Patchwork - Special, Brettspiel, Linux, Spielkultur, Mac, PC

Patchwork
13.08.2015, Jörg Luibl

Special: Patchwork

Wettlauf um die besten Stoffe

Ihr sucht noch ein schnelles Spiel für den Urlaub? Für zwei Personen? Dann könnte Patchwork von Uwe Rosenberg sehr interessant sein. Er ist zwar bekannt für komplexeres Worker Placement (Agricola, Arler Erde), aber diesmal präsentiert er in Zusammenarbeit mit Lookout ein sehr leichtes und flottes Legetaktikspiel.

Wer kann seine Decke möglichst vollständig befüllen, bevor die beiden Spielsteine das Ende der Zeitspirale erreichen? Zu Beginn sind beide Decken leer, aber in der Mitte des Tisches warten dutzende hübsch illustrierte Stofffteile aller Couleur auf einen Platz. Aber nicht ihre Farbe ist wichtig, sondern ihre geometrische Form: Ähnlich wie in Legespielen à la Tetris, Blokus oder Fits gibt es Kreuze und Winkel, Quadrate und Geraden, Treppen und Zacken. Diese darf man nach der Aufnahme noch drehen und wenden, um sie auf seine Decke mit neun mal neun Feldern zu platzieren. Wer das als Erster

Patchwork ist komplett auf Deutsch bei Lookout Spiele erschienen. Es kostet knapp 15 Euro und ist für zwei Personen ausgelegt.
so flächendeckend meistert, dass sieben mal sieben Felder mit Stoff überzogen sind, bekommt ein Bonusplättchen, das sieben Punkte einbringt - nur zeigen sich schnell Lücken und Engpässe, weil man nicht alles optimal ineinander greift.

Eine Frage der Füllung

Aber auf dem Weg zur voll gefüllten Decke darf nicht einfach jeder ein Teil aus der Mitte nehmen und platzieren. Zum einen darf man sich nur aus den drei Fetzen eines aussuchen, die vor der neutralen Figur liegen, die von beiden Spielern im Uhrzeigersinn vorwärts gezogen wird. Und selbst aus diesem Trio darf man nur das Teil auf seinem Raster anlegen, dass man bezahlen kann! Womit? Mit blauen Knöpfen! Zu Beginn hat man ein Startkapital von fünf, aber einige Stofffetzen kosten sechs, sieben oder gar zehn Knöpfe. Der Clou der Spielmechanik  ist, dass einem bestimmte Stoffe auch einen Ertrag bringen. So kauft man sich z.B. für drei Knöpfe ein Teil, das einem wiederum einen einbringt. So wächst mit der Füllung der Decke natürlich auch das Einkommen - blaue Knöpfe auf der Zeitleiste lösen dann den Ertrag aus.

Zu Beginn gibt es zwei leere Decken an den Seiten und einen Ring aus zufällig verstreuten Stoffteilen plus Zeitspirale in der Mitte. In diesem Ring bewegt man den neutralen Spielstein vorwärts - aber maximal drei Teile weit, um sich ein Teil auszusuchen, falls man es bezahlen kann. Unten liegt die Währung: blaue Knöpfe.
Für die Legetaktik ist also entscheidend, dass man eine gute Balance findet: Einerseits will man seine Decke ja möglichst schnell mit großen Stoffen besetzen, die am besten möglichst viele Knöpfe anzeigen. Andererseits kosten die optimalen Teile vielleicht zu viel, so dass man erstmal kleiner auslegen und sparen muss. Neben dieser Kosten-Nutzen-Grübelei sorgt die Gefahr des Wegschnappens für Spannung am Tisch: Wenn der Gegenspieler schneller die Knöpfe parat hat oder einfach besser steht, dann wird es nichts mit dem anvisierten Puzzlestück! Und wenn man Pech hat, gewinnt der Kontrahent auch noch das Bonusteil, weil er schneller eine Fläche von 49 Teilen bestückt hat. Aber da man sich im Urhzeigersinn im Kreis bewegt, klappt es vielleicht in der nächsten Runde.

Knöpfe horten und Zeitleiste beachten

Apropos Reihenfolge: Auch hier kann die kreative Spielmechanik überzeugen, denn man legt nicht einfach abwechselnd los. Neben den Knöpfen als Ertrag ist auch eine Sanduhr mit Ziffer auf den Stoffteilen zu sehen. Wer eines mit der Ziffer Sechs auslegt, muss anschließend den Spielstein seiner Farbe auf dem Zeitplan um sechs Felder vorwärts bewegen.

Auf der Zeitspirale gibt es blaue Knöpfe und fünf einzelne Stofffetzen. Erstere lösen eine Ausschüttung an Knöpfen bei Überschreitung aus, Letzere können miese Lücken in der eigenen Decke füllen.
Dabei  muss man berücksichtigen: Wer nichts nimmt und auslegt darf alternativ auch einfach nur Knöpfe verdienen, indem er seinen zurückliegenden Spielstein auf der Zeitleiste vor den Führenden bewegt - für jedes Feld dazwischen bekommt man einen Knopf. Ist also jemand sechs Felder weit vor einem, kann man so sieben Knöpfe Ertrag gewinnen. Und falls auf dem Weg dorthin auch noch Knöpfe auf der Zeitleiste zu sehen sind, gibt es nochmal eine Ausschüttung! Noch etwas kann wichtig sein: Neben den Knöpfen gibt es auch fünf Stoffetzen auf der Zeitleiste, die genau ein Feld befüllen - ideal, um die miesen Lücken zu schließen. Aber wer kommt als Erster ran? Spätestens in der Endabrechnung wird übrigens klar, dass man auch ohne das Bonusteil gewinnen kann. Denn es zählen zum einen alle übrigen Knöpfe und man muss zum anderen für jedes freie Feld auf seiner Decke satte zwei Punkte davon abziehen.

Patchwork ist ein flottes Duellspiel, das regelmäßig unseren Tisch entert! In knapp zwanzig Minuten sorgt die Legetaktik von Uwe Rosenberg für angenehme Tetris-Grübelei mit geometrischen Formen sowie fiese Wegschnapp-Spannung. Mal abgesehen davon, dass das Thema mit Stoffen und Knöpfen frisch wirkt und stimmungsvoll illustriert ist, lockt die simple, aber überaus durchdachte Spielmechanik immer wieder zu einer Revanche. Zwar gibt es auch eine Glückskomponente, aber man muss zwischen möglichst dichter Befüllung und den Kosten sowie den Zeitsprüngen für neue Teile abwägen. Falls ihr noch ein kleines und feines Zwei-Personen-Spiel für den Urlaub sucht, und vielleicht schon an Spielen wie Blokus oder Fits Gefallen finden konntet, ist Patchwork ideal. Auch Kinder ab acht Jahren werden hier ihren Spaß haben.

Fazit

Für alle, die eine Wertung vermissen: Wir werden hier nur unsere Highlights vorstellen. Natürlich gibt es auch in der Brettspielwelt einen bunten Mainstream und billigen Murks, aber wir wollen euch alle zwei Wochen kreative Geheimtipps und ungewöhnliche Spieleperlen empfehlen, die man vielleicht nicht in jedem Kaufhaus findet.

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