The Last of Us - Special, Action-Adventure, PlayStation5, PlayStation4, PlayStation3

The Last of Us
07.06.2013, Benjamin Schmädig

Special: The Last of Us

Ein leises Kleinod

Diesen Namen kennt kaum einer: Gustavo Santaolalla. Was vor allem deshalb bemerkenswert ist, da der Argentinier schon zweimal in Folge den Oscar der Filmmusik gewann. Mit Brokeback Mountain und mit Babel setzte er sich gegen keine Geringere als John Williams und Philip Glass durch. Und mit The Last of Us (ab 20,00€ bei kaufen) hätte er einmal mehr alle Chancen auf die Auszeichnung!

Die Arbeit an "seinen" Filmen macht deutlich, warum sich Naughty Dog für diesen Komponisten entschieden hat: Die leisen gefühlvollen Töne trifft Santaolalla mit bemerkenswerter Präzision. Und die Entwickler des Spiels wollten kein rasantes

Actionfeuerwerk entzünden. Sie wollten glaubwürdige Figuren in einer unnatürlich harten Realität darstellen.

Der Spieleoscar

Trommelwirbel und tosendes Orchester kämen der menschlichen Geschichte in die Quere – stattdessen gibt das behutsame Spiel einer Charango hier den Ton an. Wie ein einsamer Wanderer am Lagerfeuer in einer postapokalyptischen Einöde zupft Santaolalla die Saiten . Eine ferne Sehnsucht liegt in der leisen Melodie, mit der "The Last of Us" das tragende Thema vorstellt, das er in vier gleichnamigen Titeln entwickeln wird. Eine eindringliche, beinahe improvisierte Klangfolge.

Die Ruhe und Einsamkeit ziehen sich durch den gesamten Soundtrack. Santaolalla schlägt gerade so viele Noten an, um den Raum mit Leben zu füllen. Wie ein Nachhall verliert sich das Charango in einer warmen Leere, die den Hörer und die Protagonisten mit ihren Emotionen zurücklässt. Tatsächlich erinnert The Last of Us an sein früheres Babel, dessen Figuren sich ebenfalls in einer ihnen emotional fernen Welt zurechtfinden müssen. The Last of Us ist allerdings stärker, weil es sowohl Resignation als auch Hoffnung vermittelt. Die Musik streicht sanft über die Wunden der Alleingelassenen.

Die Wunden der Zurückgelassenen

Ein einzelnes Cello unterstützt die "südamerikanische Gitarre" nicht nur in einer gleichnamigen Variation des Themas; in "All Gone" scheint es sich wie unter Schmerzen zu krümmen. In "Vanishing Grace (Childhood)" blickt ein kleines Orchester leise lächelnd in

Hörprobe und Verfügbarkeit

Gedankenverloren

Auf Sonys SoundCloud-Seite kann man Teile der Musik schon jetzt anhören.die Vergangenheit. Ganz selten macht die Musik sogar Mut – wenn sie in "The Path" etwa hoffnungsvoll nach vorne blickt. Oft lädt sie wie in "The Choice" zum Nachdenken ein, wenn das Charango zwischen wenigen Anschlägen in Gedanken verloren scheint.

Ähnlich wie das Spiel wird auch der Soundtrack ab der kommenden Woche erhältlich sein. Die Musik erscheint allerdings drei Tage vor dem Spiel, also am 11. Juni.

Und natürlich gibt es in The Last of Us auch Spannung und Action. Dann schreibt Santaolalla die Gefahr oft mit der Lautstärke ganz langsam in die Höhe. So beginnt die Percussion in "I Know What You Are" als leises Rauschen, schwillt binnen einer Minute aber zu einem großen Hornissenschwarm an. In "Breathless" warnt ein unheilvolles Brummen vor einer gruseligen Bedrohung. Hier registriert man nicht, dass gerade ein Kampf stattfindet; man kann förmlich sehen, wie die Gefahr Schritt für Schritt näher rückt.

So unscheinbar der Soundtrack von Gustavo Santaolalla scheint, so eindringlich setzt er sich im Ohr fest. Er braucht keine Vielzahl an Themen; er beschreibt mit wenigen "Worten", was manche mit dem Roman eines gewaltigen Orchesters nicht ausdrücken. Die Musik spiegelt einen Teil der menschlichen Seele wider. Sie erzählt von Sehnsucht, von Trauer und von Hoffnung, ohne auf die Tränendrüse zu drücken. Santaolalla erschafft um ein oft einsames Charango eine große Welt glaubhafter Emotionen. Von der außergewöhnlichen Instrumentalisierung bis hin zu den starken Gefühlen: The Last of Us ist ein leises, aber wichtiges Kleinod der Spielemusik!

Einschätzung: ausgezeichnet