Cities Skylines - Das Brettspiel - Special, Brettspiel, Spielkultur
...wenn man nach sieben Runden bereits so versagt hat, dass die Stadt hoffnungslos verloren ist. Obwohl wir alles andere als Anfänger sind, komplexe Brettspiele mögen und man sich sogar vor jedem Zug absprechen darf, hat das scheinbar nicht gereicht: Denn egal welche Karte wir spielen würden, gäbe es immer einen Punkt zu viel von Kriminalität, Verkehr oder Umweltbelastung - arghs! Aber wieso, weshalb, warum? Natürlich war auch ein wenig Pech dabei: Wir haben einfach keine Polizei-Station gezogen, die jeweils ganz unten im Stapel lag! In den ersten Spielen fühlt man sich fast ein wenig an widerspenstige Paradox'sche Strategie à la Imperator: Rome oder Europa Universalis 4 erinnert.
Paradox'scher Anspruch lässt grüßen...
Aber keine Bange, der Vergleich hinkt: Cities: Skylines - das Brettspiel ist kein undurchschaubares Biest, sondern logisch aufgebaut und mit klaren Bezügen zum erfolgreichen PC-Spiel konzipiert. Letztlich ist es ein angenehmes kooperatives Familienspiel, das für Kommunikation am Tisch sorgt. Das Scheitern gehört hier allerdings zum Konzept, denn man baut eine Stadt aus dem Nichts auf, um über Meilensteine mit Zwischenwertungen eine möglichst hohe Zufriedenheit der Bevölkerung zu erreichen. Weil man zu Beginn noch nicht ganz einschätzen kann, welche Wechselwirkungen es gibt und wie man wirklich effizient baut, kann das Game Over schonmal früher grüßen. Aber je länger man es versucht, desto beser wird man!
Auf der Suche nach Balance
Wer ein Wohngebiet errichtet, bekommt mehr Bevölkerung, aber verliert Wasser. Wer ein Ärztehaus errichtet, zahlt ein Geld, aber erhöht die Zufriedenheit. Hinzu kommen Karten, die Strom, Umweltbelastung, Verkehr, Kriminalität & Co positiv oder negativ beeinflussen. Und all die Mali sowie Boni verstärken sich mit höheren Werten, so dass eine angenehme Tiefe entsteht.
Aber man kann Karten gegen Geld auch austauschen und einigermaßen taktisch ziehen, denn es gibt Stapel in drei Stufen, in denen sich unterschiedliche Gebäude von einfach bis komplex befinden. Erst wenn man ein Stadtviertel einigermaßen entwickelt hat, sollte man z.B. von der dritten Stufe ziehen, denn die Boni dieser Karten setzen vorhandene Infrastruktur voraus.
Man kann allerdings nicht frei entscheiden, was gebaut wird, sondern ist von den fünf zufällig gezogenen Karten abhängig, die man offen mit allen anderen der bis zu vier Mitspieler vor sich auslegt.
So entsteht natürlich auch etwas Puzzleflair, denn man muss die geometrisch unterschiedlich designten Teile so drehen oder platzieren, dass man möglichst viel davon hat. Manche kann man frei in einen Stadtteil legen, andere profitieren vom Anlegen an eines oder gar zwei Gebäude, so dass man vor allem Ärzte, Polizei oder Feuerwehr frühzeitig mittig, aber nicht zu weit voneinander weg platzieren sollte, damit man sie später über ein Wohngebiet verbinden kann. Das scheint angesichts des recht kleinen Stadtgebietes gar nicht so einfach. Aber man darf weitere der verdeckt ausliegenden Gebiete öffnen, um sich mehr Platz zu verschaffen - nur hat man genug Geld dafür erwirtschaftet?
Ein Hauch von Tetris
Schön ist nicht nur, dass man die Auswirkungen eines Baus sofort auf einer klar strukturierten Verwaltungstafel markiert, so dass die Marker aus der anfänglich mittleren Position ständig bewegt werden, man alles im Blick hat und sofort Gespräche über den nächsten Zug entstehen: Ups, jetzt ist der Verkehr schon auf drei von maximalen fünf Punkten - da müssen wir aufpassen! Hat jemand eine Karte, die ihn eindämmen kann? Ach, lass uns noch einen Zug riskieren! Schön ist auch, dass es klare Wechselwirkungen bei Erreichen eines Meilensteins gibt: Denn Strom, Wasser und Müll sorgen dann umgehend für mehr oder weniger Zufriedenheit, die schließlich die finale Punktzahl auf der Skyline des Pappaufstellers bestimmt.
Der Weg zur Weltmetropole
Was gefällt nicht so gut?
Cities Skylines - Das Brettspiel inszeniert unterhaltsamen Städtebau für bis zu vier Spieler. Man grübelt, kauft, baut und plant alles zusammen, so dass Zug um Zug viel am Tisch gesprochen wird, während alle ein Auge auf Umweltbelastung, Verkehr und Kriminalität haben müssen. Auch wenn die ersten Partien früh enden können, weil man die wichtigen Funktionen noch nicht kennt, entsteht mit etwas Praxis aufgrund der sehr durchdachten Wechselwirkungen ein spannender Aufbau mit etwas Tetrisflair, wenn man die Gebäude in zig Typen auf dem immer enger werden Plan platziert. Nur wenn man als Team vorausschauend plant und etwas Glück beim Ziehen hat, wird man lange genug Geld haben und die Zufriedenheit der Bewohner auf maximale Werte steigern können. Rustan Håkansson serviert hier ein gutes Brettspiel mit einigen charmanten Bezügen zum PC-Original.
Fazit
Ihr sucht kompetitive Alternativen im Städtebau? Zwei Tipps aus unserem Archiv: Wer es kurzweiliger und exotischer mag, baut in Machi Koro mit Würfelglück und Kartentaktik für knapp 13 Euro. Und einen Hauch von SimCity samt Hexfeldflair gibt es in Suburbia für knapp 35 Euro.
Für alle, die eine Wertung vermissen: Wir werden hier nur unsere Highlights vorstellen. Natürlich gibt es auch in der Brettspielwelt einen bunten Mainstream und billigen Murks, aber wir haben keine Zeit für Verrisse. Das ist zunächst ein Angebot, das wir euch zusätzlich bieten. Deshalb konzentrieren wir uns auf die empfehlenswerten Vertreter und die kreativen Geheimtipps, die man vielleicht nicht in jedem Kaufhaus findet.
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