Cottage Garden - Special, Brettspiel, Spielkultur

Cottage Garden
07.04.2017, Jörg Luibl

Special: Cottage Garden

Auf die Plätze, fertig, gärtnern!

Die Vögel zwitschern, die Sonne lacht - endlich lässt sich der Frühling blicken! Wenn es ein Brettspiel gibt, das zu dieser Jahreszeit passt, dann Cottage Garden von Uwe Rosenberg: Schließlich sprießen hier kunterbunte Blumen am Tisch und man gärtnert um die Wette. Bis zu vier Spieler bepflanzen quadratische Beete, wobei man um die besten Plätze, Formen und Boni bemüht ist. Warum sich das Anpflanzen für gemütliche Familienabende eignet, klärt der Test.

Wenn man Cottage Garden spielt, fühlt man sich natürlich unweigerlich an die Puzzlemechanik von Patchwork erinnert, das ich bereits 2015 vorgestellt habe - und das ebenfalls von Uwe Rosenberg konzipiert wurde. Das Drehen und Wenden hat es dem Ostfriesen scheinbar angetan, denn selbst im komplexen Ein Fest für Odin muss man taktisch Rohstoffe und Beute platzieren.

Patchwork lässt grüßen

Cottage Garden ist für knapp 35 Euro komplett auf Deutsch bei Pegasus erschienen und für einen bis vier Spieler ausgelegt.
Wenn man so will, handelt es sich hier um die erweiterte XXL-Variante von Patchwork, die statt der Stoffe und Knöpfe eben Blumen und Töpfe thematisiert. Auch hier geht es darum, geometrisch unterschiedlich geformte Teile möglichst geschickt in einer quadratischen Fläche anzuordnen. Letztere unterscheiden sich dabei durch aufgedruckte Töpfe oder Gläser, die bei cleverer Einrahmung statt Überdeckung extra Punkte einbringen.

In jedem Zug dreht und wendet man also seine Blumen, um sein Beet optimal zu befüllen. Erst wenn man es komplett bedeckt hat, darf man seine Punkte werten und sich um das nächste Beet vom Zufallsstapel kümmern - bleiben mal ein Feld kleine Lücken sichtbar, kann man diese mit Töpfen, Glocken oder Katzen füllen. Der Wettstreit entsteht nicht nur durch das zu beobachtende Tempo der anderen, sondern natürlich auch durch die Jagd auf möglichst optimal geformte Teile. Die 36 Blumen können zwischen einem und sechs Felder abdecken.

Um die Wette bepflanzen

Der Spielablauf ist einfach: Man füllt leere Felder des quadratischen Spielplans auf, indem man sie vom Schubkarrenpfad nimmt, bepflanzt dann seine Beete mit einer Blume oder setzt alternativ einen Topf und wertet sie, falls sie dadurch vollständig belegt sind. Im Idealfall legt man seine Teile so, dass man die aufgedruckten Blumentöpfe und Pflanzglocken des Beets umrahmt - denn nur diese bringen Punkte.

Wer das Zwei-Personen-Spiel "Patchwork" kennt, wird hier eine erweiterte Variante erkennen. Auch für Solisten gibt es eine Regel.
Dabei gerät man in eine kleine Zwickmühle: Will man lieber alles perfekt platzieren, um die möglichst größte Ausbeute zu erlangen oder überdeckt man auch mal Blumentöpfe, um dafür schneller werten zu können? Auch das kann sinnvoll sein, denn hier greift eine interessante duale Auswertung über zwei Leisten: Man bewegt einen orangen Stein für alle sichtbaren Blumentöpfe und einen blauen für alle sichtbaren Pflanzglocken vorwärts. Da man jeweils drei orange und blaue Steine zur Verfügung hat, kommt auch noch ein wenig Taktik auf dem Weg ins Ziel hinzu.

Perfektion oder Schnelligkeit für Boni?

Zum einen, weil man beim Überschreiten einer roten Linie auf der Wertungsleiste eine Katze bekommt, die wie ein Joker leere Felder im eigenen Beet besetzen oder die Pflanzenreihe früher füllen kann, damit man mehr Auswahl hat. Zum anderen bekommt man einen Blumentopf, wenn man den letzten orangen Stein bewegt. Und schließlich erhält der erste Spieler mit einem Stein im Zielfeld den Bienenkorb, der zwei Siegpunkte bringt, während der zweite im Ziel immerhin noch einen bekommt.

Wer kann schnell und mit möglichst vielen sichtbaren Töpfen sowie Pflanzglocken seine Beete befüllen?
Cottage Garden spielt sich je nach Teilnehmerzahl angenehm flott: Zwei, drei oder vier Gärtner benötigen 32, 26 oder 25 Züge, bevor es ins Finale geht, das in eine Schlussrunde mündet, in der es auf der Siegpunkteleiste nochmal Abzüge geben kann. Schön ist, dass es auch speziell angepasste Regeln für Kinder ab fünf Jahren und welche für Solisten gibt, die ein möglichst hohes Ergebnis zwischen sehr guten 70 und außergewöhnlich guten 80 Punkten alleine anstreben können.

Ihr sucht gemütliche, hübsch illustrierte Legetaktik? Dann kann ich Cottage Garden empfehlen. Das Sammeln und Platzieren der geometrisch designten Blumen versprüht etwas Tetris-Flair, während sich ein lockerer Wettstreit um die optimalen Teile und möglichst effizient bepflanzte Beete entwickelt. Cottage Garden ist quasi eine erweiterte Variante des 2-Personen-Spiels Patchwork, nur dass Uwe Rosenberg diesmal einen Tick mehr Abwechslung integriert hat. Außerdem kann man hier mit bis zu vier Leuten loslegen. Das ist natürlich nichts für anspruchsvolle Taktiker, aber wer mal zwischendurch mit seiner Familie oder ganz alleine etwas spielen will, wird für eine halbe bis knappe Stunde solide unterhalten.

Fazit

Für alle, die eine Wertung vermissen: Wir werden hier nur unsere Highlights vorstellen. Natürlich gibt es auch in der Brettspielwelt einen bunten Mainstream und billigen Murks, aber wir wollen euch alle zwei Wochen kreative Geheimtipps und ungewöhnliche Spieleperlen empfehlen, die man vielleicht nicht in jedem Kaufhaus findet.

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