Angespielt: Dark Sector

Dark Sector
25.08.2007 10:24, Benjamin Schmädig

Angespielt: Dark Sector

Fast aus dem Nichts tauchte vor mehreren Monaten ein Video auf, dass einen dunkel gekleideten jungen Mann zeigte, der seine Gegner mit einem großen kreisförmigen Wurfstern - dem Glaive - bevorzugt aus der Deckung heraus erledigte. Wer ist der Kerl und was hat es mit seiner schnittigen Waffe auf sich? Wir haben uns bei D3 Publisher ans Gamepad gesetzt.

Sein Name, und damit euer Alter Ego, ist Hayden Tenno. Der Spezialagent sollte ein Attentat in der osteuropäischen Metropole Lasria ausführen - wobei ihm der Angriff einer unbekannten Macht dazwischen kam. Als Hayden aufwacht, ist sein Körper jedenfalls von einer Infektion befallen, die ihm praktischerweise übermenschliche Fähigkeiten beschert. Echte Superkräfte waren in der kurzen Demo allerdings nicht zu sehen; sie sollen sie erst im Verlauf des Spiels entwickeln.

Nein, einen Preis fürs beste Drehbuch darf sich Digital Extremes (Unreal Tournament, Pariah) nicht ausrechnen, allerdings können sich die Freunde brachialer Szenen auf angenehm martialische Action freuen. Denn das Spiel ahmt recht erfolgreich zentrale Elemente eines indizierten Epic-Shooters nach - was über die 3rd-Person-Ansicht bis hin zum wichtigen Deckung-Suchen geht. Will heißen: Während Hayden von Gegnern in gelben oder orangenen Schutzanzügen (denkt an die Infektion) mal mehr, mal weniger erfolgreich eingekreist wird, entledigt er sich mit kurzen Feuerstößen aus der Deckung heraus seiner Widersacher. Deckung kann dabei alles sein: Pfeiler, Bänke, Bäume usw. Er sollte allerdings vor Holzplatten oder Fahrzeugen Abstand nehmen - ein Großteil der zerfallenen Kulisse ist schließlich kaputtbar. Außerdem werfen die Anzugträger gerne Gasgranaten in Tennos Richtung, und wenn die Umgebung anschließend im gleißenden Blauton erstrahlt, wird das mit der Orientierung zumindest knifflig.

Deckung ist vor allem deshalb wichtig, weil Haydens Lauftrieb nur mäßig ausgeprägt ist - im Gegensatz zu seinem Geschick mit dem Glaive. Wirft er diesen auf einen Feind und duckt sich das Ziel nicht unter die Flugbahn des Geschosses, trennt es Kopf, Arme oder Beine ab und bedeutet meist einen schnellen Tod. Praktisch: Fliegt es in eine Stromquelle oder ein offenes Feuer, nimmt es die Elektrizität oder die Flammen auf - daraufhin getroffene Gegner bleiben paralysiert stehen oder werden in Flammen gesetzt. Solche Tricks sind besonders bei dicken Zwischengegnern wichtig; ein Koloss in der Demo ist gegen ballistische Angriffe z.B. so lange immun, bis seine Panzerung abbrennt. In diesem Kampf war übrigens auch schön zu sehen, wie das Monster Trümmerteile einer zerfallenen Kirche greift und damit auch den Rest des Gotteshauses einreißt.

Aber zurück auf den Straßenzug, welcher Tenno zur Kirche führt. Hier kann Hayden auch die MGs und Schrotflinten seiner gefallenen Widersacher auflesen und nutzt deren starke Durchschlagskraft. Selbst ein stationäres Maschinengewehr darf er besetzen, um sich den Bauch freizuhalten. Allerdings werden die fremden Waffen schnell nutzlos, weil sie die Infizierung erkennen und sich daraufhin abschalten. Es gibt aber die Möglichkeit, weitere eigene Waffen sowie Erweiterungen derselben mit dem Geld der Toten zu kaufen. Apropos Infizierte: Digital Extremes verriet, dass Hayden in der verlassenen Stadt auch auf infizierte Zivilisten treffen wird - die ihm allerdings ebenfalls kämpferisch im Weg stehen. Muss sich der Agent gegen die kranke Bevölkerung vielleicht noch häufiger im Nahkampf beweisen? Gefechte gegen die Schutzanzug-Armee werden jedenfalls meist über die Distanz ausgetragen. Nur selten muss Tenno mit den Fäusten zulangen oder kann einen brutalen Finisher nutzen, für die er z.B. einen Gegner greift und das Glaive über dessen Gurgel fahren lässt. Und um übrigens eine wichtige Frage zu beantworten: Die Wurfscheibe kommt selbstständig zurück. Weder müsst ihr sie suchen noch nach einem Schuss auf sie warten. Im besten Fall nutzt ihr das, indem ihr sie auf herrenlose Waffen werft und euch so über ein nützliches Mitbringsel freut.

Falls Dark Sector (ab 14,95€ bei kaufen) ein Konkurrent zu Epics Shooter wird... aber danach sieht es nicht aus. Die angenehm marode Kulisse der zertrümmerten Stadt erreicht nicht ganz die plastische Qualität seines Vorbilds und die bisher gezeigte taktische Action überrascht kaum mit frischen Ideen. Zugegeben: Mein Kind im Manne hat während der brachialen Inszenierung aufgelacht, doch in der gezeigten Form ist selbst das Glaive kaum mehr als ein herkömmliches Schießeisen - vom Aufnehmen von Feuer oder Strom mal abgesehen. Wichtig sind Antworten auf die Fragen, wie sich die Kräfte des Agenten entwickeln und wie die späteren Abschnitte in Szene gesetzt werden. Immerhin darf sich Hayden mit riesigen Zwischengegnern messen, die wie üblich aus der Masse der Feinde hervortreten. Es bleibt auch abzuwarten, wie sich Digital Extremes die "innovative Mehrspieler-Komponente" vorstellt: Diese wollen die Entwickler erst in den kommenden Wochen offiziell vorstellen.

Ersteindruck: gut