The Great Giana Sisters - Special, Plattformer, Spielkultur, PC
Ganz schön dreist
Als ich mit den beiden Schwestern zum ersten Mal auf meinem C-128 losgezogen bin, war ich mir dessen gar nicht bewusst. Mit Konsolen hatte ich damals nichts am Hut - weder die Geräte noch die Spiele haben mich interessiert. Mein Kommentar, als ich Mario zum ersten Mal auf einem NES in Aktion sah, war dann auch sinngemäß „Häh? Das ist ja genauso wie Giana Sisters“.
Ja, denn Giana stand ihrem „Onkel Mario“ in fast nichts nach, denn nicht nur grafisch waren sich die Titel sehr ähnlich, sondern auch die Spielmechanik und Teile des Gegnerdesigns wurden nahezu 1:1 übernommen. Da sind die Blöcke, die sich entweder zerstören lassen oder Diamanten statt Münzen offenbaren, wenn Giana mit ihrem Kopf gegen sie springt. Und manchmal verstecken sich im Inneren sogar die ganz besonderen Extras, die das kleine blonde Mädchen in ein Power-Girl mit Punk-Frisur verwandeln und ihm die Fähigkeit verleihen, Gegner nicht nur durch einen beherzten Sprung von oben, sondern auch gezielte Schüsse auszuschalten. Doch wehe, die junge Dame wurde zuerst erwischt, stürzte in einen der zahlreichen Abgründe oder schaffte es nicht mehr vor Ablauf des Zeitlimits zum Ausgang: Dann war nicht nur eines der wenigen Leben futsch, sondern man war auch alle Extras wieder los, was vor allem in den höheren Stufen das Überleben noch schwieriger gestaltete.
Der Klassiker schlechthin
Nachdem Giana Sisters vom Markt verschwand, wurde aus dem ursprünglichen Nachfolger Giana 2 mit Hard’n’Heavy ein inoffizielles Sequel. Die Sprites der Schwestern wurden durch zwei Roboter ausgetaucht, doch das Spielprinzip war ähnlich. Allerdings wich die kunterbunte Spielwelt einem futuristischen Schauplatz. Eine Begeisterung wie bei Giana Sisters konnte Hard’n’Heavy trotzdem oder deshalb nicht entfachen.Chris Hülsbeck trug mit seinen Melodien ebenfalls zur Erfolgsgeschichte bei: Angefangen beim Titelbildschirm über das Hauptmenü (…in dem „Giana“ fälschlicherweise „Gianna“ geschrieben wird) bis hin zu den beiden Themen im Spiel und der Highscore lieferte der deutsche Soundmagier eingängige Melodien, an im Gedächtnis vieler Spieler von damals haften geblieben und auf dem Rainbows-Album mit Synthesizern modernisiert worden sind. Zudem wurde das Thema von vielen Musikern für eigene Versionen aufgegriffen - u.a. fand sich schon vor Jahren eine Metal-Variante von Machinae Supremacy im Netz. Eine Idee, die von Twisted Dreams jetzt weitergeführt wird, denn hier wurden die schwedischen Musiker von Anfang an in das Projekt involviert und tragen neben Chris Hülsbeck und Fabian del Priore mit Gitarren-Riffs zum Soundtrack bei.
Ohrwurm-Garantie
Obwohl es nach der Verbannung aus dem Handel schlecht aussah für Giana Sisters, bin ich froh, dass sich der Bekanntheitsgrad und die Popularität bis heute gehalten haben - hier hat die Verbreitung von Raubkopien rückblickend betrachtet tatsächlich zu etwas Gutem beigetragen. Und dass die Fans des Duos durchaus bereit sind, für den Hüpfspaß zu zahlen, hat die erfolgreiche Kickstarter-Kampagne bewiesen. Und auch Nintendo hat den Deutschen spätestens mit der Erlaubnis des Handheld-Ablegers Giana Sisters DS mittlerweile verziehen.
Nicht tot zu kriegen