iPhone für Spieler? Nein, danke!
Ein Kommentar von Michael Krosta, 18.05.2009

Apple hat einen guten Job gemacht! Die Mannen um Steve Jobs verstehen es, Technik und Funktionalität mit Stil zu kombinieren und ihre Produkte als Lifestyle-Accessoires zu vermarkten. Und es steht außer Frage, dass man gerade bei der Kombination iPhone und iPod Touch in Sachen Bedienung vorbildlich ist und mit dem Apple Store eine äußerst komfortable Plattform für den digitalen Vertrieb von Musik, Videos und Filmen geschaffen hat. Ja, das Leben kann so schön einfach sein, wenn man mit dem Touchscreen bequem durch die Menüs oder das Internet navigiert oder durch seine Musikalben blättert. Wer braucht da schon Knöpfe?

Ich! Als Spieler brauch ich verdammt noch mal mein Steuerkreuz! Und ich will Schultertasten und Action-Knöpfe! In meiner idealen Welt vom mobilen Spielen würde man vielleicht sogar noch analoge Trigger in einem Handheld unterbringen. Und was bekomme ich beim Apple-Duo? Den Touchscreen in Kombination mit Bewegungssensoren - und damit die wohl schwammigste und schlimmste Steuerung, die ich mir vorstellen kann. Keine guten Voraussetzungen! Da muss ich ein Raumschiff mit meinem Finger über den Bildschirm dirigieren und mich halt damit abfinden, dass ich mir selbst die Sicht versperre. Da werden Analogsticks und Knöpfe auf dem Touchscreen simuliert, die so lahm auf die Eingaben reagieren, dass man es eigentlich von Anfang an bleiben lassen kann. Da muss ich meinen Wagen bei über 200 Sachen mit Hilfe von schwammigen Bewegungssensoren lenken, während ich zum Gas geben und Bremsen auf dem Bildschirm rumtatschen muss. Fahrgefühl? Null.

Da wird selbst mein Held Solid Snake, der sich eigentlich immer durch die geniale Mischung aus Schleichen, Action und Story ausgezeichnet hat, in einem hirnlosen Finger-Shooter verheizt! Es ist zum Heulen! Warum stürzen sich denn momentan gerade alle auf diese Geräte, die sich zum Spielen genau so wenig eignen wie verfaulte Äpfel in einem Gourmet-Restaurant? Weil die Entwicklung genau so billig ist wie die meisten Spiele auf den Apple-Plattformen wirken! Das ist seelenlose, oberflächliche Minispiel-Unterhaltung ohne Tiefgang, ohne Story, ohne inhaltliches Niveau. Es ist nichts anderes als das, was man schon jahrelang auf anderen Handys zu sehen bekommt und als echter Videospieler nicht sehen will. Und nur, weil diese Flut an Schrott-Software jetzt für die stylischen Äpfel-Pods-Telefone raus kommt und sich über einen Touchscreen steuern lässt, werden die Spiele dadurch nicht automatisch besser.

Ich würde es sogar bevorzugen, mein billiges Nokia-Handy als mobile Videospielkonsole zu missbrauchen, obwohl es das genau so wenig ist wie Apples maßlos überhyptes Duo, dem ja teilweise schon nach 1,5 Stunden die Akku-Puste ausgeht. Doch im Gegensatz zum iPhone habe ich am Standard-Handy wenigstens die Gewissheit, meine Spielfigur, meine Autos oder sonstwas präzise steuern zu können und dabei mein Display auch noch von Tatschern sauber zu halten. Verzichten kann ich auf beides! Denn egal ob Handyspiele oder iPhone-Spiele, die nichts anderes sind als Handyspiele: Sie sind in meinen Augen reine Zeitverschwendung und keine ernstzunehmende Alternative für das, was man auf echten Handhelds oder den Konsolen geboten bekommt.

Das Leben ist zu kurz, um sich mit diesem Müll zu beschäftigen, während sich auf anderen Plattformen die Perlen stapeln! Es mag zwar sein, dass Apple technisch einiges zu bieten hat, aber was nutzt die schönste Grafik oder Schnickschnack wie Bewegungssensoren und Touchscreen, wenn das Spielkonzept dahinter bescheiden und die Steuerung völlig unbrauchbar ist? Ich schleppe lieber DS und PSP gleichzeitig mit mir rum als mich nur gedanklich mit dem iPhone als Spieleplattform zu beschäftigen und genieße ein God of War, ein Legend of Zelda, ein Resistance: Retribution oder ein Super Mario Brothers - alles Titel, an dessen Niveau und Tiefgang die meist peinlichen Apfel-Games nicht mal kratzen und aufgrund der beschränkten Steuerung auch niemals werden heran reichen können. Wenn man hier überhaupt von Qualität sprechen kann, dann stützt sie sich auf Konsorten wie Peggle, Puzzle Quest und anderes Casual-PopCap-Gedöns, auf das ich schon auf Xbox Live und im PSN gut verzichten kann. Das sind billige Snacks für zwischendurch, die am iPhone so schmecken, als wären sie schon fünf Jahre abgelaufen, obwohl sie so lecker und frisch aussehen.

Als Handy mag das iPhone trotz Knebelvertrag ein echter Brüller sein. Und auch der iPod Touch ist sicher einer der attraktivsten MP3-Player, der seine Konkurrenten in Sachen Bedienung und Ausstattung weit hinter sich lässt. Wenn es aber etwas gibt, wofür ich mir niemals eines der beiden Geräte anschaffen oder einsetzen würde, dann zum Spielen! Auch wenn viele das Apple-Duo als Spiele-Handheld und ernsthafte Konkurrenz zu DS und PSP bejubeln, bleiben beide für mich nichts anderes als ein verdammtes Handy und ein überteuerter MP3-Player, deren Entwicklungsumgebung auch das Programmieren von Spielen ermöglicht, die qualitativ nicht viel besser machen als der ganze oberflächliche Schund, den man auch auf anderen Mobiltelefonen findet.

iPhone und iPod Touch? Ihr könnt mir als Spieleplattform gestohlen bleiben!

Michael Krosta,
Redakteur