Sekiro: Shadows Die Twice - Special, Action-Adventure, PlayStation4Pro, Stadia, PlayStation4, PC, XboxOneX, XboxOne

Sekiro: Shadows Die Twice
15.03.2019, Jörg Luibl

Special: Sekiro: Shadows Die Twice

Ninja-Spiele im Wandel der Zeit

Was ist vermummt, trickreich, tödlich und kommt aus Japan? Richtig: der Ninja. Dieser im Verborgenen agierende Kämpfer, Meuchler und Spion wird auch Shinobi genannt. Und er hat nicht nur Historiker, Schriftsteller und Filmemacher fasziniert, sondern seit den 80er Jahren zig Spielentwickler - es gibt hunderte Spiele, in denen Ninja eine wichtige Rolle spielen. Wir stellen eine kleine Auswahl in chronologischer Reihenfolge vor.

Wo gab es das allererste Spiel mit Ninja? Natürlich in der Spielhalle, natürlich in Japan! Allerdings waren sie 1980 nicht die Helden, sondern die bösen Feinde - und sie kamen in Wellen von oben, während der tapfere Sasuke sie von unten aufhalten musste. Das simple Arcade-Spiel von Tose und SNK wurde später sogar für PS3 und PSP umgesetzt, aber man sollte ihm mit heutigen Ansprüchen am besten so ausweichen wie einem Shuriken.

Sasuke VS Commander (1980)

Auf dem C-64 und Amiga haben wir drei Kampfspiele wie verrückt gezockt: Barbarian von Palace, International Karate von System 3 und Ninja von Sculptured Software, das auf dem Amiga klasse aussah. Mit Dolch und Shuriken bewaffnet musste man sich von links nach rechts durch Räume mit Feinden kämpfen, wobei die Angriffe wunderbar animiert wurden - vor allem die spektakulären Sprünge und Tritte.

Ninja (1986)

The Last Ninja (Amiga).
Eine wesentlich epischere und anspruchsvollere Figur hinterlässt bis heute das famose The Last Ninja, das von System 3 in Großbritannien entwickelt wurde und noch heute vielen Spiele-Veteranen ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Die edel inszenierten Abenteuer mit dem schwarz gekleideten Kämpfer entwickelten sich auf dem C-64 zum Verkaufshit, strahlten auf dem Amiga in voller Pracht und sorgten für einen ersten Ninja-Boom, der auch durch Kinofilme wie American Fighter befeuert wurde. Es folgten schließlich noch zwei weitere Teile und ein Remake wurde 2016 angekündigt. Mehr zu The Last Ninja in Michas Rückblick!

The Last Ninja (1987)

Aber auch die Japaner lieferten zeitgleich Qualität, allen voran Sega: In der Rolle des Ninja Joe Musashi kämpfte man 1987 in seitwärts scrollenden Abschnitten gegen Gangster, besiegte Bosse und befreite Geiseln. Zwei Jahre später kehrte Joe im noch viel besseren "The Revenge of the Shinobi" zurück. Dieser Klassiker begeisterte auf dem Mega Drive mit ansehnlicher

The Revenge of Shinobi (Mega Drive).
Akrobatik und coolen Kämpfen. Die Reihe dümpelte danach allerdings vor sich hin, erlebte nie ein überzeugendes modernes Comeback  und hielt sich nur bis 2011 auf dem 3DS. Aber sie sollte von einer anderen Spieleserie aus Japan abgelöst werden.

Shinobi (1987)

In den späten 80er Jahren debütierte mit Ninja Gaiden von Tecmo die bis heute populärste Reihe rund um die  schwarzen Kämpfer. Was als seitwärts scrollender Plattformer 1988 auf dem NES begann, entwickelte sich auch im Westen zu einem der prägenden Kampfspiele mit knallhartem Anspruch an die Hand-Auge-Koordination. Spätestens als Ninja Gaiden 2004 auf der Xbox erschien, gelang auch Team Ninja unter Leitung von Tomonobu Itagaki der Durchbruch. Heutzutage ist die Faszination etwas verflogen: Zwar konnte das Update Ninja Gaiden: Sigma 2 im Jahr 2013 auf der PS3 nochmal überzeugen, aber der letzte Auftritt namens Yaiba: Ninja Gaiden Z sorgte 2014 für enttäuschende Wertungen.

Ninja Gaiden (1988)

Auch wenn die 80er Jahre zig Spiele mit Ninja zu bieten hatten, wurde das Thema erst 1998 auf eine neue Art von Acquire und später auch von From Software inszeniert  - endlich wurde neben der Action vor allem das Infiltrieren in den Vordergrund gerückt. Auf der PlayStation schlich, kämpfte und meuchelte man vor einem realistischen historischen Szenario des 16. Jahrhunderts in der dritten Dimension. Ähnlich wie in Thief, das übrigens im selben Jahr für PC erschien, musste man clever und möglichst ungesehen vorgehen, Schatten suchen und Wachen ausweichen - diese moderne Art der Stealth-Action konnte nicht nur viele Ninja-Fans faszinieren, sondern inspirierte spätere Spiele wie Hitman oder Splinter Cell; mehr dazu in unserem Klassiker. Der deutsche Jugendschutz (BPjM) war weniger begeistert und indizierte den Erstling. In Tenchu: Wrath of Heaven erreichte die Reihe im Jahr 2003 auf der PS2 ihren Höhepunkt, bevor sie bei stets abnehmender Qualität im Mittelmaß auf Wii und PSP versank. Auch mit Shinobido: Weg des Ninja von 2006 auf PS2 oder später mit dem zweiten Teil auf Vita enttäuschte Acquire.

Tenchu: Stealth Assassins (1998)

Tenchu: Stealth Assassin's (PlayStation).
Auch die Macher von Tomb Raider widmeten sich mal den Ninja: Core Design präsentierte 1998 ein Action-Adventure für die PlayStation. Über elf Abschnitte hinweg kämpfte man sich durch labyrinthische Areale, entschärfte Fallen, kaufte Ausrüstung, nutzte Ninjamagie, öffnete Schatztruhen und begegnete sogar Drachen. Das an "Fighting Force" erinnernde Abenteuer bescherte den erfolgsverwöhnten Briten allerdings keinen Wertungsruhm, denn es war auf Dauer zu monoton und die Kamera zickte ebenso wie die Steuerung.

Ninja: Shadow of Darkness (1998)

Einer der prominentesten Ninja aus Japan ist natürlich Naruto, der 1999 in einem Manga von Masashi Kishimoto seine Premiere feierte. Wie kaum eine andere Serie unterstreicht sie die moderne Faszination an den Ninja und fußt trotz aller Fiktion und Magie auf der historisch überlieferten Hierarchie der Ninja-Clans an, die von einem "Jonin" angeführt wurden, unter dem "Shonin" genannte Offiziere geheime Operationen leiteten, die dann von gemeinen Ninja namens "Genin" ausgeführt wurden. Stellvertretend für die Vielzahl an Naruto-Spielen, die auf Grundlage der erfolgreichen Comics und Filme bis heute entwickelt werden, sei der erste digitale Titel von Eighting und Tomy genannt, der 2003 auf dem GameCube erschien.

Shonen Jump's Naruto: Clash of Ninja (2003)

Wie schlecht man das fernöstliche Thema umsetzen kann, demonstrierten die Japaner von Tranji mit Red Ninja auf 360 und PS3. Egal ob Kamera, Leveldesign, Schleichen oder Attackieren - hier war alles mangelhaft, alles unteres Niveau. Dieses Spiel war trotz seiner interessanten Ansätze eine einzige Ohrfeige für alle Ninja-Fans. Dabei versprach der Name weibliche Eleganz,

Red Ninja (PS3).
Akrobatik, listige Verführungs- und blutrote Kampfkunst. Aber schon nach wenigen Minuten raubte einem dieses dilettantische Machwerk den letzten Nerv.

Red Ninja: End of Honor (2005)

Dass Dänen nicht nur glatzköpfige Killer, sondern auch putzige Ninja in Bildschirmhelden verwandeln können, demonstrierten IO Interactive 2009 in seinem Action-Adventure für PS3 und 360. Vor einer stimmungsvollen Zeichentrick-Kulisse räumten die Mini Ninjas inklusive Zeitlupen-Attacke mit Samurais auf, befreiten Tiere und lernten Zauber. Auch wenn man die Stealth-Mechaniken getrost ignorieren konnte und die Bosse viel zu leicht besiegt waren, sorgte die Action für gute Familien-Unterhaltung.

Mini Ninjas (2009)

From Softwares Faible für Ninja wird nicht erst in Sekiro: Shadows die Twice (ab 41,39€ bei kaufen) sichtbar, sondern zeigte sich schon 2009 auf dem PC und der 360 in Ninja Blade. In diesem Hack & Slay metzelte sich Ken Ogawa mit drei aufrüstbaren und unterschiedlich einsetzbaren Schwertern in Schulterperspektive durch Horden von Gegnern. Die Kämpfe gingen nahtlos in Reaktionstests, Akrobatik und Bosskämpfe über. Das Ganze erinnerte ein wenig an Devil May Cry, sorgte für gute Unterhaltung, aber zermürbte unseren Tester Mathias mit extrem langen Levels ohne Speicherfunktion.

Ninja Blade (2009)

Ninja Blade (360).
Einer der besten modernen Plattformer? Mark of the Ninja! Das mittlerweile auch für PS4 erhältliche Abenteuer debütierte 2012 auf der Xbox 360 und eroberte im Test unser Platin. Klei Entertainment, die vorher Shank entwickelt hatten, sorgten mit tollem Leveldesign, akrobatischen Manövern, vielen coolen Upgrades und einer gehörigen Portion Stealth-Action für ausgezeichnete Unterhaltung im Comic-Stil.

Mark of the Ninja (2012)

Aragami war eine angenehme Überraschung, die gerade auf Switch erschienen ist. Wer Lust auf elegante Stealth-Action im fernöstlichen Ambiente hat, wird hier trotz einiger technischer Defizite und kleiner Bugs gut unterhalten. Die spanischen Entwickler von Lince Works haben sich von Dishonored und Tenchu inspirieren lassen, um

Mark of the Ninja (360).
cleveres Schleichen zu inszenieren. Die mächtige Teleportfunktion wird von einem System aus Licht und Schatten in der Balance gehalten, das sich auch auf die freischaltbaren Kräfte des Ninja-Rachegeistes auswirkt.

Aragami (2016)

Ninja und Echtzeit-Strategie aus Deutschland? Dass das eine sehr gute Kombination sein kann, hat Mimimi Productions 2016 bewiesen. Zwar war der Ninja nur einer von fünf spielbaren Helden, aber das Szenario im alten Japan konzentrierte sich quasi auf alle Schlüsselfertigkeiten, die man mit dem schwarzen Kämpfer verbindet: Klettern, Schleichen, Täuschen und Meucheln. Es entstand ein taktisches Katz-und-Mausspiel zwischen Büschen und Gassen mit überaus aufmerksamer KI, die auch auf Geräusche und Fußspuren achtete - all das bescherte dem Spiel unser Gold im Test...

Shadow Tactics: Blades of the Shogun (2016)

...das auch an The Messenger ging. Shinobi und Ninja Gaiden wurde damit ein spielbares Denkmal gesetzt: Sabotage Studio und Publisher Devolver inszenierten auf PC und Switch einen fernöstlichen Kampfplattformer alter Schule. Mit der sich später öffnenden Welt und dem selbstironischen Humor wurden aber auch neue Facetten hinzugefügt.

The Messenger (2018)

Sekiro: Shadows die Twice (PC, PS4, One).
Darks Souls und Bloodborne haben natürlich Zeichen gesetzt. Kann From Software mit seinem Kampf-Abenteuer rund um einen Shinobi namens Sekiro erneut begeistern? Am 22. März entführen die Japaner auf PC, PS4 und Xbox One in die Sengoku-Zeit des 16. Jahrhunderts. Dort schlüpft man in die Rolle von Sekiro, der im Kampf gegen einen Samurai seinen Arm verliert, als er seinen Herren schützen will, der jedoch entführt wird.

Sekiro: Shadows Die Twice (2019)

Fortan kann er ihn durch Prothesen ersetzen, um die Entführer zu bekämpfen, wobei er auch die Vertikale und Greifhaken nutzt. Wir freuen uns schon auf den Rache-Feldzug mit dem "einarmigen Wolf".