Allgemein: Europa - Der schlafende Riese

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05.05.2008 13:29, Julian Dasgupta

Europa - Der schlafende Riese

In ihrem neuesten Report richtet DFC Intelligence den Fokus etwas etwas stärker auf Europa. Dabei hält man bereits an der früher geäußerten Meinung fest: In dieser Konsolengeneration wird es kein System geben, das insgesamt so dominieren wird wie seinerzeit die PS2. Das größte Stück vom Kuchen dürfte sich dabei wohl aber Nintendo sichern, so die Marktforscher.

Die Japaner könnten in den kommenden Jahren auch in Europa der Marktführer sein und bleiben. Wii und DS würden quasi den Staffelstab aus der Hand der PS2 nehmen. Die Sony-Konsole hatte in PAL-Gefilden, wo Microsoft deutlich schlechter aufgestellt ist als in Nordamerika, einen Marktanteil von 80 Prozent. Das habe man auch Spielen wie SingStar, EyeToy und Buzz! zu verdanken, die von SCEE massiv gefördert wurden. Nintendos jüngste Konsolen würden nun genau den dadurch aufgebauten Kundenkreis ansprechen.

In Europa hat die Wii bereits die ein Jahr zuvor veröffentlichte Xbox 360 überholt, laut den DFC-Prognosen könnte das System sich auch in den kommenden Jahren konstant besser verkaufen als die Hardware der beiden anderen Hersteller. Die Situation wäre auch neu für die Mario-Macher: Nintendo war in der Vergangenheit, zu Zeiten des NES und SNES, schon klarer Marktführer in Nordamerika und Japan gewesen - in Europa hatte man sich immer schwerer getan, da besonders der britische Markt der Konkurrenz (erst Sega, dann Sony) stärker zugeneigt war.

Helfen können laut DFC auch Spiele wie Pro Evolution Soccer 2008: Die in Europa beliebte Fußballspielserie ist auf insgesamt sieben System erhältlich, die Wii-Fassung ist laut Gamerankings und Metacritic aber derzeit die mit der höchsten Durchschnittswertung.

Vom Erfolg der Nintendo-Konsole sollen aber auch die die anderen Systeme profitieren, ergänzt DFC mit Verweis auf das bisher noch brachliegende Potenzial des europäischen Marktes. Während in den USA in 40 Prozent aller Haushalte mehr als eine Konsole vorhanden ist, so gönnte sich der durchschnittliche Euro-Haushalt bis dato nur ein System - das werde sich nach und nach ändern.

Gegen die Wii als einziges Spielgerät in der Familie spreche beispielsweise die Softwareauswahl - wer Spiele wie World of Warcraft oder Grand Theft Auto IV spielen wolle, müsse auch noch eine Zweitplattform im Hause haben, argumentieren die Marktforscher.

In Europa weiterhin schwer tun wird sich laut der DFC-Schätzung Microsoft. Das groß vom Hersteller versprochene "beste Weihnachtssaison-Line-Up an Spielen" im vergangenen Jahr hätte nicht wirklich geholfen, den Absatz im hiesigen Markt anzukurbeln - die nun immer stärker werdende Konkurrenz mache die Situation nicht einfacher. Einzig in Großbritannien habe die Konsole bisher etwas mehr Zuspruch bekommen, was DFC mit der Beliebtheit des FPS-Genres und dem gleichzeitig traditionell eher schwachen PC-Markt auf der Insel erklärt.

Während die Wii den größten Marktanteil für sich verbuchen können wird - aber immer noch weniger als 50 Prozent -, wird die PS3 laut DFC die Xbox 360 in Europa in Bälde hinter sich lassen. Der durch Wii- und PS3-Software generierte Umsatz werde in etwa gleich sein, da PS3-Nutzer im Schnitt mehr Spiele kaufen würden als Wii-Besitzer.

Der generelle Trend gehe auch in Europa zu einer Plattform-Diversität - schließlich, so DFC, werde auch der Absatz im PC-Bereich noch zulegen können. Generell sei davon auszugehen, dass der Umsatz in Europa in allen Bereichen "explodieren" wird - 2008 dürften zahlreiche Rekorde gebrochen werden.