Anschließen eines Headsets. 

Stabile Befestigung

Neben der Xbox 360 lässt sich der Ferrari-Lenker auch mit dem PC benutzen - Thrustmaster stellt entsprechende Treiber für Windows XP zur Verfügung. Unter Windows 7 und Vista funktioniert die Erkennung via Plug & Play. Schließt man das Lenkrad dagegen an eine PS3 an, wird es als unbekanntes Gerät erkannt und verweigert seinen Dienst - schade. Es ist halt immer wieder eine Krux mit den Lizenzen bei Lenkrädern.

Bei den Pedalen darf man in dieser Preisklasse nicht viel erwarten: So überrascht es kaum, dass auch hier Plastikverkleidungen zum Einsatz kommen und eine zusätzliche Kupplung neben dem Gas- und Bremspedal mit Abwesenheit glänzt. Man sollte es besser vermeiden, mit Schuhen auf die Pedale zu steigen, denn zum einen liegen sie doch recht eng beieinander und zum anderen sollte man das nicht unbedingt robuste Plastik besser etwas schonen. Vor allem das Bremspedal verfügt über einen angenehmen Widerstand, doch auch das Gasgeben lässt sich hier gut dosieren.

Pedalerie mit Tücken

Der Widerstand der Pedale ist okay. Allerdings ist die Einheit zu leicht und sollte besser an einer stabilen Bodenplatte montiert werden.
Probleme entstehen, wenn es im Spiel hektisch wird und man instinktiv mit Nachdruck die Pedale bearbeitet. In diesem Fall wird nicht nur deutlich, dass die neun Anti-Rutsch-Blöcke auf der Unterseite nicht die besten Dienste leisten. Viel schlimmer wiegt die Tatsache, dass der hintere Teil der Pedalerie nach oben schnellt, sobald man sie in brenzligen Situationen mit zu viel Kraft bedient. Erst wenn man gezielt darauf achtet, beide Füße auf der engen Platte so zu positionieren, dass man für ein gutes Gegengewicht sorgt, lässt sich das Problem umgehen oder zumindest abschwächen. Löblich dagegen, dass man an einem Kabelkanal gedacht hat, mit dessen Hilfe man die Verbindung zum Lenkrad wahlweise rechts oder links aus der Pedal-Einheit herausführen kann, ohne dass es zu unangenehmen Quetschungen des Kabels kommt. Zudem finden sich auch hier bereits Löcher für Schrauben zur Montage an einem Rennsitz.

Eigentlich ist das Ferrari-Wheel von Thrustmaster ein tolles Lenkrad zu einem bezahlbaren Preis: Es fühlt sich trotz leichtem Wackeln gut an, reagiert präzise auf Steuereingaben und bietet sowohl bei Pedalen als auch dem Lenkrad einen angenehmen Widerstand. Aber warum der komplette Verzicht auf die Rumble-Funktion? Klar, ein Force Feedback darf man in dieser Preisklasse nicht erwarten, doch hätten selbst leichte Vibrationen das Fahrgefühl ungemein bereichert, auch wenn mir die Metall-Schaltwippen etwas zu klein erscheinen und die zu leichte Pedalerie erst dann wirklich stabil ist, wenn man sie an einem Rennsitz festschraubt. Wer die Vibrationen ohnehin als störend empfindet und darauf verzichten kann, ist mit dem Ferrari 458 Italia-Wheel gut bedient, zumal es vor allem auf der Xbox 360 in dieser Preisklasse kaum Alternativen gibt. Ich würde trotzdem versuchen, ein gebrauchtes Wireless Racing Wheel von Microsoft zu ergattern, obwohl auch dieses Lenkrad seine Macken hat. Doch für mich gehört mittlerweile auch in der unteren Preisklasse zumindest eine optionale Vibrationsfunktion zur Standardausstattung eines Wheels - und für eine UVP von 79,99 Euro sollte man eine solche auch erwarten können.

Das Fazit:

Eindruck: befriedigend