Samurai Sword - Special, Brettspiel, Spielkultur

Samurai Sword
03.09.2014, Jörg Luibl

Special: Samurai Sword

Katana, Wakizashi, Schlitz!

Ihr mögt die Kämpfer des alten Japan und sucht ein kurzweiliges Spiel dazu? Vielleicht für den Urlaub oder ein kleines Gefecht unter Freunden? Dann solltet ihr euch Samurai Sword anschauen. Warum sich der Kartentanz zwischen Ninjas und Shogun lohnt, klärt der Test.

Da sitzt der mächtige Shogun, aber irgendwie kann er keinem trauen. Wer ist bloß der treue Samurai, mit dem er ein Team bildet? Und wo verstecken sich die beiden feindlichen Ninjas? Je länger das Kartenspiel dauert, je mehr Kämpfe ausgetragen werden, desto klarer wird natürlich das Bild. Aber vor jedem Spiel werden, bis auf den Shogun, die Rollen verdeckt verteilt. Ab fünf Leuten kommt sogar ein Ronin als dritte Partei hinzu, der keinem der beiden Teams angehört, sondern für sich alleine kämpft. Wie soll er das schaffen? Indem er alle anderen so lange wie möglich blufft – denn seine Ehrenpunkte zählen am Ende zweifach oder dreifach!

Shogun und Samurai gegen Ninjas

Samurai Sword ist für drei bis sieben Spieler ausgelegt und komplett auf Deutsch bei Abacus Spiele erschienen. Es kostet knapp 15 Euro.
In diesem interessanten Mix aus Verhüllung,  Kooperation und Wettbewerb liegt der Reiz dieses flotten Schlagabtausches. Das kennt man aus dem Vorbild BANG! von 2002. Ähnlich wie im ausgezeichneten Western-Klassiker ist auch hier die Sitzposition für den Kampf wichtig: Je weiter ein Charakter weg sitzt, desto schwieriger wird eine Attacke – es gibt dafür drei Grade. Für den Nachbarn reicht eine Axt wie „Kiseru“ mit einem, für den daneben braucht man schon ein „Kusarigama“ mit zwei und für den entferntesten Gegner muss man ein „Shuriken“ mit drei Schwierigkeit einsetzen. Hat er etwa eine Rüstungskarte ausliegen? Dann erhöht sich die Schwierigkeit nochmal - ein tolles System!

Kann der Getroffene den Schlag nicht mit einer Karte „Abwehr“ oder einer anderen Fähigkeit parieren, erleidet er so viele Wunden wie die Waffe anzeigt. Aber es geht hier nicht um das schnelle Niedermetzeln. Das Schöne an Samurai Sword ist zum einen, dass man nicht komplett aus dem Spiel geworfen wird, sondern erstmal bewusstlos ist. Hat man keine Widerstandspunkte mehr, gilt man

Neben der Rolle (Shogun, Samurai, Ninja, Ronin) gibt es zwölf Charaktere mit Spezialeigenschaft.
als „harmlos“, zählt nicht mehr zur Reichweite und darf nicht mehr Ziel von Angriffen sein. Also kann man sich erholen und bald wieder eingreifen, indem man vielleicht bessere Karten zieht.

Zwölf Charaktere mit Spezialfähigkeiten

Natürlich spielt das Glück trotz maximal sieben Handkarten immer eine Rolle. Zieht man im richtigen Moment eine „Abwehr“ oder ein „Nodachi“? Aber man hat auch Raum für etwas Taktik, denn es kann sehr hilfreich sein, wenn man „harmlos“ ist. Das ist man nämlich nicht nur ohne Widerstandspunkte der Fall, sondern auch, wenn man keine Karten mehr auf der Hand hat. Dann ist man quasi für einen Moment unangreifbar. Aber auch das können Gegner kontern, indem sie zum Ziehen zwingen. So entsteht ein sehr dynamischer Schlagabtausch, bei dem die Karten nur so über den Tisch fliegen.

Für etwas Abwechslung sorgt zudem, dass jeder der zwölf Charaktere eine Spezialeigenschaft besitzt. Neben der Rolle schlüpft man auch in die Haut

Auf den Waffenkarten ist die mögliche Schwierigkeit sowie der Schaden angegeben.
eines Helden oder einer Heldin, die wie auch die restlichen Karten sehr ansehnlich illustriert wurden: Chiyome kann z.B. nur durch Waffen verwundet werden, nicht durch Jujutsu oder den Schlachtruf; Hanzo kann Waffenkarten auch als Abwehr spielen; Musashi verwundet seine Gegner zusätzlich; Tomoe zieht bei einem Treffer noch eine Karte.

Samurai Sword ist ein hübsch illustriertes, angenehm flottes und kreatives Kartenspiel. Wer BANG! mit seinen Westernduellen kennt, bekommt hier eine fernöstliche Variante, bei der Bo, Katana & Co nur so über den Tisch fliegen. Wie schon im Klassiker überzeugt erneut die Mischung aus Verhüllung, Kooperation und Wettbewerb um Ehrenpunkte. Man weiß nicht genau, mit wem man spielt und deshalb kann man gerade zu Beginn wunderbar bluffen. Das Kampfsystem besticht mit der Einbeziehung der Distanz je nach Sitzplatz, hinzu kommen Konter und Spezialfähigkeiten der zwölf Charaktere. Man kann es zwar ab drei Leuten spielen, aber erst zu fünft kommt der Ronin als dritte Partei ins Spiel – und dann wird es richtig spannend!

Fazit

Für alle, die eine Wertung vermissen: Wir werden hier nur unsere Highlights vorstellen. Natürlich gibt es auch in der Brettspielwelt einen bunten Mainstream und billigen Murks, aber wir wollen euch alle zwei Wochen kreative Geheimtipps und ungewöhnliche Spieleperlen empfehlen, die man vielleicht nicht in jedem Kaufhaus findet.

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