Steam: Chance oder Untergang?
Eine Kolumne von Sebastian, 11.09.2003

Der heutige 11. September wird für viele ein Datum werden, an welches mit gemischten Gefühlen gedacht werden wird zumindest für die Spieler von Half-Life, CounterStrike und anderen Modifikationen. Valve stellt an diesem Tage im Jahre 2003 seine Update-Verkaufs-Authorisierungs-Tool mit dem Namen Steam offiziell in Dienst. Manch einer sieht darin eine Chance, doch viele sehen damit den Hersteller untergehen.

Wie bei jedem Update von Half-Life und ganz besonders CounterStrike sind die Proteste gegen Änderungen groß, doch bisher waren die lautesten Schreier auch bald die heißesten Verfechter der neuen verhassten Version und wollen von ihrem Widerstand nichts mehr wissen. Doch diesmal geht Valve einen Schritt weiter, einen sehr mutigen Schritt.

Über das Wunderkind Steam soll in Zukunft alles laufen, was Valve zu bieten hat. Die Authentifizierung von Spielern ist da nur ein kleiner Teil, den es bisher bereits auch gab. Ohne gültigen CD-Key war der Zugang zum Onlinespielen verwehrt, die alte WonID wird nun in eine SteamID getauscht und der Effekt bleibt aber der gleiche. Mit einem Unterschied: Es gibt keine Offline-LAN-Server mehr, denn ohne Anmeldung bei Steam ist ein Betreten eines Servers nicht mehr möglich. LAN-Partys ohne ausreichende Internetverbindung können damit keine Half-Life-Server mehr betreiben.

Wichtiger ist, dass über Steam auch alle Patches und Updates ausgeliefert werden. Egal für welches Spiel oder welche Modifikation, egal ob für Linux oder Windows, egal ob Client oder Server. Eigentlich eine gute Idee, denn damit ist Schluss mit der zuletzt fast unübersehbaren Menge von unterschiedlichen Updates für verschiedene Versionen und Sprachen. Schluss mit defekten, veränderten oder gar mit Viren verseuchten Update-Dateien. Eine gute Sache, doch einzig die Frage bleibt, ob Valve dem gigantischen Ansturm an patchwütigen Spielern gewachsen ist?

Nicht zu Ende gedacht hat Valve mal wieder die Server-Lösung, wen wundert´s. Nicht nur, dass jeder Gameserver ein eigenes Steam-Login haben muss und damit theoretisch auch eine eigene Version des Spiels, auch alle Updates für die Server werden über Steam ausgeliefert. Mit der Folge, dass Einstellungen einfach überschrieben werden. Außerdem unterscheidet Steam nicht zwischen Update für Server und Client, was den dedizierten Server für Half-Life von handlichen 150 MB auf über 600 MB aufbläht. Zu 80% mit Dateien, die ein Server nicht braucht, nur löschen kann man sie nicht, denn das fleißige Steam erkennt dies und lädt sie sofort wieder herunter. Steam im B2B Bereich? Nette Idee, aber blanker Unsinn!

Für die eigentliche Aufregung sorgen aber die Gerüchte über Bezahlinhalte, die Valve in Steam einbauen möchte. Ohne ausreichende Informationen und mit immer wilderen Spekulationen bewaffnet schütten erboste Spieler jedes Forum voll, das zu finden ist, ob es passt oder nicht. Von monatlichen Gebühren für das Onlinespielen über kostenpflichtige Registrierungen bis hin zu Zwangsupdates, die dann aber was kosten sollen, reichen die wirren Ideen. Um ehrlich zu sein, ich verstehe die Aufregung nicht, denn was ist denn Steam anderes, als ein Online-Shop der seine Ware auch online (per Download) ausliefert? Kostenpflichtige Updates wird es nicht geben, nur Add-Ons und neue Spiele gegen Geld. Und beim Rest, da sehen wir mal.

Valve geht mit Steam einen mutigen Weg, wenn er auch in Teilen ein Irrweg ist. Verkauf von Spielen als Download? Warum nicht, die Telekom macht es mit Games-on-Demand vor. Add-Ons einfach über Nacht herunterladen und bequem per Kreditkarte zahlen? Warum nicht, Sony macht das bei Everquest auch. Und warum nicht für das Onlinespielen zahlen? Bei Online-Rollenspielen wird das einfach hingenommen, warum muss das nur solche Spiele betreffen, warum nicht auch bei Shootern?

Valve hat dank Half-Life und vor allem dank CounterStrike eine Marktposition erreicht, die es ihnen erlaubt, das Wagnis Steam einzugehen. Und wahrscheinlich haben Sie damit Erfolg, denn mal ehrlich: Wer glaubt wirklich daran, dass die erbosten Spieler wirklich wegen eines kleinen Tools ihr Lieblingsspiel aufgeben?

Sebastian Rosendorfer
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