Breaking Bad - Special, Brettspiel, PlayStation4, PC, Spielkultur

Breaking Bad
29.01.2019, Jörg Luibl

Special: Breaking Bad

Lasst uns kochen!

Obwohl sich Sony bereits 2015 die Markenrechte an einem Spiel zur TV-Serie Breaking Bad sicherte, haben es Walter White und Jesse Pinkman noch nicht auf die PlayStation 4 geschafft. Aber dafür kann man bereits am Tisch in die Rolle von Drogenkartellen oder Bundesagenten schlüpfen, um Crystal Meth (hier Blue Sky genannt) herzustellen oder zu beschlagnahmen. Was für eine Art Spiel hinter der prominenten Lizenz steckt, verrät der Test.

Nach knapp zwanzig Minuten, einigen Schusswechseln und Laborschließungen spitzt sich die Lage in New Mexico zu: Die DEA (Drug Enforcement Association) hat mit Walter White und Mike Ehrmantraut bereits zwei Unterweltbosse nach langer Beobachtung hinter Gitter gebracht - jetzt ist nur noch Tuco Salamanca vom Juárez-Kartell aktiv. Wenn die Drogenbehörde auch ihn auf frischer Tat ertappt, hat sie das Spiel gewonnen. Wenn allerdings Tuco mit seinem Chemiker noch drei Einheiten Crystal Meth verkaufen kann, hat er gewonnen...

Showdown in New Mexico

Aber Knast bedeutet im Gegensatz zum Verlust des letzten Lebenspunktes nicht Game Over: Walter und Mike ziehen in ihrem Zug jeweils drei Karten. Und wenn nur eine davon den Anwalt Saul zeigt, befreit er sie umgehend - dann wären sie wieder im Geschäft! In unserem Spiel haben sie allerdings beide Pech. Außerdem gelingt es Tuco nicht, so viele Drogen wie benötigt zu verkaufen. Deshalb gewinnt Agent Hank Schrader von der DEA ganz knapp, indem er eine Karte spielt, die auch Tuco "in Gewahrsam" nimmt, der sie nicht mit einem gewieften Anwalt kontern kann. Damit hat Hank alle teilnehmenden Banden erwischt und ist der Sieger!

Breaking Bad ist komplett auf Deutsch bei Asmodee erschienen. Es kostet etwa 35 Euro und ist für drei bis acht Spieler ausgelegt.
Auch wenn Breaking Bad "nur" ein Lizenzspiel ist, kann es abseits der bekannten Namen und Orte einige inhaltliche Merkmale der TV-Serie abbilden: Walter White ist z.B. der beste Koch, Mike Ehrmantraut schwer in Schusswechseln zu besiegen und Rizin ist auch hier ein tödliches Gift. Der Wettlauf zwischen Staat und Unterwelt wird ebenso spürbar wie die teilweise chaotische Bündniswahl, denn man kann quasi jederzeit andere Teams zum eigenen Vorteil bilden - um sich im Gefecht zu helfen, mit Anwälten zu unterstützen oder gemeinsam Drogen zu kochen. Man kann also kurzfristig voneinander profitieren.

Kurzweilige Lizenzumsetzung

Sehr schön ist, dass die Spannung langsam, aber spürbar anwächst. Das Highlight der Spielmechanik ist nämlich, dass mit dem Erfolg der Drogenmafia sowohl ihre Figuren als auch die Polizei mächtigere Karten von der Hand ausspielen können: Das wird durch die Bedrohungsstufe (es gibt eine individuelle nach Höhe der nicht verkauften Drogen im Lager und eine kollektive in Höhe der verkauften Drogen für das Team) und Fahndungsstufe symbolisiert, die parallel ansteigen und sich teilweise bedingen. Das bedeutet z.B., dass Hank nur jemanden vom Kartell in Gewahrsam nehmen kann, wenn dieser die dritte Fahndungsstufe erreicht hat, wozu er mindestens sieben Crystal Meth verkauft haben muss - so spitzt sich die Lage im letzten Drittel immer zu.

Ansonsten inszeniert Breaking Bad solide Kartentaktik mit hohem Glücksfaktor und leichtem Rollenspielflair, die gerade

Jeder Spieler kann einen der acht Charaktere der TV-Serie auswählen.
aufgrund der offenen Bündnisse für reichlich Kommunikation und Trashtalk am Tisch sorgt.Vor allem, wenn sich Serienkenner tatsächlich so verhalten wie ihre Figuren. Zudem darf man sich Chemiker teilen oder Labore gemeinsam nutzen. Man kann zwar zusammen eine Zeit lang deutlich erfolgreicher sein, aber am Ende gewinnt immer nur einer - auch nur ein Drogenkartell! Jede Fraktion verfügt über ein exklusives Kartendeck und jeder der drei bis maximal acht Helden über eine Charakterkarte mit Lebenspunkten, Drogenlager und Spezialfähigkeiten. Es gibt einige fiese, aber auch unterstützende Manöver, so dass ständig etwas passiert und Saul sorgt als Joker für Entlastung gegen Polizeimanöver.

Kartentaktik mit Glücksfaktor

Die DEA kann schussichere Westen anlegen, die Mafia kann sich Undercover vor ihr verstecken, es gibt Rachefeldzüge und Diebstahl. In seinem Zug darf man zwei oder gegen Aufschlag drei Aktionen ausführen: Karten ziehen oder einsetzen, Spezialfähigkeiten nutzen, Labore eröffnen, Chemiker entfernen, Drogen herstellen oder - ganz wichtig für den Sieg der Kriminellen - Drogen verkaufen. Dann stellt man einen der blauen Plastik-Kristalle auf den Spielplan, der in der Mitte das eigene Labor samt Chemiker zeigt. Je mehr man in Umlauf bringt, desto näher rückt der Sieg. Aber Vorsicht: Die DEA kann auch Labore schließen und man hat je nach Spielerzahl lediglich zwei oder drei zur Verfügung. Außerdem produzieren sie nur Drogen, wenn man einen Chemiker dort einsetzt.

Wer kann als Erster genug Crystal Meth herstellen oder alle Kriminellen verhaften?
Das Spielmaterial sorgt mit den originalen Fotos umgehend für Stimmung, die Karten sind also authentisch nach Serienvorlage illustriert, aber die Charakterkarte ist etwas dünn, so dass sie schonmal verrutscht. Außerdem dürfte Taktikern der oben erwähnte Glücksfaktor nicht schmecken, denn man zieht seine Handkarten zufällig vom Stapel nach. Und man kann von einem entschlossenen Team sehr schnell ausgeschaltet werden. Wenn man z.B. in ein Schussgefecht gerät und keine Karte dafür hat, wird man sofort verletzt. Der Kampf läuft ganz simpel so ab, dass man gegenseitig Feuerkarten aus der Hand auslegen muss, bis keiner mehr kontern kann und einen Lebenspunkt verliert - das ist nicht gerade anspruchsvoll, aber immerhin ratzfatz erledigt.

Was gefällt nicht so gut?

Obwohl ich die TV-Serie verschlungen habe, habe ich diesem Breaking Bad als Brettspiel zunächst nichts zugetraut. Denn ähnlich wie im Bereich der Videospiele gibt es auch auf dem Tisch viel Lizenzmurks. Aber ich kann diese Kartentaktik von Thomas Rofidal und Antoine Morfan empfehlen. Vor allem in größerer Runde entsteht ein kurzweiliges und vor allem kommunikatives Katz- und Mausspiel zwischen Drogendealern und DEA mit etwas Rollenspielflair. Wer will nicht mal gerne Walter White oder Mike Ehrmantraut spielen? Das spielmechanische Highlight ist für mich, dass die Dramaturgie der TV-Serie über die Verzahnung von Bedrohungslevel und Fahndungsstufe eingefangen wird - je mehr Drogen im Umlauf sind, desto mächtiger werden sowohl Mafia als auch Drogenbehörde in ihren Aktionen, bevor es zu einem spannenden Finale kommt. Und selbst wenn dieses Breaking Bad weit weg von unserer Top 20 ist: Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass man den einen oder anderen Brettspielmuffel mit dem bekannten Namen sowie den einfachen Regeln an den Tisch locken kann.

Fazit

Für alle, die eine Wertung vermissen: Wir werden hier nur unsere Highlights vorstellen. Natürlich gibt es auch in der Brettspielwelt einen bunten Mainstream und billigen Murks, aber wir wollen euch alle zwei Wochen kreative Geheimtipps, Klassiker oder ungewöhnliche Spieleperlen empfehlen, die man vielleicht nicht in jedem Kaufhaus findet. Mehr Brettspiel-Tests und eine Top 20 findet ihr hier.