Quake - Special, Shooter, PlayStation5, XboxSeriesX, PC, Switch, Spielkultur, XboxOne, PlayStation4

Quake
20.06.2012, Benjamin Schmädig

Special: Quake

Eindringlich - einzigartig

Die orchestrale Musik oder der Synthesizer alter Schule: Meist kennt fürs Spiel komponierte Musik nur zwei Schubladen. Viel zu selten rockt sie hart, schwingt sie jazzig oder hämmert sie krank. Nur wenige Spiele brechen aus und wagen sich in ungewöhnliche musikalische Sphären. Eins davon ist Quake (ab 8,99€ bei GP_logo_black_rgb kaufen) - komponiert vom Industrial-Rocker Trent Reznor alias Nine Inch Nails.

Es ist kein Zufall, dass verschiedene Munitionskisten in id Softwares Shooter-Oldie die Aufschrift "NIN" tragen: Das Kürzel ist Zeuge der Zusammenarbeit zwischen John Carmacks Entwicklerstudio und Trent Reznor, der als Nine Inch Nails längst Musikgeschichte geschrieben hat. Immerhin schrieb Reznor nicht nur den Titelsong,

sondern machte das gesamte Spiel zum beschwerlichen Höllentrip.

Verstörende Klangbilder

Buchstäblich "beschwerlich", denn seine mystische Elektronik breitet sich wie ein mächtiger Schatten über der grausamen Horroraction aus. Fremdartige Schreie kreischen durch die kruden mittelalterlichen Flure aus Holz, Stein und Eisen, ein mechanischer Puls treibt den Herzschlag an. Ein verzerrtes Winseln, ein fernes Poltern, ein ständiges Zurren wie aus geladenen Hochspannungsmasten: Mal steht man alleine in einer stählernen Folterkammer und lauscht jedem Geräusch vor der verriegelten Tür, mal streift man um einen finsteren See, während unsichtbare Kröten aus seltsamer Kehle unken.

Reznors Quake ist ein Experiment, das die Grenze zwischen akustischem Kulissenbau und musikalischer Begleitung neu auslotet. Die Interpretation ist Sache des Spielers - die Wirkung in jedem Fall eine furchteinflößende Fremde. Seinen prägenden Stempel drückt der Soundtrack im dritten Titel, "The Hall of Souls" auf: Was mit unheimlichem Flüstern und einer verzerrten Stimme beginnt, schleicht bald als kratzender Bass wie ein schwarzes Untier über den Boden. Fast fünf Minuten schleppt sich das Stück so voran, dann hämmert ein helles Klopfen plötzlich mit unnachgiebiger Monotonie über dem verstörenden

Verfügbarkeit

Reznor komponiert "Angst"

Eine offizielle Titelliste haben dabei weder Trent Reznor noch id Software veröffentlicht. Stattdessen gaben Fans den Stücken Namen, so dass eine offizielle inoffizielle Titelliste zustande kam.Höhepunkt. So eindringlich kann moderne Musik "Schrecken" buchstabieren!

Einzeln ist die Musik des Horror-Oldies leider nicht erhältlich. Muss sie allerdings auch nicht - immerhin befinden sich sämtliche Musikstücke, wie es damals Gang und Gebe war, als CD-Audiotitel auf der CD.

Auch das Titelthema - ein kraftvoller Kehrreim, der nach einer brutalen Todesszene in den Vorspann eines Slasher-Films überleiten könnte - setzt satte Akzente. Es appelliert zwar eher an die Überlebensinstinkte des blutdürstenden Alphamännchens, anstatt die grausige Umgebung zu schildern, untermauert damit aber die zweite Seite der Horroraction ganz trefflich.

Schade, dass Trent Reznor seine unheilvolle Klangwelt über weite Strecken in Endlosschleifen steckt und nur Nuancen variiert. Seine Symbiose aus Melodie und verstörenden Geräuschen ist deshalb allerdings nicht weniger eindrucksvoll. Wie kaum ein anderer drückt er einer virtuellen Welt seinen Stempel auf, ohne sich in den Vordergrund zu spielen. Und das gilt bis heute. Bis BioShock, Resident Evil oder Dead Space, die hinter klassischer Untermalung Schutz suchen, indem sie Hollywood kopieren. Die Musik zu Quake ist sowohl mit als auch ohne Spiel ein eindringliches Experiment - ein einzigartiger Soundtrack, an dem sich Spielekomponisten bis heute messen sollten!

Einschätzung: ausgezeichnet