Denn während das Spiel wie Blei in den Regalen lag, der Preis von Fallout 76 innerhalb weniger Wochen ins Bodenlose stürzte und Spieler wütend die Rückerstattung ihres Kaufpreises forderten (was von Bethesda zunächst mit einem Erstattungs-Stopp nach dem erstem Patch quittiert wurde, der einige technische Probleme eher verschlimmerte) setzte eine PR-Abwärtsspirale ein, die bis heute anhält. Dem Skandal um die billigen Plastikbeutel der 200-Dollar-Collectors-Edition, die im Vorfeld als hochwertige Stofftaschen beworben wurden, folgte nach einer 5-Dollar-Ingame-Entschuldigung und weiterer Fan-Wut eine Sicherheitslücke inklusive Datenverlust für austauschwillige Käufer. Und als wäre das alles nicht passiert, wurde im Anschluss an dieses Debakel der Echtgeld-Shop kurz vor Weihnachten mit neuen Items bestückt - zu völlig überzogenen Preisen konnten Weihnachtsmannkostüme oder Camp-Dekoraktionen erstanden werden. Und während das Spiel nach wie vor nicht richtig funktioniert, Atombomben nicht zündeten, Spieler von Servern flogen oder ihre Camps verloren und dem Spiel den Rücken zukehrten, begann Bethesda auch noch damit, hart gegen Modder vorzugehen.
Doch in Multiplayer-Umgebungen sind Modder gefährlich, denn sie verändern die Spielerfahrung für alle. Und obwohl es Fallout 76 vielen Hobby-Entwicklern anscheinend genauso leicht macht wie Fallout 4 am Code zu schrauben, ist hier jede Veränderung ein potentielles Cheater-Problem. Daher geht Bethesda hart gegen Modder vor. Und stellt dabei anscheinend absurde Forderungen: gesperrte Modder berichten davon, dass sie den Entwicklern einen Aufsatz verfassen sollen, warum „Cheaten in Online-Spielen schlecht ist“ – danach würde ihr Account wieder freigeschaltet werden. Ist das jetzt schon Satire oder bleibt es einfach nur eine Frechheit? Das nächste am Horizont auftauchende Debakel um 80-Euro-Rum in billigen Nuka-Plastikbehältern bleibt angesichts dieser Ignoranz schon fast eine Randnotiz.
Ein gelungener Release von Rage 2 wäre da vielleicht ein erster Schritt. Auch wenn hier hauptsächlich id und Avalanche in der Verantwortung stehen.
Eike Cramer
Redakteur