SCUF Instinct Pro - Special, Hardware, XboxSeriesX, XboxOneX, PC

SCUF Instinct Pro
29.06.2022, Timur Stürmer

Special: SCUF Instinct Pro

Alles unter Kontrolle

Egal ob am Computer oder der Konsole: So wichtig wie die richtige Rechenmaschine ist das richtige Zubehör. Doch während der Dschungel aus Gaming-Mäusen und -Tastaturen dicht gedrängt und nahezu undurchquerbar scheint, ist die Menge an Konsolen-Zubehör eher licht und überschaubar. Doch es gibt sie, die kleinen Helden, die verlängerten Arme des Spielers, das Gear, das selbst den kleinsten Vorteil herauszukitzeln weiß. Die Scuf-Controller von Corsair möchten genau das sein. Ob der Scuf Instinct Pro mit stolzen 229,90 Euro aufwärts auch den höchsten Ansprüchen genügen kann, zeigt der ausführliche Test.

Dem Durchschnittsspieler dürfte der Microsoft Xbox Elite Wireless Controller Series 2 bekannter sein. Auch der bietet im Vergleich zum mitgelieferten Xbox-Controller echte Vorteile: Zusätzliche Tasten, austauschbare Elemente, einen Riesen-Akku, kabelloses Aufladen, das insgesamt bessere Bediengefühl. Für mich war es schon nach wenigen Spielminuten Liebe auf den ersten Klick. Und die Frage, ob der saftige Preis von fast 150 Euro gerechtfertigt ist, schnell beantwortet. Seitdem ist der Elite 2 täglich und seit Monaten im privaten Einsatz. Doch auch er ist nicht perfekt. Warum, wird sich bald zeigen.

Mehr Controller für mehr Geld

Die Marke Scuf von Corsair ist eher E-Sportlern und Streamern bekannt, aber auch Gaming-Enthusiasten. Fun Fact: Der Microsoft Elite 2 entstand in der Zusammenarbeit mit Scuf . Kein Wunder also, dass sich der Scuf Instinct Pro und der Elite 2 grundsätzlich sehr ähnlich sind – abgesehen vom preislichen Unterschied. Doch die Details machen den Unterschied. Und auf die bekommt es bekanntlich an.

Evolution der Controller: Von links nach rechts der Microsoft Xbox Wireless Controller, Microsoft Xbox Elite Wireless Controller 2 und Scuf Instinct Pro.
Die Griffe des Instinct Pro sind anders als beim Elite 2 an der Unterseite mit einer gummierten, rutschfesten Struktur versehen. Selbst in schweißtreibenden Gefechten bietet die einen exzellenten Halt, etwas besser noch als beim Elite 2. Die Verarbeitungsqualität ist auf dem Level der Microsoft-Controller. Nichts knarzt, wackelt oder gibt nach.

Verarbeitung und Steuerung

Kommen wir aber zum wohl wesentlichsten Punkt: Die Steuerung. Scuf wirbt mit der Verbesserung von Schnelligkeit und Präzision. Böse Zungen könnten behaupten, dass die bezahlte Prominenz aus der Gaming-Szene dieses Versprechen als Teil eines Werbevertrags nur zu gerne bestätigt. Aber was ist wirklich dran? Wir machen den Test. Eines vorweg: Da es sich um praktische Tests handelt und nicht um wissenschaftliche Messergebnisse, lässt sich ein gewisser subjektiver Eindruck nicht ausschließen. Wir haben trotzdem versucht, die Erkenntnisse und Unterschiede in Videos festzuhalten, um sie nachvollziehbar zu machen.

Für den Test haben wir sowohl den Instinct Pro mit dem Elite 2 in drei Spielen verglichen:

Rainbow Six Siege (Shooter), Elden Ring (Action Adventure) und Forza 5 (Rennspiel)

Der Tastenhub der Schultertasten (Trigger) RT und LT lässt sich in zwei Stufen einstellen: kurz und lang. Bei kurzem Weg gleicht der Klick einer Gaming-Maus: kurz, akkurat, knackig. Das ist ideal für Shooter. Das Zielen und Schießen löst der Spieler damit schlichtweg schneller aus. Auch beim Elite 2 lässt sich der Trigger einstellen (Hair Trigger Locks), sogar in drei Stufen. Selbst auf niedrigster Stufe ist der Weg des Triggers aber noch deutlich länger als beim Instinct Pro. Im kompetitiven Shooter Rainbow Six Siege machte sich der Unterschied bemerkbar.

Die Trigger triggern schneller

Stellt man die Trigger auf die höchste Stufe ein (Full-Pull) ist das lange Herunterdrücken stufenlos, perfekt also für das Beschleunigen in Rennspielen – oder um in GTA 5 in gemächlichem Tempo mit dem heißen Schlitten zu posen. In Forza 5 funktionierte das stufenlose Beschleunigen tadellos. Doch legt der Trigger des Elite 2 erneut den deutlich längeren Weg zurück. Das verschafft keinen Vorteil, fühlt sich aber besser an: Die Beschleunigung lässt sich genauer steuern.

Das Zielen und Schießen gelang mit dem Instinct Pro schneller, was einen spielerischen Vorteil bringt. In Elden Ring gilt dasselbe für das Hochhalten des Schildes, das Parieren oder Attackieren.

Zügig ist auch das Motto von Steuerkreuz und Thumbsticks. Das Steuerkreuz punktet mit sehr knackigem Druckpunkt, während er beim Elite 2 eher etwas wackelig und fast schwammig wirkt. Highlight sind aber die Joysticks. Ihr Widerstand ist geringer, dadurch gelingt die Steuerung beim Zielen und Bewegen schneller. Bei Mikrobewegungen, etwa beim Zielen auf weit entfernte, kleine Punkte, reagiert er feiner, somit genauer. Im Video demonstrieren wir das am Schießstand von Rainbow Six Siege.

Steuerkreuz und Sticks geben die Richtung vor

Die Paddles auf der Unterseite bringen zusätzliche Tastenbelegungen, bieten einen exzellenten Druckpunkt und sind sehr gut erreichbar.
Ein Vorteil beider Controller ist, dass sie zusätzliche Tasten bieten. Die sogenannten Paddles, ragen beim Elite 2 länglich zur Controller-Mitte. Sie lassen sich mit Mittel- und Ringfinger auslösen. Problem: Bis die Koordination der motorisch eher selten einsatzbereiten Ringfinger stimmt, gibt es viele Fehleingaben. Ich für meinen Teil habe deshalb zwei der vier Paddles entfernt. Aber selbst das steigert den Komfort enorm, dank freier Tastenbelegung (siehe unten „Anpassungsmöglichkeiten“). Beim Instinct Pro sind die Paddles eher kleine Tasten, die zudem anders angeordnet sind. Der Weg des Tastendrucks ist deutlich kürzer. Geschmackssache: Hier lassen sich alle vier Tasten mit den Mittelfingern betätigen.



Besser platzierte Paddles mit kürzerem Hub

Anders als die originalen Microsoft-Controller verbindet sich der Scuf-Konkurrent nicht per Funk mit der Xbox, sondern per Bluetooth. Gemeinhin gilt die Bluetooth-Verbindung als langsamer, weshalb beispielsweise alle vernünftigen Gaming-Mäuse auf Funk per Dongle setzen. Ein Profi-Controller mit nachteiliger Bluetooth-Verbindung – Wie passt das zusammen? Ganz klar: Hier muss eine Messung her.

Bluetooth versus Funk: Wer ist schneller?

Im Zeitlupenvideo erfassten wir bei beiden Controllern die Dauer in Millisekunden von der durchgedrückten Taste bis zum umgesetzten Befehl am Bildschirm – also die Eingabelatenz, auch „Input Lag“ genannt. Das taten wir in zwei Durchgängen mit beiden Controllern jeweils mit der B-Taste, die uns im Xbox-System-Menü zurück navigierte, als auch mit dem RT-Trigger, der in Rainbow Six Siege (RB6) einen Schuss auslöste. Das Ergebnis war verblüffend eindeutig: Der originale Microsoft-Controller ist durchweg langsamer, der Instinct Pro in allen Messungen etwa doppelt so schnell. Die detaillierten Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle abzulesen:

MessungSCUF Instinct Pro Microsoft Elite 2 
B-Taste (Xbox-Menü, 1. Messung)1:48ms 4:02ms
B-Taste (Xbox-Menü, 2. Messung)1:56ms4:27ms
RT-Trigger (Schuss in R6, 1. Messung)0:18ms0:36ms
RT-Trigger (Schuss in R6, 2. Messung)0:16ms0:32ms 

Bei den Anpassungsmöglichkeiten bleiben keine Wünsche offen: Egal ob optisch oder funktional, nahezu alle Teile lassen sich austauschen oder bei der Bestellung bestimmen.
Ebenso wie die Vorteile der Geschwindigkeit und Präzision dürfen natürlich Anpassungsmöglichkeiten nicht fehlen. Die sogenannten Paddles sind zusätzliche Tasten und lassen sich sowohl beim Elite 2 als auch Instinct Pro frei belegen. Beim Elite 2 geht das über die Xbox-Einstellungen des Systems. Das erkennt die Steuerungseinheit als Elite-Controller und bietet ein Menü, in dem sich auf jedes Paddle eine beliebige Taste legen lässt. Zum Beispiel kann man mit ihnen den sonst eher lästigen Druck auf die Sticks zum Springen oder für den Nahkampf-Hieb ersetzen. Profile mit unterschiedlichen Tasten-Belegungen kann der Spieler abspeichern und per Schnelltaste am Controller jederzeit wechseln.

Anpassbarkeit: Optisch und funktional

Ganz anders ist das beim Instinct Pro: Die Xbox identifiziert den Controller als gewöhnlichen Xbox-Controller, weshalb sich seine Tasten in den Einstellungen nicht anders belegen lassen. Das ist aber auch gar nicht nötig. Per längerem Druck auf den Profil-Knopf am Controller löst der Spieler den Modus zur Tastenbelegung aus. Nun drückt er oder sie gleichzeitig eine beliebige Paddle- und anderweitige Controller-Taste. Zack – der Controller speichert die neue Belegung. So einfach, so schnell, so clever. Bis zu drei Profile lassen sich konfigurieren.

Betätigt der Spieler den rückseitigen Profil-Button, gibt die farbige Leuchte auf der Vorderseite an, welches Profil aktiv ist.
Abgesehen davon lassen sich bei beiden Controllern Steuerkreuz und Thumbsticks austauschen, um sie gegen andere mit anderem Formfaktor auszutauschen. Microsoft legt kulanterweise eine Auslese an verschiedenen Sticks, Paddles und Steuerkreuzen dem Lieferumfang bei. Bei Scuf wählt der Käufer die gewünschten Sticks und das Kreuz kostenfrei vor der Bestellung aus. Kreative Individualisten kommen auf ihre Kosten: Gegen Aufpreis lassen sich verschiedene Farben und Muster für Frontplatte, Knöpfe, Sticks, Trigger und weitere Elemente festlegen.

Ab 229,90 Euro ist der Scuf Instinct Pro zu haben. Wer bei der Individualisierung All In geht, lässt gut 300 Euro an der Kasse.

Zugegeben, vor dem Test war die Skepsis groß. Welche großen Vorteile soll der Scuf Instinct Pro gegenüber dem ohnehin schon sehr guten Microsoft Elite 2 bringen. Die Antwort nach dem Test: Keine. Aber die vielen kleinen Verbesserungen machen ihn in der Summe zum definitiv besseren Controller: Ob dank der erhöhten Präzision, dem Plus an Geschwindigkeit, der geringeren Latenz oder der weiteren Individualisierungs-Möglichkeiten. Was ihm aber im Gegensatz zu Microsofts Elite-Controller fehlt, ist die Möglichkeit des kabellosen Ladens. Wie beim Standard-Controller sind nämlich AA-Batterien oder -Akkus nötig. Die Garantie von nur sechs Monaten drückt ebenfalls auf die Note. In der Summe ist der Scuf Instinct Pro trotzdem die wohl beste Wahl für alle Pro-Gamer und Präzisions-Perfektionisten, für kreative Individualisten und Spiele-Enthusiasten. Bei einem Grundpreis, der etwa die Hälfte der UVP der Xbox Series X beträgt, muss er das aber auch sein.

Fazit

Test-Note: 1,4 (SEHR GUT) 

 
Kommentare
Brotsuppe

Der Vergleich mit den Delay-Zeiten ist ja ganz nett.

Aber die durchschnittliche Reaktionszeit des Menschen beträgt ~0,2 Sekunden, sprich 200 Millisekunden. Da kommt es nun auf 2ms hin oder her jetzt nicht wirklich drauf an, oder. Beim Triggertest sind es sogar nur Bruchteile einer Millisekunde.

Den Unterschied bemerkt doch kein Mensch.
200ms vielleicht unkonzentriert... mit Konzentration und etwas Antizipation geht deutlich runter...
und für Geübte, die bereit sind für ihr vermutlich intensiv betriebenes Hobby so viel Geld auszugeben, wahrscheinlich nochmal weiter runter.
Dann halbiere halt die Reaktionszeit auf die Hälfte, dann bist du immer noch bei 100ms. Beim Start im 100m-Sprint in der Leichtathletik z.B. gilt eine Reaktionszeit von unter 100ms bereits als Fehlstart - und die Läufer sind bestimmt nicht ungeübt.

Und noch einmal: Der Test sprach von einem Latenzunterschied von 2 oder 3ms.

das mit den 200ms Reaktionszeit in Bezug auf Latenz ist ungefähr so eine tolle Aussage, wie die Behauptung, der
Mensch würde ja gar nicht mehr als 24 Bilder pro Sekunde wahrnehmen können...
Wie bereits mehrfach erwähnt, sprechen wir von 2 oder 3ms Unterschied. Um in der Praxis davon überhaupt einen - fiktiven - Vorteil zu haben, müsstest du einen Monitor und natürlich auch eine Grafikkarte haben, der/die 333 bzw. 500fps darstellen können. Bei der erwähnten Triggerlatenz von UNTER 1ms sprechen wir dann sogar von über 1000fps.

Du willst mir jetzt also nicht ernsthaft erzählen wollen, dass selbst extrem geübte Hardcore-Zocker in diesen Größenordnungen noch Unterschiede bemerken, geschweige denn darauf reagieren können. Das wäre absurd.

Zuletzt bearbeitet vor 2 Jahren

vor 2 Jahren
Levi 

Der Vergleich mit den Delay-Zeiten ist ja ganz nett.

Aber die durchschnittliche Reaktionszeit des Menschen beträgt ~0,2 Sekunden, sprich 200 Millisekunden. Da kommt es nun auf 2ms hin oder her jetzt nicht wirklich drauf an, oder. Beim Triggertest sind es sogar nur Bruchteile einer Millisekunde.

Den Unterschied bemerkt doch kein Mensch.
200ms vielleicht unkonzentriert... mit Konzentration und etwas Antizipation geht deutlich runter...
und für Geübte, die bereit sind für ihr vermutlich intensiv betriebenes Hobby so viel Geld auszugeben, wahrscheinlich nochmal weiter runter.

...
das mit den 200ms Reaktionszeit in Bezug auf Latenz ist ungefähr so eine tolle Aussage, wie die Behauptung, der Mensch würde ja gar nicht mehr als 24 Bilder pro Sekunde wahrnehmen können...

und zum Controller selbst: ich bin inzwischen zu Casual für son Kram

Zuletzt bearbeitet vor 2 Jahren

vor 2 Jahren
Uwe sue

Der Vergleich mit den Delay-Zeiten ist ja ganz nett.

Aber die durchschnittliche Reaktionszeit des Menschen beträgt ~0,2 Sekunden, sprich 200 Millisekunden. Da kommt es nun auf 2ms hin oder her jetzt nicht wirklich drauf an, oder. Beim Triggertest sind es sogar nur Bruchteile einer Millisekunde.

Den Unterschied bemerkt doch kein Mensch.
also ich finde das ganz wichtig. mir gehen 16ms mehr oder weniger schon so auf keks, dass ich mit der maus nichts mehr treffe. die zeiten von monitoren und TVs mit 32ms lag und viel mehr sind zum glück vorbei - also ich persönlich bekomme ab 10ms rauf und runter die krise. klar ist kein setup lagfrei - aber die wirklich guten sind eben bei 30ms und richtiger rotz von der stange is da gerne bei 100ms und mehr.
sollte ich iwann wieder mit shootern kompetitiv anfangen, hole ich mir auch ne gaming-maus. officemäuse haben schonmal rein von der technik her ein paar ms mehr und dann kommt hier noch bluetooth dazu. da bist allein bei der maus über meinen tolerierten 10ms.
unterschätzt den lag nicht auf eure erfolgschancen - auch wenn ihr ihn nicht merkt, das also unterbewusst kompensiert - er ist da und macht euch nicht besser.

vor 2 Jahren
Labrador Nelson

Super Test, danke! Das klingt ja alles sehr vielversprechend. Da werd ich mal überlegen, ob nicht der Scuf eher in Frage kommt beim nächsten Controllerkauf.

vor 2 Jahren
schockbock

Würde mich mal sehr interessieren wie laut der SCUF beim Spielen ist. XS- und Elite Controller bewegen sich da in einem, für mich, nervtötenden Bereich.
Behauptung: Leute, die 230 € für einen Controller ausgeben, sind in solchen kompetitiven Sphären unterwegs, dass sie mit Headset spielen.

Aber ja, das Geklicke geht mir auch beim Series-Pad aufn Keks, wenn ich das Headset mal abnehme.

vor 2 Jahren