Virenschutz-Software - Special, Service, PC
Seit mehr als 30 Jahren machen Viren PCs auf der ganzen Welt unsicher. Mittlerweile gefährden sie nicht nur Privatpersonen, sondern auch Unternehmen und öffentliche Einrichtungen wie Atomkraftwerke und Krankenhäuser. Sie versuchen, Zugangsdaten auszuspähen (Trojaner), machen PCs zu Spam-Schleudern (Botware) oder „klauen“ Daten, die der Nutzer nur gegen Lösegeld zurückerhält (Ransomware). Inzwischen bedrohen rund eine Milliarde Schädlinge die Sicherheit von Computern und Smartphones - und jede Minute kommen Hunderte dazu. Täglich entstehen fast 350.000 neue Schädlinge, mit denen Kriminelle ausspionieren, stehlen oder erpressen wollen.
Nach dem Motto „Die Masse macht’s“ nimmt die Zahl der in Umlauf gebrachten Schadprogramme seit 30 Jahren kontinuierlich zu. Besonders im Fokus steht seit jeher Windows. Mehr als 750 Millionen Viren bedrohen derzeit die Sicherheit von PCs. Hinzu kommen 180 Millionen so genannte PUAs, also potenziell unerwünschte Anwendungen, die Werbung einblenden oder Daten sammeln. Der Grund, warum Windows bei den Online-Kriminellen so beliebt ist, liegt auf der Hand: Die Zielgruppe ist riesig und die Erfolgsaussichten für eine Infektion entsprechend gut.
AV-Suiten: Ausgeklügelter Schutz
Heutige Schutzpakete nutzen dagegen verschiedene Techniken wie Heuristik, verhaltensbasierte Schädlingserkennung und Cloud-Erkennung. Dabei erfolgt der Informationsaustausch zwischen Hersteller und Kundengerät nicht in Form von Updates in bestimmten Zeitabständen, sondern in Echtzeit. Doch welchen Schutz bieten Antivirenprogramme tatsächlich? Zur Überprüfung dieser Frage hat 4Players und IMTEST haben in Zusammenarbeit mit dem Sicherheitspartner AV-Test zehn Schutz-Suiten intensiv auf ihre Schutzwirkung, Systembelastung und Benutzerfreundlichkeit getestet. Der Test beantwortet die Frage, wie zuverlässig die Pakete einen Windows-Rechner tatsächlich schützen.
Um das herauszufinden, haben die Experten von AV-Test alle Waffen auf die Schutzprogramme abgefeuert, die auch zum Arsenal der Cyberkriminellen gehören: zum Beispiel Zero-Day-Malware (aktuelle Bedrohungen), Drive-by-Attacken (Viren, die auf Internetseiten lauern), Downloads von Webseiten, Angriffe über verseuchte E-Mails und vieles mehr. Erstmals kamen auch Testrechner mit Windows 11 zum Einsatz. Selbst die Experten von AV-TEST hatten erwartet, dass Microsofts interner Schutz Windows Defender ähnlich zuverlässig arbeitet wie unter Windows 10. Doch dem ist nicht so. So zeigte das Microsoft-Produkt Schwächen bei Zero-Day-Malware. Eine hundertprozentige Erkennung erreichten dagegen die Schutzpakete von Avast, AVG, Avira, Bitdefender, G DATA, McAfee und Norton.
Schutzwirkung unter Windows 11
Die Experten untersuchten auch, wie stark die Programme Windows 11 ausbremsen. Zu diesem Zweck führten sie auf einem Standard-PC und auf einem High-End-PC - jeweils mit und ohne Schutzlösung - definierte Aktionen durch: Webseiten öffnen, Programme installieren und starten, Dateien herunterladen und Daten hin und her kopieren. Kein Produkt erreichte dabei eine sehr geringe Systembelastung. Der Defender fällt teilweise durch einen besonders hohen Bedarf an Systemressourcen unangenehm auf. Um ein Beispiel zu nennen: Beim Dateien kopieren bremst der Defender den Standard-PC um 63 Prozent aus.
Windows 10: Nur fünf bieten perfekten Schutz
Zur Bremswirkung" unter Windows 10: Zu den Antivirenprogrammen, die den Computer bei typischen Tätigkeiten stärker ausbremsen, gehören vor allem AVG Ultimate und McAfee Total Protection. Beispiel: Auf einem Standard-PC öffnen sich Internetseiten mit AVG Ultimate sicherheitsbedingt durchschnittlich 20 Prozent langsamer. Nur 13 Prozent beträgt die Verzögerung bei schnellen Lösungen wie Avast One. Unter dem Strich war Avast Norton 360 Advanced das Produkt, das die Testrechner am wenigsten ausbremste.
Die Gretchenfrage für Windows-Nutzerinnen und -Nutzer: Braucht man überhaupt ein zusätzliches Antivirenprogramm oder reicht der in Windows vorinstallierte Defender? Immerhin macht das Bordmittel in Sachen Virenschutz längst eine gute Figur - zumindest unter Windows 10. Ein weiterer Vorteil des Defenders: Er ist fester Bestandteil von Windows und nervt anders als viele Gratislösungen nicht mit Werbung und anderen Meldungen. Wer seinen Windows-10-PC also primär vor Trojanern, Würmern und anderen Schädlingen schützen will, macht mit dem Defender nichts falsch. Zu einer rundum guten Antiviren-Suite gehört aber mehr als nur ein Basisschutz gegen Viren.
Reicht der Windows Defender?
• Kein vollständiger Browserschutz: Der „Smartscreen-Filter“ des Defenders warnt vor betrügerischen Internetseiten, die Ihnen geheime Zugangsdaten entlocken wollen, so genannte Phishing-Seiten. Ebenso schlägt er Alarm, wenn sich hinter einer Internetseite Schädlinge verbergen, die Ihren Computer angreifen wollen. Aber: Er überwacht nur den hauseigenen Browser Edge. Wer Chrome oder Firefox verwendet, surft weitgehend ungeschützt.
• Kein Schutz für das Online-Banking: Alle Antiviren-Suiten bieten spezielle Funktionen für das Online-Banking und das sichere Bezahlen im Internet. Ein speziell auf Sicherheit getrimmter, abgeschirmter Browser gehört zum Beispiel dazu. So ist z.B. das Hinzufügen von Erweiterungen, die Ursache für Sicherheitslücken sein können, nicht möglich. Beliebte Betrugsmaschen wie Phishing, Zugangsdatenausspähung durch Trojaner und andere Schädlinge haben damit schlechte Karten.
• Kein allumfassender Schutz: Neben Schädlingen können auch andere Dinge Computer angreifbar machen. Gute Antivirenpakete scannen daher nicht nur nach Viren, sondern auch nach fehlenden Windows- und Programmupdates sowie schwachen Passwörtern, etwa für Windows-Accounts und WLANs.
• Kein Schutz für die Webcam: Schon ein Trojaner reicht aus, um die Webcam am Computer zum Spion für Cyber-Gangster zu machen. Gute Internet-Security-Suiten verhindern aktiv den unberechtigten Zugriff von Programmen auf die Webcam. Das heißt, Sie müssen einem Programm erst mit einem Klick den Zugriff auf die Webcam erlauben.
• Virenupdates: Windows Defender aktualisiert seine Virensignaturen in der Regel nur einmal täglich. Hersteller wie Kaspersky aktualisieren ihre Datenbanken dagegen deutlich häufiger. Bei der Vielzahl neuer Bedrohungen pro Tag ist dies ein systematischer Nachteil.
• Zusätzliche Funktionen: Der Defender bietet keinen Passwortmanager, keinen Bank- oder Bezahlschutz, keinen Spamschutz und keinen Software-Updater. Im Gegensatz dazu bieten die großen Antiviren-Suiten in der Regel einen Rundum-Schutz gegen alle möglichen Bedrohungen. Viele Suiten enthalten auch VPN-Dienste, Backup-Software oder sogar Schutz vor Identitätsdiebstahl. Das Virenschutzprogramm von Microsoft bietet auch keine Überwachung von Social-Media-Accounts und andere Dienste, die die Sicherheit eines privaten Computers abrunden.
Ärgerlich bei allen Produkten mit Ausnahme von Windows Defender (gratis): Bei der Installation aktivieren die Hersteller eine selbstständige Abo-Verlängerung nach Ablauf. Wer vergisst, das Abo zu kündigen, zahlt im zweiten Jahr unter Umständen deutlich mehr. Denn für treue Kunden verlangen die Anbieter meist einen Aufschlag, Neukunden werden stattdessen mit vermeintlichen Schnäppchenpreisen geködert.
• Schutz nur für den PC: Der Defender schützt nur Windows, nicht aber andere Geräte wie das Smartphone oder das Heimnetzwerk.
Reizthema: Abonnementverlängerung
Beispiel Norton 360 Advanced: Im ersten Jahr kosten 10 Lizenzen faire 39,99 Euro. Im zweiten Jahr sind es (Stand Anfang Februar) 134,99 Euro. Das sind immerhin 100 Euro mehr. Auch GDATA (erst 81,95, dann 249,75 Euro) und Avast (erst 35,88, dann 89,99 Euro) verlangen einen ordentlichen Aufschlag. Ebenso fragwürdig: Die Preise schwanken wie an der Zapfsäule, manche Hersteller ändern ihre Preise im Wochentakt. Tipp: Am besten gleich nach Abschluss kündigen, sich rechtzeitig vor Ablauf des Abos über die aktuell besten und günstigsten Produkte informieren und ein neues Abo abschließen. Das dauert keine 10 Minuten und spart eine Menge Geld. Noch ein Tipp: Preissuchmaschinen wie idealo.de bieten oft noch bessere Preise als die Herstellerseiten.
Braucht man überhaupt ein Virenschutzprogramm? Die kurze Antwort auf diese Frage lautet: Ja, jeder sollte ein Virenschutzprogramm am Start haben. Vielleicht hat man schon Argumente gehört, dass, wenn man nur vorsichtig ist, wo man im Internet surft, was man anklickt und was man herunterlädt, alles nicht so gefährlich sei. Das ist bis zu einem gewissen Grad richtig, aber auch bekannte Websites können gelegentlich Opfer von Angriffen werden und dann über Werbung Malware verbreiten. Unabhängig davon, wie vorsichtig und technisch versiert man ist, lohnt es sich, ein Virenschutzprogramm als Notfall-Schutz zu haben. Die gute Nachricht: Virenschutzprogramme werden immer günstiger und die kostenlosen immer effektiver.
Darüber hinaus bietet es eine sehr übersichtliche Programmoberfläche und ist auch beim Funktionsumfang führend: So verfügt die Suite über einen Passwortmanager, einen eigenen Banking-Browser, einen Cloud-Storage für Backups sowie eine VPN-Funktion für verschlüsseltes Surfen. Auch der Preis ist mit 34,99 Euro für 10 Lizenzen fair. Aber: An der Spitze ist es unglaublich eng. Die Produkte von Avast, Bitdefender, G DATA, McAfee und Avira sind ebenfalls nahezu uneingeschränkt empfehlenswert.