SCUF Instinct Pro - Special, Hardware, XboxSeriesX, XboxOneX, PC
Dem Durchschnittsspieler dürfte der Microsoft Xbox Elite Wireless Controller Series 2 bekannter sein. Auch der bietet im Vergleich zum mitgelieferten Xbox-Controller echte Vorteile: Zusätzliche Tasten, austauschbare Elemente, einen Riesen-Akku, kabelloses Aufladen, das insgesamt bessere Bediengefühl. Für mich war es schon nach wenigen Spielminuten Liebe auf den ersten Klick. Und die Frage, ob der saftige Preis von fast 150 Euro gerechtfertigt ist, schnell beantwortet. Seitdem ist der Elite 2 täglich und seit Monaten im privaten Einsatz. Doch auch er ist nicht perfekt. Warum, wird sich bald zeigen.
Mehr Controller für mehr Geld
Die Marke Scuf von Corsair ist eher E-Sportlern und Streamern bekannt, aber auch Gaming-Enthusiasten. Fun Fact: Der Microsoft Elite 2 entstand in der Zusammenarbeit mit Scuf . Kein Wunder also, dass sich der Scuf Instinct Pro und der Elite 2 grundsätzlich sehr ähnlich sind – abgesehen vom preislichen Unterschied. Doch die Details machen den Unterschied. Und auf die bekommt es bekanntlich an.
Verarbeitung und Steuerung
Kommen wir aber zum wohl wesentlichsten Punkt: Die Steuerung. Scuf wirbt mit der Verbesserung von Schnelligkeit und Präzision. Böse Zungen könnten behaupten, dass die bezahlte Prominenz aus der Gaming-Szene dieses Versprechen als Teil eines Werbevertrags nur zu gerne bestätigt. Aber was ist wirklich dran? Wir machen den Test. Eines vorweg: Da es sich um praktische Tests handelt und nicht um wissenschaftliche Messergebnisse, lässt sich ein gewisser subjektiver Eindruck nicht ausschließen. Wir haben trotzdem versucht, die Erkenntnisse und Unterschiede in Videos festzuhalten, um sie nachvollziehbar zu machen.
Für den Test haben wir sowohl den Instinct Pro mit dem Elite 2 in drei Spielen verglichen:
Rainbow Six Siege (Shooter), Elden Ring (Action Adventure) und Forza 5 (Rennspiel)
Der Tastenhub der Schultertasten (Trigger) RT und LT lässt sich in zwei Stufen einstellen: kurz und lang. Bei kurzem Weg gleicht der Klick einer Gaming-Maus: kurz, akkurat, knackig. Das ist ideal für Shooter. Das Zielen und Schießen löst der Spieler damit schlichtweg schneller aus. Auch beim Elite 2 lässt sich der Trigger einstellen (Hair Trigger Locks), sogar in drei Stufen. Selbst auf niedrigster Stufe ist der Weg des Triggers aber noch deutlich länger als beim Instinct Pro. Im kompetitiven Shooter Rainbow Six Siege machte sich der Unterschied bemerkbar.
Die Trigger triggern schneller
Stellt man die Trigger auf die höchste Stufe ein (Full-Pull) ist das lange Herunterdrücken stufenlos, perfekt also für das Beschleunigen in Rennspielen – oder um in GTA 5 in gemächlichem Tempo mit dem heißen Schlitten zu posen. In Forza 5 funktionierte das stufenlose Beschleunigen tadellos. Doch legt der Trigger des Elite 2 erneut den deutlich längeren Weg zurück. Das verschafft keinen Vorteil, fühlt sich aber besser an: Die Beschleunigung lässt sich genauer steuern.
Das Zielen und Schießen gelang mit dem Instinct Pro schneller, was einen spielerischen Vorteil bringt. In Elden Ring gilt dasselbe für das Hochhalten des Schildes, das Parieren oder Attackieren.
Zügig ist auch das Motto von Steuerkreuz und Thumbsticks. Das Steuerkreuz punktet mit sehr knackigem Druckpunkt, während er beim Elite 2 eher etwas wackelig und fast schwammig wirkt. Highlight sind aber die Joysticks. Ihr Widerstand ist geringer, dadurch gelingt die Steuerung beim Zielen und Bewegen schneller. Bei Mikrobewegungen, etwa beim Zielen auf weit entfernte, kleine Punkte, reagiert er feiner, somit genauer. Im Video demonstrieren wir das am Schießstand von Rainbow Six Siege.
Steuerkreuz und Sticks geben die Richtung vor
Besser platzierte Paddles mit kürzerem Hub
Anders als die originalen Microsoft-Controller verbindet sich der Scuf-Konkurrent nicht per Funk mit der Xbox, sondern per Bluetooth. Gemeinhin gilt die Bluetooth-Verbindung als langsamer, weshalb beispielsweise alle vernünftigen Gaming-Mäuse auf Funk per Dongle setzen. Ein Profi-Controller mit nachteiliger Bluetooth-Verbindung – Wie passt das zusammen? Ganz klar: Hier muss eine Messung her.
Bluetooth versus Funk: Wer ist schneller?
Im Zeitlupenvideo erfassten wir bei beiden Controllern die Dauer in Millisekunden von der durchgedrückten Taste bis zum umgesetzten Befehl am Bildschirm – also die Eingabelatenz, auch „Input Lag“ genannt. Das taten wir in zwei Durchgängen mit beiden Controllern jeweils mit der B-Taste, die uns im Xbox-System-Menü zurück navigierte, als auch mit dem RT-Trigger, der in Rainbow Six Siege (RB6) einen Schuss auslöste. Das Ergebnis war verblüffend eindeutig: Der originale Microsoft-Controller ist durchweg langsamer, der Instinct Pro in allen Messungen etwa doppelt so schnell. Die detaillierten Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle abzulesen:
Anpassbarkeit: Optisch und funktional
Ganz anders ist das beim Instinct Pro: Die Xbox identifiziert den Controller als gewöhnlichen Xbox-Controller, weshalb sich seine Tasten in den Einstellungen nicht anders belegen lassen. Das ist aber auch gar nicht nötig. Per längerem Druck auf den Profil-Knopf am Controller löst der Spieler den Modus zur Tastenbelegung aus. Nun drückt er oder sie gleichzeitig eine beliebige Paddle- und anderweitige Controller-Taste. Zack – der Controller speichert die neue Belegung. So einfach, so schnell, so clever. Bis zu drei Profile lassen sich konfigurieren.
Ab 229,90 Euro ist der Scuf Instinct Pro zu haben. Wer bei der Individualisierung All In geht, lässt gut 300 Euro an der Kasse.
Zugegeben, vor dem Test war die Skepsis groß. Welche großen Vorteile soll der Scuf Instinct Pro gegenüber dem ohnehin schon sehr guten Microsoft Elite 2 bringen. Die Antwort nach dem Test: Keine. Aber die vielen kleinen Verbesserungen machen ihn in der Summe zum definitiv besseren Controller: Ob dank der erhöhten Präzision, dem Plus an Geschwindigkeit, der geringeren Latenz oder der weiteren Individualisierungs-Möglichkeiten. Was ihm aber im Gegensatz zu Microsofts Elite-Controller fehlt, ist die Möglichkeit des kabellosen Ladens. Wie beim Standard-Controller sind nämlich AA-Batterien oder -Akkus nötig. Die Garantie von nur sechs Monaten drückt ebenfalls auf die Note. In der Summe ist der Scuf Instinct Pro trotzdem die wohl beste Wahl für alle Pro-Gamer und Präzisions-Perfektionisten, für kreative Individualisten und Spiele-Enthusiasten. Bei einem Grundpreis, der etwa die Hälfte der UVP der Xbox Series X beträgt, muss er das aber auch sein.
Fazit
Test-Note: 1,4 (SEHR GUT)