DmC: Devil May Cry - Special, Action-Adventure, 360, PC, XboxOne, PlayStation3, PlayStation4

DmC: Devil May Cry
15.01.2013, Benjamin Schmädig

Special: DmC: Devil May Cry

Das Tor in eine einzigartige Klangwelt

Aus der elektronischen Musik sind sie längst nicht mehr wegzudenken: Noisia. Mit ihrem mächtigen Sound mischen die drei Niederländer moderne Tanzflächen auf. Und nicht nur die! Längst donnern ihre Beats auch in Videospielen – Sony nutzte sie für Gran Turismo sowie WipEout und überließ den "Technokraten" sogar acht Stücke in MotorStorm: Apokalypse. Doch den ganz großen Coup landen sie erst jetzt, denn das Trio schrieb fast die komplette Musik für Devil May Cry.

Was sollen die Spieleentwickler auch machen, wenn sie eine Serie neustarten, die mit Bayonetta gerade erst einen starken Konkurrenten bekommen hat? Wir erinnern uns: Bayonetta war das Spiel, dessen Heldin zu japanischem Pop und Orchestergewitter martialisch tanzte. Traf nicht jedermanns Nerv, hinterließ bei allen aber einen bleibenden Eindruck. Sprich, da musste das neue DMC drüber. Popmusik kam aus offensichtlichen

Gründen nicht in Frage, dem Orchester fehlt der Pepp des modernen Dämonenmärchens – bleibt irgendwas zwischen harter Elektronik und schwerem Metall...

Starke Combi

Und genau da kommen Noisia und Combichrist ins Spiel. Immerhin textete auch Andy LaPlegua, Frontmann und Mastermind Letzterer, einige Stücke. Noisia zeichnet allerdings für das Gros verantwortlich. Drei Stunden Musik haben die Holländer komponiert; etwa die Hälfte veröffentlichen sie auf ihrem Soundtrack. Dass sie gelegentlich mächtig Dampf aufwirbeln, ist dabei kein Geheimnis –interessanter ist, wie gut sie Filmszenen untermalen und atmosphärisches Erkunden begleiten können.

Immerhin bestehen die wenigsten der satten 36 Titel aus krachendem Bosskampf-Material. Meist döst die schräge Limbo-Welt brummend vor sich hin ("The Flood"), hält geheimnisvoll inne ("Secret World"), knarzt sich durch den Spannungsaufbau ("The Tower") oder flirtet einmal gar mit ihrer 16Bit-Vergangenheit ("Arcade Machine"). Ein wenig leidet ein solches Stimmungswabern immer ohne dazugehörige Bilder, weil es recht gesichtslos vorüberzieht. Er erzeugt aber eine mysteriöse Unruhe, die sich angenehm

Ein Spiel - zwei Soundtracks

Vom Dancefloor ins Pantoffelkino

Die im Moment exklusive Capcom-Edition lässt es richtig krachen: Jeweils eine halbe Stunde lang geben erst Noisia, dann Combichrist Vollgas. Ruhige atmosphärische Stücke gibt es nicht. Bei den Noisia-Tracks handelt es sich dabei um ähnliche Titel wie sie hier besprochen wurden - die Stücke wurden allerdings anders arangiert.

Während Noisia die von ihnen geschriebe Musik auf einem eigenen Soundtrack veröffentlichen, wurde auch die Musik von Combichrist veröffentlicht: Wer das Spiel direkt bei Capcom bestellt, erhält das entsprechende Album.

Ein Hörbeispiel gibt es übrigens unter diesem Link .von den Orchestern und Synthesizern anderer Soundtracks abhebt. Akzente setzt Noisia, wenn "Remember Us" mit wenigen Klavieranschlägen in Dantes Vergangenheit abtaucht oder "Kat's Theme" sehr behutsam die Seele seiner Begleiterin berührt.

Und dann sind da natürlich Brecher vom Schlag eines "Mundus Theme", "The Trade" oder "Poison Theme": mal schnelle, meist schwere Elektronikstücke von Drum ’n‘ Bass bis Dubstep. Mal stolpern sie durchs Chaos, mal wuchten sie eine Dampfwalze umher - auch hier ist es vor allem der kraftvolle Sound, der der Musik viel Gewicht gibt. In "Lilith's Club" besinnen sich die Niederländer schließlich so deutlich auf ihre Wurzeln, dass man den im Stroboskop flackernden Nebel beinahe riechen kann. Einige dieser Tracks gehören zu den stärksten, die sie in den vergangenen Jahren produziert haben!

Also: Kann eine Dancefloor-Kombo atmosphärische Spielszenen untermalen? Kann sie! Es bleiben zwar wenige Melodien hängen, weil das Gros ruhige Szenen untermalt und das allgemeine Entdecken beschreibt. Ähnlich wie Daft Punk aber für Tron: Legacy einen herausragenden Soundtrack schufen, errichten Noisia eine einzigartige Klangwelt. Komposition und Instrumentalisierung sind nicht nur ungewöhnlich fürs Spiel – sie sind auch für sich beeindruckend. Vor allem aber schreibt das Trio dem neuen Dante ein paar richtig mächtige Nummern auf den Leib: Spätestens wenn die Elektrokünstler alle Regler aufdrehen, drücken sie Devil May Cry mit ungeheurer Kraft ihren Stempel auf!

Einschätzung: sehr gut