Microsoft: Moore über Build or Buy & Nintendo

Microsoft
17.09.2008 01:01, Julian Dasgupta

Moore über Build or Buy & Nintendo

Im zweiten Teil seines Interviews im Guardian (Teil 1 siehe hier) plaudert Peter Moore weiter aus dem Nähkästchen und schildert die Zeit bei Sega nach dem Ausstieg aus dem Hardwaregeschäft sowie seinen Wechsel zu Microsoft. So schwingt in seinen Äußerungen immer noch Bitterkeit durch, als er gefragt wird, welche Lehren man den aus der Dreamcast gezogen hätte.

"Ich war damals sauer auf Sony, aber ich hätte an ihrer Stelle wohl das Gleiche gemacht. Sie haben großartige Arbeit geleistet - und diese Geschichte hat sich 2005 mit dem Killzone-Video [er meint Killzone 2 - Anm. d. Red.] wiederholt, als sie den Kunden etwas versprochen haben, von dem sie wohl glaubten, es verwirklichen zu können, das aber nie schafften."

So habe der Hersteller damals von der EmotionEngine geschwärmt, die Spiele zum Leben erwecken sollte, einen vollständigen Browser und andere Sachen versprochen - jene Zusagen dann aber nicht eingehalten. Damals wie auch bei der PS3 habe man so aber Zweifel bei den Kunden erzeugen können.

"Es war vorbeugende Guerilla-PR, genau wie vor drei E3s, als ich Prügel bezog, weil ich echtes Spielmaterial zeigen wollte - auch wenn es aus Alpha- oder Betaversionen stammte.

Und dann zeigte Sony das Killzone-Video - und sie haben das Spiel immer noch nicht ausgeliefert! Haben Sie das Video gesehen?! Das Spiel wird niemals so wie dieses Video sein! Sie schafften es aber wieder, Zweifel zu streuen. Ich meine, das ist eine klassische PR-Taktik."


Sechs Jahre zuvor hätte jene Strategie dafür gesorgt, dass die Leute mit dem Erwerb einer Dreamcast zögerten. Die anschließende Umstellung auf eine reine Softwareschmiede sei sehr schwierig gewesen, da alle Sega-Teams bisher nur Erfahrung mit der Entwicklung von First-Party-Titeln hatten. Der Gedanke, plötzliche mehrere Plattformen unterstützen zu müssen, habe vielen nicht behagt.

Ständig habe er mit den Leuten aus dem Hauptquartier in Japan über die Ausrichtung des Unternehmens debatieren müssen. Als er irgendwann mal Robbie Bach seinen Frust kundtat, habe er Moore gefragt, ob er nicht zu Microsoft wechseln wolle.

"Also flog ich im Januar 2003 dorthin und hatte ein Mittagessen mit Steve Ballmer - und du sagst nicht 'Nein' zu Ballmer. Wir hatten ein großartiges Mittagessen und er überzeugte mich davon, dass Microsoft es mit Sony aufnehmen wird; ich würde also wieder meinen 'Rüstungsanzug' anlegen, mich auf mein Pferd schwingen und mich wieder mit Sony anlegen - aber diesmal mit etwas mehr Geld! Und ich sagte zu."

Mit Ballmer habe er u.a. besprochen, wie man Sony angehen wolle, und wie man mit Nintendo mithalten wolle - oder den Hersteller gar kaufen könne. Das wären klassiche 'Build or Buy'-Erörterungen gewesen, so Moore.

Es wäre nicht das erste Mal, dass Microsoft ein Auge auf die Mario-Macher geworfen hätte - es wird immer wieder gemunkelt, dass man dort noch vor der Entwicklung der ersten Xbox eine Übernahme des japanischen Unternehmens ins Auge gefasst hatte. Angeblich war man seinerzeit bereit, bis zu 25 Mrd. Dollar auszugeben - die Mannen um Hiroshi Yamauchi waren allerdings nicht gewillt zu verkaufen.