Der Super Mario Bros. Film - Special, , Switch

Der Super Mario Bros. Film
05.04.2023, Alice Wilczynski

Special: Der Super Mario Bros. Film

Die beste Videospielverfilmung seit langem?

Endlich hat sich etwas in der Welt der Videospielverfilmungen getan! Nachdem wir uns jahrelang mit Lizenzgurken herumschlagen mussten, erschienen in den letzten Jahren mit Arcane, Meisterdetektiv Pikachu, Dungeons & Dragons und natürlich der "The Last of Us"-Serie einige wirklich gelungene Umsetzungen. Mit der Super Mario Bros. Film bekommt das Klempner-Duo am 5. April 2023 nach 30 Jahren endlich wieder einen Platz auf der Kinoleinwand. Wieso der Film die beste Videospielverfilmung seit langem sein könnte, lest ihr in unserem Special.

30 Jahre sind seit dem Release von Super Mario Bros. (1993) vergangen, doch auch Illumination Entertainment (Minions, Pets, Ich – einfach unverbesserlich) entschied sich dazu, Mario und Luigis Reise für den neuen Film dort zu starten, wo sie hingehören: Brooklyn, New York. Obwohl sie gerade ihr ganzes Erspartes für einen witzigen Werbespot ausgegeben haben, läuft ihr Klempner-Business einfach nicht. In ihrer Stamm-Pizzeria macht sich Gegenspieler Spike gehörig über sie lustig und Fans der frühen Mario-Spiele werden mit der ersten Easter-Egg-Welle überschüttet: Denn der fiese Kerl ist natürlich Gegenspieler Foreman Spike aus Vs. Wrecking Crew , das 1987 auch hierzulande auf dem NES erschien. Und um das Retro-Duo perfekt zu machen, sieht man wie ein kleiner schnauzbärtiger Mann Donkey Kong von 1981 am Arcade-Automaten zockt. Dabei handelt es sich natürlich um den ersten Mario, der damals noch teilweise „Jumpman“ genannt wurde.

No sleep till Brooklyn!

 

Die Retrofans kommen also schon im Einstieg auf ihre Kosten und auch im Verlauf vergeht fast keine Minute, ohne dass es irgendeine gelungene Anspielung auf die Zahlreichen Mario-Spiele gibt. Der erste Punkt einer guten Videospiel-Umsetzung ist also schon mal erfüllt, man merkt, dass die Macher sich wirklich mit den Inhalten auskennen. Gefährlich wird es jedoch, wenn man es damit übertreibt und nur eine Aneinanderreihung von „das kenne ich aus den Spielen“-Momenten inszeniert. Doch in diese Falle tappt der Super Mario Bros. Film ganz und gar nicht.

Von Mario Kart bis Bowsers Bart. Die Spielwelt wurde wunderbar auf die Leinwand gebracht.
Ich habe nicht damit gerechnet, aber irgendwie haben die Macher es geschafft, genau den richtigen Ton zu treffen, um die virtuellen Elemente sinnvoll in der Menschenwelt zu platzieren. Wenn Mario und Luigi mit ihren knuffig zerzausten Haaren an der großen italienischen Familientafel Pasta Funghi schlemmen und sich danach bedröppelt in ihr Zimmer zurückziehen, um etwas NES zu zocken (na, wer hat das Spiel erkannt?), wird diesen in den Spielen relativ blassen Charakteren neues Leben eingehaucht. Mario fühlt sich als Verlierer und sehnt sich nach Anerkennung von seinem Vater, während Luigi gewohnt ängstlich ist.

Wenn Spiel und Film perfekt verschmelzen

In einem ersten magischen Moment überqueren die beiden auf ihrem Weg zu einem Klempner-Job eine Baustelle. Doch plötzlich wechselt die Kameraperspektive und es sieht so aus, als würden die beiden sich wie im Sidescroller von links nach rechts bewegen und über Hindernisse hüpfen. Der Super Mario Bros Film ist voll mit diesen teils unfassbar komischen Überraschungen, Anspielungen und einigen wenn auch wenigen frischen Ideen. Ohne zu viel vorwegzunehmen: Als die Charaktere sich später ein Gefährt wie in Mario Kart zusammenstellen müssen, lachte der ganze Kinosaal und auch Luigis Flucht in einem an Luigi’s Mansion erinnernden Gruselwald gehörte zu meinen Highlights.

Ein Fest für Augen UND Ohren.
Ohne Frage trägt auch das Sounddesign einen großen Teil dazu bei, dass die zahlreichen Momente so gut funktionieren: Egal ob Luigis Klingelton, das Rutschen durch Röhren, oder das typische Geräusch, das die Schildkrötenpanzer von sich geben, wenn sie andauernd von links nach rechts gegen die Wände donnern. Alles findet irgendwo seinen Platz und verbindet sich hervorragend mit den ikonischen musikalischen Themen der Mario-Spiele, die für mich zu den besten der Videospielwelt gehören. Egal ob „ich habe den Stern und bin unverwundbar“, „ich gehe durch unterirdische Gänge“, oder „ich bin in Bowsers Schloss“ – dabei ist alles. Aufgefrischt wird das ganze zusätzlich durch einige Lizenzsongs wie „No sleep till Brooklyn“ (Beastie Boys), „Thunderstruck“ (ACDC) oder „I need a hero“ (Bonnie Tyler), die für mich ganz gut in die immer wieder aufkommende Aufbruchsstimmung passten.

Die Elemente aus dem Spiel wurden also sinnvoll in die Filmwelt integriert, somit können wir auch hinter die zweite Regel einer guten Videospiel-Verfilmung einen Haken setzen. Doch wie sieht es mit der Geschichte aus? Die ist im Mario-Franchise zugegebenermaßen etwas dünn, auch wenn mich einige in den Kommentaren sicher gleich eines Besseren belehren werden.

König Bowser Koopa will doch nur geliebt werden

Nach ihrem Klempner-Flop werden Mario und Luigi plötzlich durch eine unterirdische Röhre in die magische „Super Mario“-Welt gezogen und dabei leider voneinander getrennt. Luigi landet in Bowsers Gefilden voller Dunkelheit und Lava, Mario im Pilz-Königreich, wo er von Prinzessin Peach etwas im Hüpfen trainiert wird. Angelehnt an Super Mario Odyssey will Bowser die liebreizende Prinzessin heiraten. Da er droht das gesamte Pilz-Königreich zu zerstören, wenn sie seinem Wunsch nicht nachgibt, betritt sie zusammen mit dem Schatzsucher-Toad das dämonische Luftschiff. Doch zum Glück gibt es da noch Cranky Kong und seine starke Affen-Armee, die der Truppe, nach einem sehr unterhaltsamen Duell zwischen Mario und Donkey Kong, unter die Arme greifen.

Wir haben es doch schon immer geahnt: Bowser will einfach nur geliebt werden!
Ob es zur Traumhochzeit kommt, müsst ihr selbst im Kino herausfinden. Die Geschichte bleibt jedenfalls konstant auf diesem sehr einfachen, kindlichen Niveau und fokussiert sich vorrangig darauf, dem Original möglichst treu zu bleiben. Das hat mir als Fan sehr gut gefallen und ich hoffe einfach, dass es noch weitere Teile geben wird, in denen die Macher sich etwas kreativer von der Vorlage lösen können. Die Spiele Super Smash Bros. oder Super Mario Galaxy werden beispielsweise nur wenig thematisiert, ich könnte mir daher gut vorstellen, dass es für Mario zukünftig auch auf der Leinwand noch viele weitere Welten zu erkunden geben wird.

Der für die Filme von Illumination Entertainment typische Look erweckt die Welt mit seinen strahlenden Farben, großen Kulleraugen und haarigen Schnäuzern gelungen zum Leben. Natürlich wurde sich hier bei allem ebenfalls sehr genau an die Vorlage gehalten und anders als beispielsweise bei Meisterdetektiv Pikachu (zum Special) gibt es kaum eigene künstlerische Freiheiten. Ich gehe aber stark davon aus, dass Nintendo hier sowieso den Riegel vorgeschoben hätte.

Sprachausgabe die auch auf Deutsch überzeugt

 

Austoben konnten sich die Macher wiederum beim großen Novum, der Sprachausgabe. Zwar ist auch Charles Martinet mit seinen „JA HU“ und „itsa ME“ mit von der Partie, doch Mario, Luigi, Bowser, Peach, Toad und die Affenbande haben alle neue, aus den Spielen unbekannte Stimmen bekommen. So sehr ich sonst als Oton-Fanatikerin bekannt bin, muss ich sagen, dass die deutschen Synchronsprecher hier einen wirklich fantastischen Job leisten.

 

Auch die deutschen Sprecher leisten sehr gute Arbeit bei Mario, Peach, Luigi & co.
Da Donkey Kong im Original beispielsweise von Seth Rogen gespielt wird, der für mich in jedem Film immer nur denselben Stoner mimt, war ich wirklich froh, der deutschen Interpretation lauschen zu können. Und so sehr umstellen muss man sich eigentlich gar nicht, Tobas Meister spricht auch sonst immer wieder die Stimme von Jack Black (Bowser) und auch Leonhard Mahlich kennt man als Chris Pratt (Mario). Diesmal wurde bei keinem einzigen Charakter auf Influencer gesetzt, sondern auf erfahrene, talentierte Synchronsprecher und das hört man. Lediglich bei Bowsers emotionalen Gesangseinlagen hätte ich lieber Jack Black gelauscht, da es einfach sehr schwer ist, ihm dabei das Wasser zu reichen.

Wenn ihr also über Ostern neben der Eiersuche und der Schlemmerei etwas Zeit findet, kann ich euch den Super Mario Bros Film nur dringend ans Herz legen. Alle drei goldenen Regeln für eine gelungene Videospielverfilmung wurden hier gemeistert. Ich habe die gesamte angenehm kurzweilige Laufzeit von 92 Minuten mit einem breiten Lächeln dagesessen und gehe morgen direkt ein zweites Mal rein. 

 
Kommentare
batsi84

Unabhängig davon, wie viel Synchronerfahrung Dalia Mya Schmidt-Foß nun hat, finde ich es immer schade, wenn Stammsprecher (einmalig) ausgetauscht werden. Klar, bei Animationsfilmen ist das nochmal was anderes, weil man nicht das Gesicht des Schauspielers oder der Schauspielerin mit einer neuen Stimme vorgesetzt bekommt und Terminplanung etc. kann natürlich auch eine Rolle spielen. Aber ich war leider ebenfalls nicht ganz überzeugt von Peachs Stimme und hätte lieber Lina Rabea Mohr (Taylor-Joys Stammsprecherin) gehört.
Ich denke dass man Schmidt-Foß auch den Vorzug gegeben hat, weil sie bei der Jugend populärer ist. Mit der Stimme von Rabea Mohr dürften sich jüngere Menschen weniger indentifizieren.
Ähnlich verhält es sich zum Beispiel mit Julien Budorovits alias JulienBam, der Sonic seine Stimme geliehen hat

vor einem Jahr
4P|Jonas

Unabhängig davon, wie viel Synchronerfahrung Dalia Mya Schmidt-Foß nun hat, finde ich es immer schade, wenn Stammsprecher (einmalig) ausgetauscht werden. Klar, bei Animationsfilmen ist das nochmal was anderes, weil man nicht das Gesicht des Schauspielers oder der Schauspielerin mit einer neuen Stimme vorgesetzt bekommt und Terminplanung etc. kann natürlich auch eine Rolle spielen. Aber ich war leider ebenfalls nicht ganz überzeugt von Peachs Stimme und hätte lieber Lina Rabea Mohr (Taylor-Joys Stammsprecherin) gehört.

vor einem Jahr
Khorneblume

Dürfte auch recht schwierig sein in diesen Bereich überhaupt reinzukommen, wenn nicht sogar noch schwieriger dann überhaupt mal auf der Ebene zu landen, wo man dann mal eine Hauptrolle in einem Super Mario Film sprechen darf / entsprechenden Profit als Sprecher bekommt. Nachdem ja schon bei Bayonetta recht unschöne Details zur Bezahlung publik wurden, ist das jetzt auch kein Berufszweig um den man sich reißen wollte.

Das häufiger auch noch bekannte Schauspieler und Influenzer in diesem Bereich als Marketing-Gag abgerufen werden, macht es für Menschen die damit ihr tägliches Brot verdienen wollen bestimmt nicht einfacher.
Auf der anderen Seite sind mir in diesem Segment Film oder auch Spiele viele Sprecher / Stimmen offen gesagt zu häufig vertreten, aber nicht weil ich die Stimmen oder deren Performance nicht gut fände, sondern weil es halt nervt, die immer gleichen Sprecher/innen zu hören.

Ubi Soft hat lange Zeit auch immer die gleichen Sprecher für nahezu jegliche Spiele abgerufen. Dann lieber doch mal einer jüngeren, noch nicht ganz so bekannten Sprecherin eine Chance geben.

vor einem Jahr
Mordegar

Gute Frage, aber gemessen daran, dass man nicht wenige berühmte Stimmen in Radiowerbung und Hörbüchern zu hören bekommt, würde ich mal stark davon ausgehen das viele Sprecher/inner vor der Filmkarriere ehr mit kleinerem Zeugs anfangen.
Auch eine Stimme will erst entdeckt werden und gemessen an dem Lebenslauf der genannten Person hier, liest sich vieles nach Vitamin B(eziehungen), auch wenn das schwer nachzuweisen sein dürfte.

Zuletzt bearbeitet vor einem Jahr

vor einem Jahr
Akabei2

Wieviele Jobs als Synchronsprecherin hat man denn üblicherweise mit 21 Jahren auf der Uhr?

vor einem Jahr