XCOM: Das Brettspiel - Special, Brettspiel, Spielkultur

XCOM: Das Brettspiel
16.07.2015, Jörg Luibl

Special: XCOM: Das Brettspiel

In Echtzeit gegen Aliens

Wenn Aliens die Erde bedrohen, muss man alle verfügbaren Waffensysteme einsetzen: Karten, Figuren, Marker, Würfel - und ein Tablet! XCOM: Das Brettspiel wird zwar am Tisch mit Einsatzplan, Karten & Co inszeniert, aber von einer digitalen Regie ergänzt, die sowohl die Angriffe der Aliens steuert als auch schnelle Entscheidungen gegen die Uhr verlangt. Aber keine Bange, denn es gibt auch genug Pausen und klassisches Würfeln. Wie sich der kooperative Kampf in Echtzeit anfühlt, klärt der Test.

Commander [souverän und dizipliniert]: Ich ziehe mal zwei Karten mit schlechten Nachrichten...mmh...einen Abfangjäger zerstören oder die Panik in Australien erhöhen? Komm, denen Down Under gehts noch gut, also nehmen wir die Panik in Kauf - ich will keinen Kampfjet verlieren.

Panik am Tisch

Fünf, vier, drei, zwei, eins...Krise!

Forschungsleiter [wühlt stirnrunzelnd in seinen sechs Handkarten]: Was sollen wir nehmen? Lieber stärkere Waffen, bessere Satelliten oder mehr Geld? Ich hätte auch noch diese Xenobiologie. Aber dafür brauchen wir später auch Artefakte. Was meint ihr? Hm. Und wie viele Forscher setze ich ran? Einen, zwei oder drei?

Feind in Stützpunkt eingedrungen!

Einsatzleiter [ganz cool, grinst]: Ich decke ein zufälliges Alien auf. Nur ein mieser kleiner Insektoid - einfaches Laserfutter.



Forschung zuteilen!

XCOM: Das Brettspiel ist im Mai 2015 beim Heidelberger Spieleverlag komplett auf Deutsch erschienen. Es kostet knapp 45 Euro und ist für einen bis vier Spieler ausgelegt.
Commander [entschlossen]: Geld ist das Wichtigste.

Einsatzleiter [eifrig]: Endlich! Ich ziehe mal

Der Commander schickt u.a. Abfangjäger los. Jeder Spieler schlüpft in die Rolle eines Spezialisten: Einsatzleiter, Forschungsleiter, Commander und der Central Officer, der auch die App bedient.
zwei Aufträge...jup, der passt: Meistern wir das, bekommen wir drei Credits und die Panik sinkt in Afrika um zwei!

Central Officer: Na ja, mehr Satelliten im Orbit helfen auch...

Einsatzleiter: ...und meine Jungs könnten bessere Blaster gebrauchen.

Central Officer: Aber entscheide dich, die Zeit läuft und wir...



Krise!


Commander [nur etwas genervt]: Mal sehen, die Panik in Europa erhöhen oder einen Soldaten verlieren? Dann lieber etwas Euro-Angst, ist ja alles noch im gelben Bereich.

UFO-Kontakt!

Central Officer [konzentriert, aber mit einem strengen Blick zum Commander]: Ich platziere je eine rote Untertasse in Australien und Europa. Damit werden wir hoffentlich locker fertig.

Einsatz wählen!

Kann man XCOM auch analog spielen? Nein. Für das Spiel benötigt ihr zwingend die kostenlose XCOM-App, die es für iOS- und Android-Tablets gibt. Sie läuft auch auf einem PC im Browser.
Central Officer [ernst, greift nach roten Untertassen]: Autsch, jetzt sind sie fast in jedem Luftraum.

Central Officer [kopfschüttelnd]: Aber da ist sie doch schon am niedrigsten, da hättest du besser den anderen genommen...



Forschung zuteilen!


Forschungsleiter [wühlt stirnrunzelnd in seinen verbleibenden fünf Handkarten]: Ich habe mal etwas überlegt: Angesichts der ganzen UFOs sollten wir vielleicht jetzt lieber...

Central Officer [kurz angebunden]: Die Uhr tickt, mach schneller. Hast du nix mit Satelliten?

Forschungsleiter [unbeeindruckt]: ...die Abfangjäger stärken anstatt den besseren Blaster zu entwickeln. Oder was meint ihr? Wir könnten auch Xenobiologie studieren, dann kann ich eine Forschung aus der Hand heraus...

Commander [laut]: Nimm die Abfangjäger-Technik! Und pack drei Wissenschaftler drauf, damit es beim Würfeln auch klappt. Und die Zeit läuft!



Notfallfonds verfügbar!


Commander [erleichtert]: Cool, zusätzliches Geld horten. 

UFO-Kontakt!

Innerhalb der Optionen könnt ihr die Sprache wechseln (neben Deutsch stehen auch Englisch, Französisch, Spanisch, Polnisch etc. zur Verfügung) sowie die Lautstärke der Musik und Effekte regeln.
Einsatzleiter [kämpferisch]: So, ich schicke nochmal ein Quartett aus vier Mann da runter, dann rösten wir sie!

Einsatztrupp losschicken!

Einsatzleiter [immer noch eifrig]: Kein Problem, ich schicke einen Sturm, einen Schwer, einen Scharfschützen und einen Unterstützer - alle vier Klassen dabei, so werden wir den Auftrag meistern.

UFO-Kontakt!

Central Officer [sehr ernst]: Das gibt es doch nicht, weitere in Nordamerika, Asien...

Krise!

Commander [nervös]: Sag mal, gibt es keine Technologien, mit denen man Krisen abwehren kann?

Forschungsleiter: Doch, hier ist eine...

Commander: Und warum hast du die nicht ausgelegt?

Forschungsleiter: Na ja, die Abfangjäger waren doch wichtiger...

Feind eingedrungen!

Einsatzleiter [kämpferisch]: Jetzt sind ein Muton und ein Sektoid im Hauptquartier - aber die pack ich!

Stützpunkt verteidigen!

Alte Bekannte aus dem Computerspiel dringen gerne mal in die Basis ein: Außenweltler, Dünne Männer, Sektoiden, Schweber, Chryssaliden, Mutons...
Central Officer: Okay, alle drei davon in den Orbit.

Abfangjäger starten!

Commander [erleichtert]: Endlich kann ich die Jungs aus dem Hangar holen: Ich schicke zu jedem Kontinent einen Jet und zusätzlich zwei nach...Moment, das könnte teuer werden und ich hab ja gar nicht so viele. Also zwei nach Asien.

UFO-Kontakt!

Central Officer [erbost]: Hey, das ist jetzt aber unfair, wir haben doch gerade erst...

Forschung zuteilen!

Forschungsleiter: Okay, jetzt sind alle drei Plätze mit Forschungen besetzt - und wir können sogar eine Krise abwenden , wenn wir...

Krise!

Commander [völlig ohne Contenance]: Scheiße, hört das mal auf? Wie sollen wir all diese Krisen in der Auswertungsphase bestehen?



Feind eingedrungen!


Einsatzleiter: Reiß dich zusammen, Commander! Was soll ich sagen? Jetzt haben wir noch einen Muton am Arsch!

Satelliten starten!

Echtzeitphase beendet.

Central Officer: Uff.

Commander: Puh.

Einsatzleiter: Endlich.

Forschungsleiter: Ich muss mal...

Was die vier Herrschaften noch nicht wissen ist, dass sie in der jetzt folgenden Auswertungsphase zwar viel Ruhe, aber auch jede Menge Probleme mit den Finanzen bekommen.

Im Gegensatz zu den Videospielen geht es in XCOM: Das Brettspiel nicht um taktischen Kampf im Gelände, sondern um eine globale Abwehrstrategie, die man zu viert abstimmen muss. Weil dabei die Uhr tickt und jeder Spieler seiner Rolle gemäß nur bestimmte Aktionen ausführen kann, die sich aber auf die weltweite Bedrohung auswirken, muss man auch im Team kommunizieren, wie das Beispiel auf der ersten Seite gezeigt hat - einen Einblick gibt auch unser Video. Im Idealfall ist der Central Officer ein Rollenspieler oder zumindest der erfahrenste der Gruppe - er bedient ganz alleine die App, trägt Daten ein und aktiviert alle Bestätigungen. Sprich: Er muss auch immer Druck machen und auf eine Entscheidung pochen, sonst kann er nix antippen. Natürlich ist auch jeder darauf bedacht, dass seine Abteilung gut funktioniert und möglichst entwickelt wird. Aber bei all der Hektik, die durch UFOs, Aliens und Krisen entsteht, darf man die Finanzen nicht vergessen.

Endlich die Auswertungsphase...

Der Einsatzleiter verfügt über vier Soldaten-Klassen (Schwer, Sturm, Unterstützung, Scharfschütze), die jeweils zwei von vier Fertigkeiten (Positionierung, Kritisch, Feuerkarft, Teamnwork) besitzen.
Denn alles, was auf dem Spielplan platziert wird, kostet jeweils einen Credit. Und das waren in dem Beispiel acht Mann Bodentruppen, drei Satelliten, sechs Forscher und sieben Abfangjäger. Hört sich schlagfertig an, ist es auch, aber das macht zusammen dann satte 24 Credits. Tja, da hätte der Commander den Schäuble machen und viel früher ganz laut Stopp rufen müssen: Er hat nämlich nur siebzehn Credits. Das Defizit von sieben wird in dieser Auswertungsphase auf die Panikstufe des Kontinents angerechnet, der ohnehin schon am meisten vor Angst wackelt - und damit ist Europa in Panik verfallen. Käme noch ein Kontinent hinzu, hieße es Game Over. Ein ganz schlechter Start für das Team! Mit einem Überschuss hätten sie übrigens weitere Soldaten und Kampfjets kaufen können - das sollte gerade auf höheren Schwierigkeitsgraden das Ziel jeder Runde sein.

Zumal das Prüfen der Finanzen nur der erste Schritt in dieser Auswertungsphase ist. Hier können zwar alle durchschnaufen, weil die Zeit nicht läuft, aber hier werden auch

Aliens gibt es nicht, aber die Spezialeinheiten sind gut modelliert. Wer XCOM am Bildschirm gespielt hat, wird einige der Haltungen und Waffen erkennen.
die in Echtzeit gesammelten Krisen nacheinander ausgeführt: Alle Karten werden laut vorgelesen und die negativen Effekte wirken sich sofort aus - so steigt vielleicht auf weiteren Kontinenten die Panik, Abfangjäger werden zerstört etc. Selbst auf dem leichten Schwierigkeitsgrad kann man da schonmal ins Schwitzen kommen. Und danach geht es an die Forschung sowie die Verteidigung, indem man klassisch würfelt. Wer Glück hat, kann dann z.B. die Technologiekarten an Spieler verteilen, die er in der Echteitphase ausgelegt hat. Außerdem müssen Satelliten gegen UFOs, dann Kampfjets gegen UFOs und schließlich Soldaten gegen eingedrungene Aliens kämpfen.

Die Zeit steht still, die Würfel rollen

Letztere kämpfen nicht im Gelände, sondern werden lediglich aufgrund ihrer zwei Fertigkeiten den Feinden zugeordnet: Man muss mindestens ein übereinstimmendes Symbol haben, damit man angreifen kann; ist es in Gold umrandet, darf man einen zusätzlichen Würfel einsetzen. Außerdem kann man seine Soldaten zu Offizieren ausbilden und als Elite markieren, was sie noch stärker macht, falls man die entsprechende Technologie erworben hat.

Die Zeit läuft oben rechts: Im einfachen Schwierigkeitsgrad hat man endlos Pausen. Erst auf "normal" ist auch die Pause limitiert - je schneller man dann vorher Entscheidungen trifft, desto mehr wird darauf angerechnet.
Das Würfelsystem ist sehr einfach und es wird nicht in der App, sondern analog ausgeführt: Man würfelt pro Forscher, Satellit, Jet oder Soldat mit einem blauen und gleichzeitig immer nur mit einem roten Würfel für die Aliens. Jedes XCOM-Erfolgssymbol sorgt dafür, dass man z.B. einen Level in der Forschung meistert oder einen Gegner besiegt, während die Zahl auf dem anderen Würfel möglichst nicht die aktuelle Panikstufe von 1 bis 5 erreichen darf, sonst werden Forscher erschöpft oder Soldaten getötet. Cool ist, dass die Panikstufe dabei pro Versuch langsam ansteigt - jeder Fehlwurf macht es also kniffliger. Die besten Chancen hat man natürlich, wenn man möglichst viele Leute oder Jets irgendwo platziert hat, was natülich mehr Geld kostet. Findet man die richtige Balance?

Obwohl das Brettspiel nicht die Deckungstaktik im Gelände oder den strategischen Raumbau aus dem Computerspiel abbildet, gibt es viele schöne Déjà-vus für Kenner: Nicht nur das vertraute Artdesign, die epische Musik und die bekannten Bezeichnungen, sondern auch die Forschungen erinnern an das Vorbild. Und gerade Letztere können mit Spezialwaffen, die schon vor dem Würfeln ein Alien killen, oder mit Zusatzfähigkeiten, die Krisen einfach abwenden, sehr nützlich sein. Hinzu kommen Zielhilfen für Satelliten, Reparaturen für Abfangjäger oder Tarnungen. Der im Beispiel etwas überfordert wirkende Technologieleiter hat auch tatsächlich die größte Qual der Wahl.

Gelungene Hommage an das Computerspiel

Was soll man erforschen? Alles ist irgendwie nützlich.
Auch bei den Aliens hat man gute Lösungen gefunden, sie im Sinne des Computerspiels zu integrieren: Zum einen haben sie Fähigkeiten, wie etwa das Ausweichen der Schweber, gegen die man nur einmal pro Runde würfeln darf, oder das Auflösen der Außenweltler, die man nach einem Abschuss nicht als Artefakte bergen kann. Auch diese sind übrigens ein schöner Mechanismus und gleichzeitig eine Reminiszenz an das Vorbild: Mit getöteten Aliens kann man bestimmte Forschungen wie die Xenobiologie vorantreiben bzw. aktivieren.

Die wichtigste Frage in der Auswertungsphase lautet: Wurde der Stützpunkt zerstört? Falls ja, heißt es Game Over. Falls nein, geht es mit dem sehr wichtigen Einsatz weiter. Dieser spiegelt quasi die Auswärtsaktivitäten der Bodentruppen: Meistert man diese mehrstufige Aufgabe, die der Einsatzleiter in Echtzeit ausgewählt hat, kann man sowohl Credits gewinnen als auch die Panik eindämmen. Und darüber hinaus kommt

Man bewegt die Marker der Kontinente per Drag&Drop auf die passende Panikstufe.
man auch dem Sieg einen Schritt näher, denn nach ein paar erfolgreichen normalen wird die App irgendwann den finalen Einsatz ausrufen, der auf der Rückseite des zu Beginn gewählten Invasionsplans beschrieben wird. Ist der erledigt, hat man das Spiel gewonnen.

Bilanz ziehen und auffrischen

Ist man noch nicht so weit, werden alle Einheiten und Karten aufgefrischt, die Reserven gefüllt und man muss in der App die aktuellen Panikstufen für die Kontinente per Drag&Drop markieren sowie die Frage beantworten, wie viele UFOs sich noch im Orbit befinden. Letztere düsen nämlich von dort weiter in den Luftraum über den Kontinenten. So wirken sich Aktionen aus der ersten auch auf die zweite Runde aus - falls man sie denn erlebt.

Ich finde es gut, dass man das Spiel vermutlich nicht von Beginn an meistern kann. Aber das liegt nicht an der Komplexität oder dem taktischen Anspruch, sondern eher daran, dass man noch nicht genau weiß, was wirklich entscheidend ist. Mit etwas Routine bekommt man aber sowohl die Finanzen als auch die äußeren Bedrohungen in den Griff. Reine Strategen werfen den Glücksfaktor beim Würfeln bemängeln, aber auch da kann man seine Chancen durch mehr Masse und Fähigkeiten erhöhen.

Euch kommt das alles zu hektisch vor? Keine Bange: Nach dem sehr guten Tutorial kann man unter vier Schwierigkeitsgraden von "Einfach" bis "Experten" wählen. Auf höheren Stufen tauchen stärkere Aliens sowie mehr UFOs auf. Zum anderen hat man deutlich weniger Pausezeit (satte 20 Sekunden auf "Normal, nur fünf Sekunden auf "Experte") und schon zum Start höhere Paniklevel in den sechs Kontinenten. Aber wenn man auf "Einfach" spielt hat man quasi unendlich Zeit in den Pausen, so dass man sich entspannt unterhalten und gemütlicher spielen kann.

Vorbildliches Tutorial, gute Hilfen

Ihr wisst trotz Tutorial mal nicht weiter? Die App lässt euch entweder im alphabetisch sortierten Regelwerk unter zig Schlagworten wie "Artefakte", "Panik" oder "Rundenübersicht" sowie umfangreichen Punkten à la "Einheiten kehren in die

Alles kostet Geld: Die Finanzen sind wichtig!
Reserve zurück" oder "Aufbau einer Krisenkarte" bequem nachschlagen. Hinzu kommt ein vorbildliches FAQ, das nochmal gezielt auf besondere Situationen eingeht: Steigt die Bedrohung z.B. auch, wenn man einen Feind noch vor dem Würfeln mit einer Spezialwaffe tötet? Bleiben UFOs auf dem Spielplan, nachdem sie die Panik erhöht haben?

Innerhalb der Optionen der App könnt ihr die Sprache wechseln (neben Deutsch stehen auch Englisch, Französisch, Spanisch, Polnisch etc. zur Verfügung) sowie die Lautstärke der Musik und Effekte regeln. Apropos: Klasse ist, dass man die ganze Zeit über dem originalen Soundtrack des Computerspiels lauschen kann - freut euch auf ebenso sphärische wie epische Momente. Es lohnt sich also, die Lautstärke aufzudrehen, auch wenn sich nach zwei, drei Kampagnen dann einiges wiederholt.

Es gibt nur wenige Brettspiele, mit denen man sich auch gut alleine beschäftigen kann - etwa Robinson Crusoe oder Mage Knight. Etwas Multitasking-Fähigkeiten  vorausgesetzt, kann ich dieses XCOM auch Solisten

Können die Jungs den Einsatz meistern? Von links nach rechts muss man die Aufträge auswürfeln, bevor am Ende der muton lauert. Den ersten ganz links kann z.B. nur ein Soldat mit Scharfschützenfertigkeit angehen.
empfehlen. Dann muss man allerdings vier Rollen gleichzeitig spielen und wünscht sich fast ein Armaturenbrett: Man legt sich am besten alle Karten samt Tablet in eine ordentliche Reihe und den Spielplan weiter nach oben - trotzdem sollte man dann noch alles gut erreichen. Das ist auch abseits des Tutorials eine ideale Übung, wenn man später mit den Kumpels loslegen will. Außerdem kann man sich seine Punktzahl notieren, um diese später zu toppen: Man bekommt 100 Punkte für einen Sieg und dann je nach Leistung diverse Abzüge für überlebende UFOs, Schaden am Stützpunkt oder Kontinente in Panik. Spielt man zu zweit oder zu dritt, müssen ebenfalls Doppelrollen besetzt werden, wobei die Anleitung optimale Paare wie Commander und Forschungsleiter sowie Central Officer und Einsatzleiter empfiehlt, weil sich ihre Aktionen gut abstimmen lassen.

Wie spielt sich XCOM: Das Brettspiel solo?

So gut die App auch alles erklärt: Ich vermisse zusätzlich eine ausführliche gedruckte Anleitung zum Nachschlagen - man findet in der Box nur ein vierseitiges Faltblatt für den Schnellaufbau. XCOM: Das Brettspiel ist auch definitiv nichts für Einsteiger, die mal zwischendurch ein paar Außerirdische bekämpfen wollen - schon am ersten der vier Schwierigkeitsgrade kann man trotz Pausefunktion scheitern, wenn man Würfelpech hat. Man braucht im Idealfall eine engagierte Truppe, vielleicht sogar mit etwas Rollenspielfaible, damit sie sich in ihre Funktionen etwas reinsteigern.

Was gefällt nicht so gut?

Es gibt diverse finale Aufträge: Der negative Effekt (hier: "zwei UFOs erscheinen im Orbit") wirkt immer dann, wenn der eigene Stützpunkt einen bestimmten Schaden hinnehmen musste.
Was mir auf lange Sicht spielerisch fehlt, ist zum einen etwas mehr Taktik innerhalb der Boden- und Luftgefechte, die doch immer recht gleich ablaufen - was natürlich dem Spielfluss in der Hektik zugute kommt. Zum anderen hätte ich mir bei der Koordination und den gemeinsamen Absprachen etwas mehr Vielfalt in den Entscheidungen gewünscht. Die Regie macht Ansagen, die man letztlich in koordinierter Effizienz befolgen muss - hätte man vier Soldaten mit Befehlskettenroutine am Tisch, dürfte die KI keine Chance haben. Da sie dabei nicht immer dieselbe Reihenfolge einhält, entsteht dennoch genug Spannung.

Ich liebe das Computerspiel von 2K Games und ich bringe auch XCOM: Das Brettspiel sehr gerne auf den Tisch. Obwohl es weder die Geländetaktik noch den strategischen Raumbau des Vorbilds anbietet, ist es nicht nur aufgrund des hochwertigen Artdesigns und der epischen Musik eine gelungene Hommage. Das kooperative Spieldesign kann überzeugen, weil man immer eine gute Balance finden muss, um äußere Bedrohungen als Team abzuwehren. Obwohl alle in ihre Spezialrollen schlüpfen, kommt schnell Leben und zu Beginn ordentlich Panik in die Bude, weil man ständig beraten und fix entscheiden muss. Durch den Zeitdruck sowie die digitale Regie der App entsteht also eine ganz neue Art der Spannung am Tisch - aber keine Bange, man kann auf "Einfach" auch endlos pausieren. Ist das die hybride Zukunft der Brettspiele? Nein, aber eine coole, wenn auch noch optimierbare Alternative. Letztlich spielt es sich mit etwas Routine nicht komplex genug und der Kick der Echtzeit schwächt irgendwann ab. Dieses wunderbare Hobby wird seine Faszination immer daraus ziehen, dass es gerade nicht virtuell inszeniert wird, dass man alles anfassen, aufbauen und völlig frei von Internet oder Tablet spielen kann. XCOM: Das Brettspiel wird aufgrund seiner starren Regie spalten, aber es ist definitiv eine digitale Bereicherung und für Fans des Vorbildes interessant. Schon Space Alert hat bewiesen, dass akustische Begleitung im Hörspielstil samt Zeitdruck für jede Menge Spaß sorgen kann. Und kürzlich hat Golem Arcana mit seinem Stylus plus App den Komfort für Tabletops demonstriert. Es wird sicher noch einige kreative Impulse dieser Art geben. Der kanadische Autor Eric M. Lang, der bisher u.a. Kartenspiele zu Game of Thrones oder Star Wars designt hat, hat hier sein mutigstes und kreativstes Brettspiel entwickelt.

Fazit

Für alle, die eine Wertung vermissen: Wir werden hier nur unsere Highlights vorstellen. Natürlich gibt es auch in der Brettspielwelt einen bunten Mainstream und billigen Murks, aber wir wollen euch alle zwei Wochen kreative Geheimtipps und ungewöhnliche Spieleperlen empfehlen, die man vielleicht nicht in jedem Kaufhaus findet.

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