PlayStation Vita - Special, Hardware, PS_Vita, PSP

PlayStation Vita
16.02.2012, Benjamin Schmädig

Special: PlayStation Vita

Was haben Sonys Vita und Nintendos 3DS gemeinsam? Beide sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken! Denn obwohl die Vita erst kommende Woche veröffentlicht wird, spielen wir bereits - Uncharted, WipEout, Lumines, Virtua Tennis, F1 2011 und mehr. In den kommenden Wochen werden wir testen, bis das Labor explodiert. Doch zunächst beantworten wir die wichtigste Frage: Was hat die Vita eigentlich auf dem Kasten?

Videospiele, Touch, Online, Style - die Vita ist der jüngste Ausbau jener "Mein Spielplatz ist mein Multmedia-Zentrum"-Philosophie, die Sony seit Einführung der PlayStation verfolgt. Anders als die Konkurrenz bei Apple und Co. richtet sie sich dabei an Spieler und kommt als ausgewachsener Handheld daher: Zwei Analogsticks sowie ein Sixaxis-Sensor sprechen die Sprache der Hardcore-Zocker. Mit zwei Touch-Oberflächen, ebenso vielen Kameras, Mikrofon und WiFi-Anbindung holt man außerdem die Generation Smartphone ins Boot. Das kann nicht einmal der 3DS, obwohl Nintendo den mobilen Touchscreen einst in diesem Bereich salonfähig machte. Sony verzichtet im Gegenzug auf einen 3D-Bildschirm.

Spieglein, Spieglein in der Hand...

Den werden Erst-Einschalter allerdings nicht vermissen, wenn sie das kristallklare Display begrüßt. 960 x 544 Bildpunkte stellt die Vita dar, was praktisch einem Verhältnis von 16:9 entspricht. Die reine Größe Bildschirms erinnert eher an ein kleines Tablet als an Smartphones oder bisherige Videospiel-Handhelds - entsprechend angenehm ist der Blick auf das übersichtliche Hauptmenü. Auch die Spiele erscheinen dank der Grafikleistung und des Bildschirms ähnlich brillant wie PS3- oder Xbox 360-Titel. Ärgerlich ist nur die spiegelnde Oberfläche: Helle Flecken wirken sich unangenehm aufs Spielgefühl aus, von direkter Sonneneinstrahlung ganz zu schweigen. Ärgerlich, dass Sony schon wieder zugunsten der Coolness auf eine entspiegelte Oberfläche verzichtet!

Die technischen Daten im Überblick

Überhaupt zeigt das Display die Grenzen eines Handhelds auf, denn größer darf ein Spielgerät nicht sein. Die Schultertasten liegen z.B. so weit über denen eines Gamepads, dass die Zeigefinger fast gerade bleiben, was ein etwas ungünstiger Winkel für schnelle Tastendrücke ist. Nur aufgrund ihrer runden Form sind die zwei Knöpfe dennoch gut zu erreichen. Letztlich ist es auch die flache Form, wegen der man die Vita nie so fest greifen kann wie ihren Vorgänger PSP oder den 3DS. Ein weiterer kleiner Nachteil: Zieht man in der S-Bahn die Vita neben einem Smartphone-Spieler aus der Tasche, kommt das gewaltig protzig rüber. Der Vorteil: Ein klares Statement, das mehr zu sagen hat als eine schnöde Touchfläche.

- CPU: ARM® CortexTM-A9-Core (4-Core)

- GPU: SGX543MP4+

- Arbeitsspeicher: 512 MB

- VRAM: 128 MB

- Bildschirme (Touchscreen): 12 cm (16:9), 960 x 544, ca. 16 Millionen Farben, OLED-Multi-Touchscreen, kapazitiv

- Rückseiten-Touchpad: Multi-Touchpad, kapazitiv

- Kameras: Frontkamera und Rückseitenkamera

- Ton: integrierte Stereolautsprecher, integriertes Mikrofon

- Sensoren: Sechs-Achsen-Sensorensystem

- Positionsbestimmung: integriertes GPS, Unterstützung von WLAN-Positionsbestimmung

Wireless-Verbindungen: Mobilfunknetz-Konnektivität (3G)

In Bewegung

Dazu gehören zwei Analogsticks, mit denen sich die Bedienung des Handhelds kaum noch von einem Gamepad unterscheidet. Mit Blick auf den guten Nintendo-Analogschieber (mit separatem Aufsatz sind es auch am 3DS inzwischen zwei) bleibt allerdings die Frage, ob die hervorstehenden Hebel beim hüllenlosen Transport der Vita nicht irgendwann zu Schaden kommen. War der Umstieg vom PSP-Schieber in Anbetracht dieser Gefahrt notwendig? Zumal das im Vergleich zu großen Dual Shock-Sticks kürzere Spiel präzise Eingaben erschwert.

Deutlich besser als beim Vorgänger gelingen Sony dafür die Richtungstasten am Digikreuz: Was vorher spürbare Druckpunkte vermissen ließ und zu tief im Gehäuse versenkt war, wird auf Vita von gut fühlbaren kurzen Wegen abgelöst - so sind genaue Bewegungen möglich. Auch die Tasten auf der rechten Seite sind zwar kleiner als am PS3-Controller, erlauben aber genaue Eingaben. Gelegentlich ist nur ihre  Entfernung zum rechten Analogstick ungünstig, weil man den schon mal ankippt, obwohl der Finger die X-Taste anvisiert. Eine ähnliche Kleinigkeit fällt in Bezug auf die Boxen auf: Ruht man die Daumen

Wer Downloadspiele kauft, den interessiert neben dem Preis vor allem eins: Wie viel Platz nehmen Dateien ein? Wir haben einige Daten gesammelt:

Kurzstrecken-Sprinter

- WipEout 2048: etwa 1611 MBdirekt neben den Analogsticks aus, blockiert man schnell mal den kompletten Sound. Abgesehen davon sind die zu tief versenkten Tasten für Start und Select sind im Dunkeln zu schwer erfühlbar. Alles in allem runden ein präzises Multitouch-Display, ein ebenso gutes Touchpad auf der Rückseite sowie die zuverlässige Neigungserkennung aber ein sehr gutes und hochwertiges Gesamtbild ab.

- Army Corps Of Hell: 658 MB

- Little Deviants: 1033 MB

- ModNation Racers: Road Trip: 1497 MB

- Reality Fighters: 683 MB

- Ridge Racer: 794 MB

- Uncharted: Golden Abyss: 3347 MB

Geladen wird die Vita über einen Sony-eigenen Eingang; bei Verlust oder Schaden muss man also stets spezielle Ersatzteile kaufen. Nur der USB-Ausgang ist universell einsetzbar, denn von Haus aus steckt er in einer zum Netzkabel erweiterten Verlängerung. Und wie lange hält der Handheld durch? Es scheint nicht die Ära der Langläufer zu sein: Unter Volllast hält Sonys Tragbare mehr als dreieinhalb Stunden durch. Zum Vergleich: Der 3DS schafft mit eingeschalteten Netzwerkfunktionen und hellstem Bildschirm zweieinhalb Stunden. Die Helligkeit der Vita ist übrigens stufenweise einstellbar.

Bei der Bedienung schwenkt vom Sony von der hauseigenen Xross MediaBar auf ein System, wie man es von Smartphones oder Tablets kennt: Anstatt über Textleitern zu klettern, tippt man auf große Symbole - die hüpfenden, farbenfrohen Blasen sind eine klare Absage an den bisherigen Sony-Minimalismus. Ein Wisch über den Bildschirm und man wechselt auf den darunter oder darüber liegenden Bildschirm. Nach links oder rechts wechselt man durch bis zu sechs gleichzeitig geöffnete Programme, von denen eins ein

Neuer Handheld, neue Benutzerführung: Sony verzichtet auf die nüchterne XrossMediaBar.
Spiel sein kann. So tippt man sich ins Musikverzeichnis, den Videoplayer oder knipst Fotos mit einer der zwei Kameras. Die Auflösung von 0,3 Megapixel macht natürlich deutlich, dass dieser Teil der Hardware vor allem als Gimmick für Spiele gedacht ist; nur für Schnappschüsse ist die Kamera mit ihrem schwachen Kontrast und matten Farben gut. Als einziges Videoformat erkennt die Vita hingegen den H.264-Codec (MPEG-4) - ein mageres Angebot für ein Multimedia-Gerät.

Blasen an den Fingern

Ähnlich wie auf PSP darf man zudem Farbe und Bild des Menü-Hintergrunds bestimmen. Man kann Symbole verschieben, installierte Downloadspiele direkt auf dem Desktop löschen., nur Ordner darf man nicht erstellen. Das ist zu Beginn nicht nötig, könnte nach dem Kauf zahlreicher Anwendungen oder Spiele aber ärgerlich sein. Lädt man die Programme über PS3, werden sie dabei über USB-Verbindung auf die Vita verschoben; die auf Konsole notwendige Installation fällt nicht an.

Der Zugang zum Sony Entertainment Network (SEN, ehemals PSN oder PlayStation Network) erfolgt ähnlich wie von PS3 gewohnt: Ist ein Access Point in der Nähe, loggt sich die Vita automatisch ein oder zeigt alle verfügbaren Anschlüsse an. Die Handheld-Variante, die sowohl über 3G als auch WiFi verfügt, kann selbstverständlich jederzeit online sein - nur das WiFi-Modell benötigt einen Access Point. Downloads ab 20 MB müssen jedoch aufgrund der Datenmenge ohnehin über WiFi geladen werden. 3G dient vor allem dem Aufspüren anderer Vita-Spieler, dem Senden und Empfangen von Nachrichten sowie dem Verschicken von Herausforderungen oder anderer Spielinhalte. Die dazugehörige

Die größten Stärken

So nah und doch...

- nahtlose, umfangreiche Online-AnbindungGPS-Anbindung gibt es ausschließlich auf 3G-Vitas. Als erstes PlayStation-System bietet Vita außerdem einen Sprach-Chat, der ähnlich wie Xbox Live Party unabhängig vom Spiel läuft. Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass für die Nutzung der 3G-Funktionen ein entsprechender Mobilfunkvertrag unabdingbar ist und dass sowohl für den Download als auch zum Spielen notwendige Speicherkarten derzeit unverschämt teuer sind.

- umfangreiche Bedienmöglichkeiten

- zahlreiche Multimediafähigkeiten

- visuelle Darstellung knapp unter PS3-Niveau

Was uns Nerven gekostet hat, ist die Plattform, auf der geteilte Spielgegenstände und weitere Informationen gesammelt werden: Near. Dort sieht man u.a., welche Spieler im Umkreis von zehn Kilometern welches Spiel spielen, welche Herausforderungen man entdeckt, welcher Freund welche Erfolge erspielt hat oder wie beliebt ein Titel bei welchen Spielern ist. Man erkennt sogar, wo sich diese Spieler im Verhältnis zur eigenen Position befinden. Anders als in guten Smartphone-Anwendungen mit Ortsbestimmung wird die Landkarte allerdings nicht ständig aktualisiert, so dass man nie weiß, ob links in

Spiele wie Escape Plan könnten zeigen, warum moderne Handhelds zwei Touchscreens brauchen. Ob die Vita auf diese Art dauerhafte Fußspuren hinterlassen kann?
Wirklichkeit vorne, hinten, rechts oder tatsächlich links ist. Natürlich ist diese Information zweitrangig - verwirrend ist das Konzept dennoch. Überhaupt wirkt die gesamte Bedienung undurchsichtig: Man wechselt von großen Knöpfen zu verschiedenen Arten einer Vertikal-Navigation wieder zu ganz anderen Knöpfen und weiß zu Beginn nie genau, wie die Anzeigen miteinander verbunden sind. Zum Glück ist die Verwaltung der Freundesliste von Near getrennt und selbstverständlich darf man die über Near geteilten Informationen einschränken.

Vier Prozessorkerne und die bislang größte Vielfalt an Eingabemöglichkeiten: Die Vita-Spiele müssen rocken! Sony verspricht das PS3-Erlebnis im Kleinformat - löst die Vita dieses Versprechen ein? Über weite Strecken kommt der Handheld seinem großen Bruder in der Tat sehr nahe. Uncharted: Golden Abyss erinnert an die erste PS3-Episode der Serie. WipEout 2048 protzt mit schicken Explosionen und Lichteffekten, Super Stardust Delta mit einer Vielzahl an Asteroiden und für FIFA scheint EA das Konsolenspiel lediglich in der Größe geschrumpft zu haben. Nicht

Die größten Schwächen

Das Fenster zur Konsole

Und man muss genau hinschauen - denn echte PS3-Qualitiät erreicht die Vita nie. So gut die besten Starttitel aussehen, so deutlich stecken sie im Konsolenvergleich zurück: vor allem bei der Schärfe der Texturen sowie der Anzahl der Polygone. Nein, die Vita ist keine PS3. Dennoch steckt viel starke Technik drin und ähnlich wie bei PSP und 3DS macht der relativ kleine Bildschirm einige Schwächen ungesehen. Was die einzelnen Spiele auf dem Kasten haben, muss man dabei im Detail betrachten. Und wir sind dran! Wir spielen seit Tagen - die ersten Tests gehen in Kürze online.

- hohe Anschaffungskosten

- kleine Schwächen in der Bedienung

- viele Spiele bislang Umsetzungen oder gewöhnliche Weiterentwicklungenjedes Spiel hat die Technik im Griff: Ridge Racer leidet z.B. unter ärgerlichem Dauerstottern. Diesen Fehler muss man allerdings den Entwicklern zuschreiben.

Die hochwertige Verarbeitung, das kristallklare Bild und das vollwertige Angebot aller für Spieler wichtigen Bedienelemente: Sony kann das Versprechen des PS3-Erlebnisses tatsächlich halten - über weite Strecken jedenfalls. Grafisch ist die Vita der großen Konsole knapp unterlegen und faktisch fehlen ihr zwei Schultertasten zum kompletten Gamepad. Im Gegenzug punktet sie allerdings mit einer komfortablen Menüführung sowie einem zweiten Touchpad. Sie verbindet die leichte Einfachheit eines Smartphone mit den Anforderungen der Hardcore-Zocker. Überhaupt zeigt die Vita nach den ersten Tagen zunächst eins: unheimlich viel Potenzial! Noch müssen Spiele und Anwendungen die Möglichkeiten auch nutzen. Kann Sony mit kleinen Titeln im "neuen" SEN tatsächlich Apple & Co. angreifen? Laufen die Verkaufszahlen erneut so sehr schnell auf Grund, dass bald kaum noch Spiele erscheinen? Vita-Spieler werden jetzt schon unkompliziert und direkt miteinander verbunden - doch wie sieht es mit der kommenden Facebook-Anbindung aus? Und ganz wichtig wird auch sein: Setzt sich der Handheld so deutlich von seinem PS3-Verwandten ab, dass Konsolenspieler überhaupt Lust auf die kleine PS3 bekommen? Der erste Eindruck und die ersten Spiele hinterlassen ein gutes Gefühl: Die Vita hat unheimlich viel auf dem Kasten! Wir sind gespannt, wie es weiter geht.

Einschätzung: sehr gut