Metal Gear Solid: HD Collection - Special, Action-Adventure, 360, PlayStation3, PS_Vita

Metal Gear Solid: HD Collection
29.06.2012, Michael Krosta

Special: Metal Gear Solid: HD Collection

Anfang des Jahres spendierte Konami seinem legendären Schlangen-Schleicher eine Modernisierung und brachte dabei nicht nur den PSP-Ableger Peace Walker auf die Konsolen, sondern auch die beiden Teile Snake Eater & Sons of Liberty mit hochauflösenden Grafiken und Videosequenzen im Vollbild auf die PS3 und Xbox 360. Für die Vita-Umsetzung der MGS HD Collection brauchte man etwas länger, um die Spiele auf die Fähigkeiten des Handhelds anzupassen und Kojimas Transfarring-Konzept in die Tat umzusetzen. Hat sich der Aufwand gelohnt?

Bestand die Sammlung auf den Konsolen noch aus insgesamt drei Spielen, wird bei der Vita aus dem Trio ein Duo, denn der erfrischende PSP-Einsatz Peace Walker wurde ersatzlos gestrichen. Schade, denn dieser Ableger wurde bekanntermaßen für das mobile Spielen konzipiert und hätte daher auch auf der Vita für eine Bereicherung gesorgt. Immerhin kann man sich den Titel über das PSN nachträglich kaufen, doch bekommt man dort „nur“ die PSP-Version und nicht die überarbeitete HD-Variante. Frech: Konami bietet trotz der Streichung die Vita-Fassung der Collection fast zum gleichen Preis an wie auf den Konsolen. Hätte man als Ausgleich nicht wenigstens einen Download-Code für Peace Walker oder den PSone-Klassiker Metal Gear Solid beilegen können? Es wirkt etwas gierig - vor allem für Spieler, die sowohl eine PS3 als auch Vita besitzen und die Transfarring-Funktion nutzen wollen, mit deren Hilfe man einfach die Spielstände zwischen beiden Plattformen hin und her schaufeln kann. Es wäre schön gewesen, PS3-Käufern der HD Collection mit einem Rabatt-Code für die Vita-Version entgegen zu kommen, denn de facto bekommt man die gleichen beiden HD-Remakes (inklusive Bonusinhalten wie die Snake Tales sowie beide MSX-Teile), die man jetzt halt auch unterwegs (weiter)spielen kann.

Kein Friedensgänger

Metal Gear Solid 3: Subsistence (Test)Die Qualität der Umsetzungen ist allerdings hervorragend: Im Gegensatz zur 3DS-Version von Snake Eater, deren Anforderungen Nintendos Handheld technisch offensichtlich nicht ganz gewachsen war, überzeugen die beiden Schleicheinsätze auf der Vita mit einer flüssigen Darstellung - sowohl im Spiel als auch den packenden Zwischensequenzen im Vollbild, in die man sogar jederzeit via Touchscreen hinein zoomen darf.  

Gewohnte Qualität

Darüber hinaus ersetzt er die beiden zusätzlichen Schultertasten des PS3-Controllers, die der Vita bekanntlich fehlen: Waffen und Ausrüstung werden hier durch das Berühren des Bildschirms ausgewählt, was ich nicht ganz so komfortabel finde wie früher. Auch beim Verarzten des Helden in Snake Eater kommt der Touchscreen zum Einsatz. Gerade in diesem Teil der Reihe ist das häufige Nutzen des Start- und Select-Knopfes nervig, da man ständig sein Tarnoutfit ändern oder Nahrung zunehmen muss. Ja, das war damals auf den Konsolen auch nicht anders, doch lassen sich die beiden Knöpfe dort sehr viel komfortabler bedienen als die kleinen Pendants auf Sonys Handheld.   

Raiden sorgte bei seiner Premiere als Snake-Ersatz für viel Unmut unter den Fans.
Etwas aufgesetzt wirkt zudem die Implementierung des hinteren Touch-Feldes: Mit entsprechenden Fingerbewegungen kann man jetzt z.B. langsam hinter der Deckung um die Ecke spähen, sich auf die Zehenspitzen stellen oder nach dem Hangeln wieder hochziehen. Auch das Umsehen, wenn man sich in einem Spind versteckt hat, erfolgt alternativ mit dem Griff nach hinten. Leider ist die Mechanik nicht nur gewöhnungsbedürftig, sondern auch extrem fummelig und damit sicher keine Bereicherung. Das gilt auch für Snake Eater, wo sogar die CQC-Aktionen bei Nahkämpfen über das Bedienfeld auf der Rückseite ausgeführt werden können. Wenigstens werden die Aktionen dem Spieler nicht aufgedrängt, sondern nur als Alternative angeboten. Mir ist in den erwähnten Spind-Momenten allerdings öfter passiert, dass ich mich durch das Festhalten der Vita ungewollt umgesehen oder im Dschungel von Snake Eater aus Versehen um mich geschlagen habe, denn deaktivieren lässt sich der hintere Touchscreen leider nicht. Zudem wurde auf ein Tutorial verzichtet, das die Touchelemente erläutert - hier hilft nur der Blick ins digitale Handbuch oder Ausprobieren.

Rückgriff als Rückschritt

Rauchen ist nicht immer tödlich - hier kann der Rauch einer Zigarette sogar Leben retten.
Scheinbar wollte man sich in diesem Zusammenhang neue Sprachaufnahmen sparen, die sich schon bei der 3DS-Version von Snake Eater aufgrund der hörbaren Unterschiede nicht harmonisch in die alten Dialoge eingefügt hatten. Zwar wurden auch für die Vita-Version einige Sätze neu eingesprochen, doch sind Lautstärke und Qualität hier nahezu identisch mit den bestehenden Aufnahmen, so dass man sie kaum als solche wahrnimmt. Doch viele Veränderungen waren hier im Gegensatz zur 3DS-Fassung ohnehin nicht nötig, da das Knopf-Layout der Vita nahezu der PS2-Vorlage entspricht und weniger systemspezifische Anpassungen vorgenommen wurden wie bei der Umsetzung für Nintendos Handheld.    

Weniger Aufwand nötig

Naturgemäß muss man auf der Vita auf ein Element verzichten, das gerade bei den Metal Gear Solid-Spielen einen gewissen Teil zur Atmosphäre beiträgt: der Rumble-Effekt. Wo auf den Konsolen noch der Controller in den Händen pocht und vibriert, bekommt man auf dem Handheld höchstens ein akustisches Feedback wie lautes Herzklopfen geboten, doch mit dem fehlenden Rumble geht ein kleiner Teil der Spannung verloren.

Sensible Steuerung

Ein weiteres Problem, das auf der 360 und PS3 weniger ins Gewicht fällt als hier, ist das Fehlen einer Sensibilitätseinstellung für die beiden Analogsticks, die sogar auf dem 3DS angeboten wurde. Zwar kann man sich daran gewöhnen, doch vor allem bei Snake Eater ist mir die Steuerung etwas zu sensibel, was das Zielen und langsame Schleichen schwieriger gestaltet als auf den Konsolen.

Big Boss und Eva auf der Flucht...
Doch Transfarring sei Dank kann man jederzeit an die PS3 zurückkehren und einfach dort weiterspielen, wo man bei der Vita aufgehört hat. Die Spielstände beider Versionen sind voll kompatibel und lassen sich einfach untereinander austauschen. Vor allem Abonnenten von PlayStation Plus sind fein raus: Die laden die Dateien einfach an dem einen Gerät in die Cloud hoch und am anderen wieder runter. Und alle anderen? Die bekommen laut unverständlichen Beschreibungen im Handbuch die Möglichkeit, Spielstände auch über eine Wi-Fi-Verbindung zu übertragen. Doch wie setzt man Ausführungen wie „Aktivieren Sie Wi-Fi auf dem PlayStation 3-System“ bloß um? Auch die Hinweise im Spiel zum Thema „Datenübertragung über Wi-Fi“ stiften eher Verwirrung als zu helfen. Ich habe schon so ziemlich alles versucht…war sogar kurz vor der Verzweiflung, denn ich landete immer wieder in der Sackgasse, weil keine Verbindung zwischen PS3 und Vita zustande kommen wollte und konnte.Lösung bringt erst ein 285 MB großes Update, das die Transfarring-Option auch in das Hauptmenü der beiden PS3-Versionen integriert und pünktlich zum Release der Vita-Version zur Verfügung steht. Der Tausch von Spielständen über die Wi-Fi-Verbindung funktioniert kinderleicht - wenn auch nicht ganz so unkompliziert wie zwischen PS3 und PSP, denn die Dateien lassen sich hier ausschließlich verschieben, nicht aber kopieren. Wer die Übertragung einmal vergisst und hofft, einfach mit dem letzten Spielstand auf dem jeweiligen Gerät wieder einsteigen zu können, schaut in die Röhre. 

Vorteil: Spielstandtausch

Die richtige Tarnung ist im Dschungel das A und O.
Der größte Vorteil der Vita-Version ist auch ihr größter Nachteil: Wer von der sinnvollen Transfarring-Funktion Gebrauch machen und Spielstände zwischen PS3 und der mobilen Konsole tauschen will, muss sich beide Sammlungen zum nahezu gleichen Preis anschaffen - das riecht ein bisschen nach Abzocke, zumal Metal Gear Solid: Peace Walker bei der Vita-Version fehlt! Trotzdem ist die HD Collection für sich alleine betrachtet auch auf dem Handheld der Hammer - immerhin bekommt man zwei fantastische Umsetzungen von Snakes großen PS2-Schleicheinsätzen plus die beiden MSX-Klassiker, die den Grundstein für den Erfolg der Serie legten. Als Besitzer beider Systeme würde ich es mir zwei Mal überlegen, ob ich mir für den Transfarring-Luxus unbedingt beide Versionen zulegen muss. Wer aber nur eine Vita besitzt, sollte sich die Metal Gear Solid HD Collection auf gar keinen Fall entgehen lassen!

Fazit:

Eindruck: sehr gut