Bubble Bobble (Oldie) - Special, Plattformer, PC, Spielkultur

Bubble Bobble (Oldie)
04.11.2014, Michael Krosta

Special: Bubble Bobble (Oldie)

Die Wiege des Koop

1986 mischten zwei kleine Drachen zuerst die Spielhallen auf und eroberten danach alle erdenklichen Computer- und Videospielsysteme im Sturm: Es war die Geburtsstunde von Bub und Bob, die in Bubble Bobble als verzaubertes Brüderpaar loszogen, um ihre Freundinnen aus dem Fängen des bösen „Baron Von Blubba“ zu befreien. Wir fliegen zurück...

Denkt man an Drachen, kommt unweigerlich Feuer ins Spiel. Das hat zuletzt u.a. die Hobbit-Verfilmung oder Game of Thrones gezeigt, doch auch in Spielen geht es in Titeln wie Panzer Dragoon, Crimson Dragon, Dragon Age oder Skyrim heiß her, sobald die majestätischen Flattermänner in Erscheinung treten. Bubby und Bobby waren jedoch weit davon entfernt, ein vergleichbares „Feuerwerk“ abzufackeln, wurden sie doch ausgerechnet in „Blasen-Drachen“ verwandelt. Und die speien eben kein Feuer, sondern kleine Luftblasen.

Blasen statt Feuer

Trotzdem erwies sich diese Fähigkeit als sehr nützlich, denn auf dem beschwerlichen Weg durch die 100 Level der „Höhle der Monster“ war es die einzige Möglichkeit, Feinde wie Geister, Schleckermäuler, Spinnen und andere Widersacher zu bekämpfen. Dazu musste man sie zunächst mit einem guten Treffer in einer Blubberblase fangen, woraufhin sie langsam nach oben schwebten. Dann noch schnell eine weitere Berührung und schon blieben von den Fieslingen nur noch Obst und andere Lebensmittel zum Einsammeln übrig, mit denen man seinen Punktestand nach oben schraubte. Hinzu kamen weitere Spezial-Gegenstände wie Schuhe für eine höhere Laufgeschwindigkeit, Regenschirme zum Überspringen von Leveln sowie Ringe, Truhen und XL-Items, mit denen man vor allem Punkte einheimsen konnte. Sammelte man dagegen die Buchstaben „E-X-T-E-N-D“, gab es als Belohnung ein Extraleben. Zudem dienten umher schwebende Blasen auch als Mittel, um weitere und höher gelegene Areale zu erreichen. Bei der Bewegungen beschränkte man sich auf die Grundprinzipien eines Plattformers: Laufen und Springen. Wollte man auf niedrigere Plattformen zurückkehren, musste man sich fallen lassen. Genau wie bei Pac-Man gab es in manchen

Ein Herz für kleine Blasen-Drachen!
Leveln zusätzlich die Möglichkeit, sich am unteren Ende in ein Loch fallen zu lassen, um am oberen Teil wieder zu erscheinen. Genau wie bei Namcos Klassiker oder auch bei Donkey Kong waren die Spielfelder auf einen Bildschirm begrenzt – Scrolling gab es also nicht.      

Einfangen, platzen lassen

Zwar konnte man sich mit entsprechenden Fähigkeiten auch alleine den Gegnerhorden stellen, doch musste man im Gegenzug mit unschönen Konsequenzen leben: Zum einen zog der Schwierigkeitsgrad irgendwann massiv an, so dass man die Wellen kaum noch ohne Hilfe bändigen konnte und sich die Unterstützung in Form eines zweiten Spielers herbei wünschte, der einer laufenden Partie zum Glück jederzeit beitreten durfte. Zum anderen wurde man für seine Solo-Mühen nicht einmal belohnt, denn Bubble Bobble war eines der ersten Spiele, das mehrere Endsequenzen bot. Meisterte man das Spiel mit viel Schweiß, übermenschlichen Reflexen und Glück tatsächlich alleine, bekam man nur das „schlechte“ Ende zu sehen – mit dem freundlichen Hinweis:„Try again with your friend“.

Mit Koop zum Erfolg

Ja! Denn genau in diesen Momenten trumpfte Bubble Bobble trotz der simplen Mechanik erst richtig auf: Der Titel von Taito gilt nicht umsonst als einer der Vorreiter für das Koop-Konzept, das sich heute mit Spielen wie Left 4 Dead, Ghost Recon: Future Soldier, Halo: Reach oder gar Portal 2 immer noch großer Beliebtheit erfreut. Und auch hier war Teamplay der Schlüssel zum Erfolg, denn die nötigen Credits zum Weiterspielen wurden von einem gemeinsamen Konto abgebucht – es lag also immer im gegenseitigen Interesse, dass auch der Partner überlebt. Und so überließ man ihm auch gerne die etwas stärkeren Items, mit denen man z.B. die Kraft und Reichweite der Blasen erhöhen konnte, wenn man sie selbst gerade nicht dringend brauchte. Entsprechend dicke Luft herrschte zwischen den beiden „Drachenspielern“, wenn es mal nicht so rund lief und purer Egoismus über das gemeinsame Interesse gestellt wurde. Trotzdem: In Bubble Bobble steckte schon vor fast 30 Jahren der Kern, der auch heute noch die Koop-Faszination ausmacht – Kommunikation und Teamgeist!

Und das war auch bitter nötig, denn schon eine einzige Berührung mit einem Gegner oder Geschoss reichte aus, um den Spielern eines ihrer wenigen Leben zu rauben. Und als ob das nicht schon stressig genug war, hing einem auch noch ein fieses Zeitlimit im Nacken. Zwar gab es kein Anzeige oder einen Countdown, doch legte das Tempo der eingängigen Kult-Melodie der japanischen Komponisten Zuntata zu, sollte man sich sputen, das Level zu beenden, indem man auch den letzten Gegner des Abschnitts erwischte. Gar nicht so einfach, denn mit der Zeit wurden die Widersacher sauer – und damit deutlich agiler. Das gleiche Phänomen konnte man beobachten, wenn sich einer von ihnen vor der finalen Attacke doch noch aus der Blase befreien konnte oder man aus Versehen einen Totenkopf einsammelte – das einzig negativ belastete Item. Trödelte man zu lange rum, erschien für jeden Spieler ein unbesiegbarer Gegner, der die beiden so lange verfolgte, bis sie mit einem ihrer Leben für ihre Lahmarschigkeit bezahlten.

Schneller Tod   

Das "wahre Ende" gab es nur unter bestimmten Umständen zu sehen.
Schaffte man es, im 100. Level den Endboss „Super Drunk“ mit zwei Spielern zu besiegen, bekam man das „gute Ende“ zu sehen, in denen sich die beiden Drachen wieder zurück in die Brüder verwandelten und die Freundinnen schließlich befreit wurden. Allerdings gab es zusätzlich ein „wahres Ende“: Dieses erreichten aber nur Spieler, die den gebotenen Code richtig entschlüsselten, mit ihm den schwierigeren „Super-Modus“ freischalteten und auch diesen meisterten. Und nur dann stellte sich heraus, dass es sich beim Endboss um die verzauberten Eltern der Brüder handelte, die man schließlich zusammen mit den Freundinnen ebenfalls noch retten konnte.     

Die Faszination und Beliebtheit von Bubble Bobble sorgte dafür, dass quasi keine Plattform von den Abenteuern der beiden putzigen Drachen verschont blieb. Und so warteten u.a. Auftritte auf dem Commodore 64, Sinclair ZX Spectrum, Amiga, Atari ST, MSX2, Amstrad CPC, Sharp X68000, PC (DOS), Apple II, FM Towns Marty, Sega Master System, Game Boy, Game Boy Color, PlayStation, Sega Saturn, NES, Sega Game Gear und Handys für die beiden Stars. Im Rahmen der Taito Legends Comopilation erschien Bubble Bobble sogar noch auf der ersten Xbox und der PlayStation 2. Auf der Wii, der Wii U und dem 3DS findet sich der Klassiker in der NES-Fassung außerdem im Aufgebot der Virtual Console. Es gibt also mehr als genug Möglichkeiten, dieses Koop-Perlchen erneut heraus zu kramen und gemeinsamen Spaß mit dem Verschießen von Blubba-Blasen zu haben.

Herrschaft über die Systeme