The Legend of Zelda - Special, Action-Adventure, NES, Spielkultur, Wii

The Legend of Zelda
22.02.2016, Michael Krosta

Special: The Legend of Zelda

Die vorbildhafte Zipfelmütze

Ist das zu glauben? 30 Jahre! Seit 30 Jahren knobelt, kämpft und hüpft eine grüne Zipfelmütze namens Link durch Hyrule, um Königreiche und eine gewisse Prinzessin auf Nintendo-Systemen vor dem Verderben zu retten. Designer-Legende und Mario-Erfinder Shigeru Miyamoto legte mit The Legend of Zelda auf dem NES einen bedeutenden Grundstein für das Genre des Action-Adventures, dessen Einfluss man selbst bis heute noch spürt. Zum Jubiläum werfen wir den Blick zurück auf eine der größten und populärsten Reihen von Nintendo...

Für The Legend of Zelda verfolgten Shigeru Miyamoto und Takashi Tezuka eine recht einfache Design-Philosophie: Das Abenteuer von Link sollte das genaue Gegenteil des Plattform-Vorreiters Super Mario Bros. werden, an dem Nintendos Mastermind 1986 parallel arbeitete. Statt wie beim hüpfenden Klempner einem linearen Ablauf und fest vorgegebenen Sequenzen zu folgen, sollte sich der Spieler in der Welt von Hyrule frei bewegen können und musste selbst über seine nächsten Schritte nachdenken. So erkundete man mit dem kleinen Jungen in Grün die 2D-Kulissen – immer auf der Suche nach nützlichen Gegenständen, die von Kämpfen gegen Monster unterbrochen wurde. Neben dem Schild fand man in einer der ersten Höhlen zum Glück relativ schnell ein Schwert, um den Gegnern nicht hilflos ausgeliefert zu sein. Doch nicht jedes Wesen in Hyrule war Link feindlich gesonnen, denn er traf immer wieder auf Charaktere, die ihn mit wertvollen Hinweisen versorgten und ihm Gegenstände überließen oder verkauften.

Das Gegenteil von Super Mario

In den Dungeons musste sich Link mit mächtigen Wächtern anlegen.
Das große Hauptziel bestand aber darin, in der Oberwelt die Eingänge zu den neun Verliesen zu finden und diese anschließend zu meistern: Die Räume dort waren labyrinthartig angelegt und mit Türen oder geheimen Wegen miteinander verbunden. Auch dort stand meist die Suche nach nützlichen Items in Kombination mit kleinen Rätseleinlagen auf dem Programm, während weitere Monster hinter jeder Ecke lauern konnten, um dem kleinen Abenteurer seine große Mission zu vermasseln. Cool: Im japanischen Original nutze man eine kreative Kampfmechanik, indem man einen hasenartigen, geräuschempfindlichen Gegner mit der eigenen Stimme besiegte. Wie das? Im Controller des Famicom war ein Mikofon eingebaut, das dem europäischen und amerikanischen Konsolenpendant NES leider fehlte. Dort musste man den Krach-Verächtern auf klassische Art mit Waffen zu Leibe rücken.  

Die Aufgabe des Spielers bestand darin, zusammen mit Link die acht verstreuten Teile des Triforce der Weisheit zu finden, nachdem Fiesling Ganon, Prinz der Dunkelheit, sich bereits das Triforce der Kraft unter den Nagel gerissen hatte und Prinzessin Zelda vor ihrer Entführung durch den Schurken die acht Fragmente in den Dungeons versteckte. Erst mit dem zusammengefügten Triforce war es dem jungen Helden möglich, sich Zutritt zu Ganons Versteck im Death Mountain zu verschaffen, den Widersacher zu besiegen und mit dem vereinten Triforce die verschleppte Prinzessin aus dem neunten und letzten Dungeon zu retten.

Triforce-Power

Schick: In den USA wurde eine limitierte Sonder-Edition auf einem goldfarbenen Modul ausgeliefert.
Als Inspiration für den Namen Zelda diente übrigens Zelda Fitzgerald, die Ehefreu des bekannten amerikanischen Novellisten F. Scott Fitzgerald. Für Miyamoto war sie nicht nur eine berühmte und attraktive Frau, sondern ihm gefiel auch der Klang ihres Namens. Dem hätte sicher auch der verstorbene Schauspieler und Komiker Robin Williams („Good Morning Vietnam“, „Ms. Doubtfire“) beigepflichtet, der als bekennender Videospiel-Junkie seiner Tochter den Namen der Nintendo-Prinzessin aus den Zelda-Spielen gab. Tatsächlich standen Williams und seine Tochter für die offizielle Werbung für die Neuauflage von The Legend of Zelda: Ocarina of Time und The Legend of Zelda: Skyward Sword sogar gemeinsam vor der Kamera. Zudem moderierte Zelda das gelungene Orchester-Konzert in London anlässlich des 25-jährigen Jubiläums der Serie.         

Der Auftakt der Reihe, die mittlerweile über 15 Spiele umfasst und weltweit mehr als 60 Millionen Exemplare verkaufen konnte, war nicht nur inhaltlich ein Meilenstein für die Geschichte der Videospiele. Auch technisch und kommerziell war Links erster Auftritt, der ursprünglich als Starttitel für die Disk-Peripherie der NES-Konsole auf einem wiederbeschreibbaren Datenträger erschien, ein Vorreiter: Bei der Veröffentlichung in den USA und Europa, die über ein Jahr nach dem Startschuss in Japan erfolgte, wurde zum ersten Mal überhaupt ein Modul für eine Heimkonsole mit einer Batterie ausgestattet, mit deren Hilfe der Spielstand im RAM dauerhaft gespeichert werden konnte. Darüber hinaus war The Legend of Zelda das erste Spiel, das auf der Nintendo-Konsole die Marke von einer Million verkaufter Exemplare durchbrach – und weitere fünfeinhalb Millionen sollten folgen.

Meilensteine und Boléro-Dilemma

Für damalige Verhältnisse war die Welt riesig und lud zum freien Erkunden ein.
Das musikalische Haupt-Thema, das sich dank der eingängigen Melodie schon mit Chip-Klängen in den Gehörgängen festsetzte und die Zelda-Spiele bis heute in orchestralerer Form begleitet, hätte es fast gar nicht gegeben. Denn Komponist Koji Kondo hatte ursprünglich vorgesehen, Maurice Ravels bekannten „Boléro“ als Titelmelodie für das Spiel zu verwenden – bis man kurz vor dem Abschluss der Entwicklungsarbeiten realisierte, dass die Urheberrechte für das klassische Werk immer noch Bestand hatten und man es hätte lizenzieren müssen. Also schwenkte man kurzfristig um und Kondo schrieb innerhalb nur eines Tages ein neues Thema für die Oberwelt. Nichts gegen Boléro, aber wenn die kultige Zelda-Fanfare ertönt, bin ich doch jedes Mal wieder froh, dass sich alles genau so entwickelt hat. Und nicht nur hinsichtlich des Soundtracks: The Legend of Zelda erfreut sich immer noch einer riesigen Popularität und neben dem Remake von The Twilight Princess steht Link bekanntlich ein neues Abenteuer bevor, das noch in diesem Jubiläumsjahr erscheinen und seinen Weg auch auf die NX-Konsole finden könnte. Es sieht also ganz danach aus, als würde uns The Legend of Zelda noch lange erhalten bleiben und hoffentlich weiter so gut unterhalten wie in den vergangenen 30 Jahren.