Pokémon: Meisterdetektiv Pikachu (Film) - Special, Sonstiges, Spielkultur
Es tut mir fast leid, wie kitschig das klingt, aber ich hatte bereits in den ersten fünf Minuten eine fette Gänsehaut. Denn Meisterdetektiv Pikachu spielt in einer Welt, in der Pokémon friedlich mit den Menschen zusammenleben. Regisseur Rob Letterman hat sich zusammen mit seinem Autoren-Team genau überlegt, wie man diese Utopie möglichst liebevoll vom Handheld auf die Leinwand bringen kann. Shiggys helfen Feuerwehrmännern bei einem Brand aus, ein Glumanda befeuert den Wok eines Kochs und Kappalores kreischt überschwänglich seinen Namen, wenn der von ihm gemixte Drink fertig ist.
Pokémon-Symbiose
Jedes der zahlreichen Taschenmonster wurde dabei technisch fantastisch umgesetzt. Bisher konnte ich mir nie so richtig vorstellen, wie kuschelig das Fell von Maus-Pokémon Pikachu eigentlich sein muss und wie unheimlich klebrig und fleischig Schlurps Zunge ist - vor allem, wenn er einem auf einer Zugreise plötzlich das ganze Gesicht damit ableckt. Gerade wenn man
sich den aktuellen Trailer zur Sonic-Verfilmung (tut es lieber nicht), oder andere Lizenz-Verwurstungen wie Super Mario Bros.(1993) oder Benjamin Blümchen (2019) anschaut, ist es umso beeindruckender, wie gut der Realfilm die Essenz jedes einzelnen Pokémon einfängt. Und zu meiner Überraschung geht das sogar über die Optik hinaus: Es werden immer wieder echte Attacken von Pikachu und Enton thematisiert, Professor Eichs Name (im Englischen Oak) lässt sich getarnt als japanische Schriftzeichen an einer Häuserwand finden und ich bin mir sicher, dass man bei jedem Durchgang zahlreiche weitere versteckte Anspielungen finden kann.Wie im 3DS-Spiel "Meisterdetektiv Pikachu" verlässt Tim, gespielt von Justice Smith (Jurassic World, The Get Down) seine Kleinstadt, um in der Metropole Ryme City nach seinem vermeintlich verstorbenen Vater zu suchen. Jeder Schauplatzwechsel wird dabei optisch wunderbar in
Szene gesetzt und erinnert ebenfalls an Momente in den Videospielen: Vom gemütlichen Dorf im Startgebiet über die Wolkenkratzer-Metropole raus aufs Land. Dabei zur Seite steht ihm der Star des Films, der von Ryan Reynolds (zuletzt Deadpool, Killer's Bodyguard) gesprochene Detektiv Pikachu. Wie bereits in den Trailern angedeutet, schafft es Reynolds, Pikachu auf unheimlich charmante Weise Leben einzuhauchen. Dabei ist Pikachu endlich mal nicht nur süß, sondern auch witzig, abenteuerlich, herzlich und in einer großartigen Szene so verzweifelt, dass er zu singen anfängt. Da Tim Pikachu verstehen kann, entsteht schnell eine Freundschaft zwischen den beiden, die wunderbar stimmig von Smith und Reynolds übertragen wird. Im Verlauf des Films wird jedoch zu sehr auf Pikachu als Comic Relief gebaut: Egal ob seine andauernd thematisierte Kaffeesucht oder seine Beziehung zu Enton - selbst das süßeste Pokémon kann irgendwann nicht mehr über die dünne Story hinweg täuschen.Tim sucht seinen Papa
0815-Action
Neben dem talentierten Reynolds und Smith, haben auch Bill Nighy und Ken Watanabe in der Vergangenheit bewiesen, was sie
schauspielerisch drauf haben. In Meisterdetektiv Pikachu bleiben ihre Figuren jedoch viel zu blass und besonders Nighy muss sich seiner stereotypen Rolle beugen. Durch die technisch fantastische Umsetzung der Pokémon hatte ich mir im Vorfeld erhofft, dass auch die Geschichte des Films endlich ein gutes Pacing und eine spanndere Handlung erhält. So bleibt es bei einfacher Action-Unterhaltung, die jedoch vor allem dem jungen Publikum völlig ausreichen dürfte.