Red Faction: Guerrilla: GC-Eindruck: Red Faction: Guerilla

Red Faction: Guerrilla
24.08.2008 19:12, Michael Krosta

GC-Eindruck: Red Faction: Guerilla

Beim ersten Anspielen von Red Faction: Guerilla war Ben in seiner Vorschau schon recht skeptisch, ob Zerstörung alleine ausreicht, um lange genug an den Bildschirm zu fesseln. Auf der Games Convention konnten wir erneut in eine fortgeschrittenere Version der Kampagne hinein schnuppern und haben uns wieder auf den Mars begeben, um auf der Seite der Rebellen gegen die Unterdrücker der EDF (Earth Defence Force) zu kämpfen.

Während ihr in den Vorgängern noch in der Ego-Perspektive mit Hilfe der Geomod-Engine alles in Schutt und Asche gelegt habt, erlebt ihr den dritten Teil der Serie in der Schulteransicht. Die Zerstörung ist auch hier ein zentrales Element im Spielablauf: Wie die Entwickler sagen, könnt ihr alles dem Erdboden gleich machen, was von Menschenhand erschaffen wurde. Ihr wollt z.B. dem Feind die Versorgungsroute abschneiden? Gut, dann reißt die Brücke rein! Auch sämtliche Gebäude halten massiven Attacken nicht stand und können im Gegensatz zu Battlefield: Bad Company komplett geplättet werden - hier bleibt nichts mehr stehen und es sieht schon sehr beeindruckend aus, wenn in eurem Umfeld alles zu Bruch geht und allerlei Teile durch die Luft geschleudert werden. Dabei ist die Zerstörung in der Spielwelt, die übrigens komplett gestreamt wird, von dauerhafter Natur, was gerade bei Brücken ein böses Nachspiel haben kann - immerhin könntet ihr sie später eventuell noch gebrauchen. Habt ihr sie allerdings schon vorher pulverisiert, müsst ihr euch notgedrungen nach alternativen Routen umsehen. Konntet ihr euch in den Vorgängern noch durch ganze Berge oder auch in die Erde hinein "bohren", ist die Zerstörung hier jedoch auf Objekte auf der Marsoberfläche begrenzt.

Trotzdem feiert ihr auch im dritten Teil eine wahre Zerstörungsorgie - vor allem, wenn ihr euch hinter das Steuer eines Walkers setzt, der gewisse Ähnlichkeiten mit den futuristischen Gabelstaplern aus dem Film Aliens hat. Hier rennt ihr durch ganze Häuserblöcke und hinterlasst eine Schneise der Verwüstung. Meist kämpft ihr allerdings per pedes gegen die Schergen der EDF und nehmt es mit Sturm- oder Scharfschützengewehren gegen sie auf. Eine besonders wirkungsvolle Waffe ist der Vorschlaghammer, mit denen ihr nicht nur komplette Häuser einreißen, sondern auch den feindlichen Soldaten kräftig eins überbraten könnt. Dagegen wirken die Haftminen fast schon harmlos, die ihr gegen Objetkte schleudern und anschließend auf Knopfdruck zünden könnt. Eure Hauptaufgabe besteht meist darin, euch in der offenen Spielwelt zu vorgegebenen Stellungen der EDF zu begeben und diese zu erobern. Sind alle feindlichen Soldaten erledigt oder bestimmte Missionsziele erfüllt, fällt das Gebiet in die Hand der Rebellen. Zwischendurch werden immer wieder kleine Minispiele eingeschoben, bei denen ihr z.B. am Geschütz einen Schaden von mehr als zwölf Millionen Credits anrichten müsst, während die KI das Steuer des Fahrzeugs übernimmt. Auch Geiselrettungen stehen auf dem Plan, wobei vor allem hier das Moralsystem greift. So bestimmen eure Handlungen im Spiel, ob euch Zivilisten im Kampf unterstützen und euch wichtige Tipps geben oder euch als eine ähnliche Bedrohung ansehen, wie sie die EDF darstellt.

Um nicht offen ins Feuer zu rennen, findet ihr auch ein Deckungssystem, das ähnlich funktioniert wie bei Kane & Lynch. Kommt ihr an ein Objekt oder eine Wand, die euch Schutz bieten könnten, zieht die Figur automatisch und ohne Knopfdruck den Kopf ein. Werdet ihr trotzdem erwischt, erholt ihr euch relativ schnell durch das regenerative Heilsystem. Laut Entwicklerangaben sollt ihr es in den Auseinendersetzungen mit intelligenten Feinden zu tun bekommen - viel gesehen hat man davon aber noch nicht. Ganz im Gegenteil: In der gezeigten Version macht die KI hauptsächlich durch dumme Aktionen auf sich aufmerksam, indem sie z.B. ständig gegen eine Wand rennt oder regungslos in der Umgebung verharrt, anstatt sich Deckung zu suchen oder zumindest dynamisch die Positionen zu wechseln. Hier hat Volition noch einen weiten Weg vor sich, um dem eigenen Anspruch gerecht zu werden...

Technisch hinterlässt Red Faction: Guerilla einen zwiespältigen Eindruck: Zwar sieht die Zerstörung mit ihren vielen Explosionen und herum fliegenden Teilen sehr beeindruckend aus, doch kann man das von den Marskulissen an sich nicht unbedingt behaupten. Mit schwachen Texturen in dunklen Brauntönen, vielen Pop-Ups und Fade-Ins im Hintergrund sowie auffälligem Tearing wirkt die Präsentation momentan noch durchwachsen. Zumindest auf dem PC soll die Engine aber auch für DirectX 10 optimiert werden - auf der Messe wurde jedoch nur der DX9-Code gezeigt. Neben der Kampagne wird Red Faction 3 auch über einen Mehrspielermodus verfügen, in dem das Standardprogramm vom Deathmatch bis hin zu Capture the Flag für bis zu 16 Spieler geboten werden - auf einen Koop-Modus wird dagegen aus technischen Gründen verzichtet. Interessant hören sich die Pläne für ein integriertes Partyspiel an, das sich laut Volition am besten mit "Jenga trifft Boom Blox" beschreiben lässt. Für den PC ist außerdem ein Editor angedacht, mit dem ihr euch eigene Karten zusammenbasteln könnt.

Nach meinem ersten Red Faction-Ausflug auf den Mars geht es mir ähnlich wie Ben: Die Zerstörung macht auf den ersten Blick einiges her, doch hatte ich mich schon beim kurzen Anspielen auf der Messe ziemlich schnell daran satt gesehen. Davon abgesehen konnte ich den überwiegend braunen Mars-Kulissen nicht sonderlich viel abgewinnen, da man technisch (noch) nicht über den Durchschnitt hinaus kommt. Aber das ist wohl der Preis, den man für die exzessive Zerstörungsorgie zahlen muss. Am meisten Sorgen mache ich mir aber über das Spieldesign an sich: Wenn meine Motivation schon nach 15 Minuten anfing nachzulassen, dann frage ich mich, wie man mich 22 Missionen lang bei der Stange halten will. Aber bis zum geplanten Release im Februar haben die Entwickler ja noch genügend Zeit, sich nicht nur beim Missionsdesign, sondern auch der Erzählung etwas einfallen zu lassen und vergessen dabei hoffentlich nicht die KI, die mich beim Anspielen leider noch gar nicht überzeugt hat.