Pokémon: Meisterdetektiv Pikachu (Film) - Special, Sonstiges, Spielkultur

Pokémon: Meisterdetektiv Pikachu (Film)
03.05.2019, Alice Wilczynski

Special: Pokémon: Meisterdetektiv Pikachu (Film)

Die Spiele lassen grüßen

Kaum zu glauben, aber seit 1998 sind bereits 21 Pokémon-Filme erschienen! Diese Anime richteten sich jedoch wie die Serie, eher an ein jüngeres Publikum und konnten nie so richtig mein Interesse wecken. Anders sah das bei der Ankündigung des ersten Realfilms Pokémon: Meisterdetektiv Pikachu aus. Schon der erste Trailer machte mich so neugierig, dass ich erst mal eine Kuhmuh-Milch zum runterkommen brauchte. Das finale Resultat bringen Warner Bros. Pictures und Legendary in Zusammenarbeit mit der Pokémon Company am 9. Mai 2019 auf die Leinwand. Wie mir Meisterdetektiv Pikachu als Fan der ersten Stunde gefallen hat, lest ihr im Special.

Es tut mir fast leid, wie kitschig das klingt, aber ich hatte bereits in den ersten fünf Minuten eine fette Gänsehaut. Denn Meisterdetektiv Pikachu spielt in einer Welt, in der Pokémon friedlich mit den Menschen zusammenleben. Regisseur Rob Letterman hat sich zusammen mit seinem Autoren-Team genau überlegt, wie man diese Utopie möglichst liebevoll vom Handheld auf die Leinwand bringen kann. Shiggys helfen Feuerwehrmännern bei einem Brand aus, ein Glumanda befeuert den Wok eines Kochs und Kappalores kreischt überschwänglich seinen Namen, wenn der von ihm gemixte Drink fertig ist. 

Pokémon-Symbiose

Jedes der zahlreichen Taschenmonster wurde dabei technisch fantastisch umgesetzt. Bisher konnte ich mir nie so richtig vorstellen, wie kuschelig das Fell von Maus-Pokémon Pikachu eigentlich sein muss und wie unheimlich klebrig und fleischig Schlurps Zunge ist - vor allem, wenn er einem auf einer Zugreise plötzlich das ganze Gesicht damit ableckt. Gerade wenn man

So viel Charakter hatte Pikachu noch nie!
sich den aktuellen Trailer zur Sonic-Verfilmung (tut es lieber nicht), oder andere Lizenz-Verwurstungen wie Super Mario Bros.(1993) oder Benjamin Blümchen (2019) anschaut, ist es umso beeindruckender, wie gut der Realfilm die Essenz jedes einzelnen Pokémon einfängt. Und zu meiner Überraschung geht das sogar über die Optik hinaus: Es werden immer wieder echte Attacken von Pikachu und Enton thematisiert, Professor Eichs Name (im Englischen Oak) lässt sich getarnt als japanische Schriftzeichen an einer Häuserwand finden und ich bin mir sicher, dass man bei jedem Durchgang zahlreiche weitere versteckte Anspielungen finden kann.

Wie im 3DS-Spiel "Meisterdetektiv Pikachu" verlässt Tim, gespielt von Justice Smith (Jurassic World, The Get Down) seine Kleinstadt, um in der Metropole Ryme City nach seinem vermeintlich verstorbenen Vater zu suchen. Jeder Schauplatzwechsel wird dabei optisch wunderbar in

Die Schauplätze sehen fantastisch aus und spinnen eine Utopie, in der Menschen mit den Pokémon zusammenleben.
Szene gesetzt und erinnert ebenfalls an Momente in den Videospielen: Vom gemütlichen Dorf im Startgebiet über die Wolkenkratzer-Metropole raus aufs Land. Dabei zur Seite steht ihm der Star des Films, der von Ryan Reynolds (zuletzt Deadpool, Killer's Bodyguard) gesprochene Detektiv Pikachu. Wie bereits in den Trailern angedeutet, schafft es Reynolds, Pikachu auf unheimlich charmante Weise Leben einzuhauchen. Dabei ist Pikachu endlich mal nicht nur süß, sondern auch witzig, abenteuerlich, herzlich und in einer großartigen Szene so verzweifelt, dass er zu singen anfängt. Da Tim Pikachu verstehen kann, entsteht schnell eine Freundschaft zwischen den beiden, die wunderbar stimmig von Smith und Reynolds übertragen wird. Im Verlauf des Films wird jedoch zu sehr auf Pikachu als Comic Relief gebaut: Egal ob seine andauernd thematisierte Kaffeesucht oder seine Beziehung zu Enton - selbst das süßeste Pokémon kann irgendwann nicht mehr über die dünne Story hinweg täuschen.

Tim sucht seinen Papa

Von der Kleinstadt über die Wolkenkratzer-Metropole bis zum Waldspaziergang mit Bisasam.
Denn auch bei der Geschichte ist man den Videospielen treu geblieben: Sie ist zu simpel und jede einzelne Wendung vorhersehbar. So geht es erneut darum, die Pläne einer bösen Organisation zu zerstören. Jedoch ist weder der Weg dahin noch der klischeehafte Twist am Ende zu irgendeinem Zeitpunkt wirklich spannend. Wie schon zig Actionfilmen, geht es mal wieder um den bösen Menschen, der die lieben andersartigen Wesen ausbeuten und kontrollieren möchte.

0815-Action

Neben dem talentierten Reynolds und Smith, haben auch Bill Nighy und Ken Watanabe in der Vergangenheit bewiesen, was sie

Die Geschichte ist zu simpel und klischeehaft, der große Twist am Ende vorhersehbar.
schauspielerisch drauf haben. In Meisterdetektiv Pikachu bleiben ihre Figuren jedoch viel zu blass und besonders Nighy muss sich seiner stereotypen Rolle beugen. Durch die technisch fantastische Umsetzung der Pokémon hatte ich mir im Vorfeld erhofft, dass auch die Geschichte des Films endlich ein gutes Pacing und eine spanndere Handlung erhält. So bleibt es bei einfacher Action-Unterhaltung, die jedoch vor allem dem jungen Publikum völlig ausreichen dürfte.