Watch Dogs - Special, Action-Adventure, 360, XboxOne, PlayStation3, PlayStation4, Wii_U, PC, Spielkultur

Watch Dogs
26.05.2014, Jörg Luibl

Special: Watch Dogs

Grand Theft Chicago

Was, ihr kennt Watch_Dogs nicht? Angesichts des zwanzigjährigen Jubiläums wollen wir nochmal auf den ersten Teil und seine spielepolitischen Nachwirkungen zurückblicken. Die Älteren unter euch werden sich erinnern: Knapp vier Jahre bevor Ubisoft von Facebook gekauft wurde, feierte das Spiel seine Premiere im Mai 2014. Mittlerweile wird in Montreal leider nur noch die virtuelle Benutzeroberfläche für VPX entwickelt, damals waren es noch große Abenteuer.

Heute denkt jeder bei Watch_Dogs natürlich sofort an die umstrittenen chinesischen Minispiele für das VR-Pulse-XTend. Vielleicht werden noch einige die gleichnamige Reality-Show bei YouRTL oder das putzige Stofftier WitchyWatchy erwähnen. Und wer etwas älter ist oder seine Eltern pflegt, könnte sich noch an die Ursprünge von Face_Watch erinnern. Ja, diese mittlerweile vor allem von Senioren genutzte Brille (nein, ich schreibe  mit meinen 61 Lenzen nicht „EyeDy“) hat tatsächlich etwas mit einem alten Computerspiel von Ubisoft zu tun. Am 5. Juni 2012 enthüllte der damals noch unabhängige Publisher auf seiner E3-Pressekonferenz eine neue Marke. Ich erinnere mich, wie wir nach der Ankündigung in der Redaktion über Watch_Dogs diskutierten: „Mutig, mutig“ hieß es da. Oder: „Das

Sieht das gruselig aus? Aber damals, im Jahr 2014, fanden wir es zumindest ansehnlich.


Vom Spiel zur Show zur Brille

hätte ich Ubisoft nicht zugetraut.“ Und natürlich auch: „Boah, soll das etwa auch auf 360 laufen?“ Wenn man die damals noch polygonal aufgebaute 3D-Grafik mit der heutigen FluentVision eines Metal Gear Tech in 4K+ vergleicht, ist einem das fast peinlich.

Aber dieses Spiel sollte vor zwanzig Jahren noch den technischen Fortschritt von PlayStation 4 und Xbox One demonstrieren – letztlich wurden nicht mal mickrige 1080p dargestellt. Und niemand konnte ahnen, dass diese beiden Konsolen ohne Nachfolger bleiben würden. Wir waren trotzdem alle sehr gespannt auf die Action von Ubisoft, denn das Thema Hacking, Überwachung und Datenspionage war in aller Munde in einer Zeit, in der man sich noch nicht mit einem Implantat beim Hausarzt schützen konnte. Mobiltelefone als Waffe? Heute gähnt man, lässt sich und seine Kinder eben spritzen.

Grand Theft Chicago

„Das sieht gut aus, macht zwischendurch Laune, ist aber nichts anderes als ein Assassin’s Auto oder Grand Theft Chicago – Ubisofts Abenteuer geht recht früh die Luft aus,

Spektakulär war weder die Kulisse noch das Spieldesign. Aber Ubisoft konnte enorme Verkaufserfolge verbuchen und drei weitere Teile veröffentlichen.
 weil man weder spielerisch noch dramaturgisch mithalten kann. Es bleibt bei einer oberflächlichen Scheinwelt, die auch hinsichtlich der Glaubwürdigkeit und Konsequenzen deutlich hinter GTA zurückbleibt. Außerdem rauben zu viele Automatismen und Komfortfunktionen immer wieder die Spannung. Wertung: 65%.“

Der Hype war jedenfalls groß, die Zeit war reif, aber das Spiel war über seine fünf Akte letztlich nur mittelmäßig. Was schrieb Mathias in seinem Fazit vom 30. Mai 2014? Hier ein Auszug:

Obwohl es auch noch kritischere Stimmen, vor allem in der US-Presse gab, wurde Watch_Dogs bekanntlich ein Verkaufserfolg und als Marke bis zum fünften Teil jährlich ausgebaut. Alleine der damals brisante „SnowDLC“ zu Watch_Dogs 2, mit dem man als Spieler das Pentagon infiltrieren und Akteneinsicht in die Daten eines  vom CIA erschossenen Whistleblowers nehmen konnte, wurde Weihnachten 2015 in wenigen Stunden millionenfach runtergeladen. Auch der daraus resultierende Eklat zwischen USA und Frankreich heizte den Run auf die Erweiterung an, die bekanntlich bis heute in Deutschland und Nordkorea indiziert ist.





SnowDLC sorgt für Verkaufsrekord

Es folgten zig Apps und Ubisofts Modelabel konnte bis Ostern 2016 mit angeblichen SpyBlock -Halstüchern in drei Tagen satte 30 Millionen Dollar machen. Das Medienecho und der Geldsegen hatte allerdings auch gravierende Folgen für die Marke und Ubisoft selbst: Mark Zuckerberg kaufte den Publisher samt aller Lizenzen 2018 für 1,9 Milliarden Dollar. Danach gab es keine klassischen Spiele mehr, sondern die bekannte Virtual-Reality-Bombe auf der E3 2019: Rayman VR, Assassin’s Creed VR und 2020 erschien das erste „Parallel Multiplayer Online Universe“ namens „Watch_Face_Hack`n Fly“ – wie man heute weiß, der größte Flop der Videospielgeschichte und mittlerweile gratis im Brillenbrowser spielbar.