Spielkultur: Meta-Studie: "Dogmatismus beschädigt Wissenschaft"

Spielkultur
19.03.2009 12:30, Julian Dasgupta

Meta-Studie: "Dogmatismus beschädigt Wissenschaft"

Vor einigen Wochen bereits hatte sich Prof. Chris Ferguson (Bild unten) von der Texas A&M International University recht deutlich über die Debatte über Gewalt in Medien geäußert und dabei sowohl Politiker als auch Vertreter der allgemeinen Presse scharf kritisiert. Oft würden die sich gar nicht mit der Materie auskennen, und dennoch munter Behauptungen aufstellen, die nicht verifizierbar seien.

Im Journal of Pediatrics wurden jetzt die Ergebnisse einer Meta-Studie vorgestellt  (via Telepolis ), die Ferguson zusammen mit seinem Kollegen John Kilburn durchgeführt hatte. Basierend auf der Analyse diverser Untersuchungen zu dem Thema schlussfolgert das Duo, dass es insgesamt keinen signifikanten Zusammenhang zwischen Mediengewalt und Aggression gebe.

Da es allerdings auch diverse Schwankungen gab, nahmen die beiden auch die den jeweiligen Studien zu Grunde liegenden Methoden genauer unter die Lupe. Demnach hätten nur 41 Prozent davon wissenschaftlich validierte Kriterien für Aggression genutzt, während viele vor allem auf "nicht geeignete Fremd- oder Selbsteinschätzungen" gesetzt haben. (Das gelte auch für die von Christian Pfeiffers Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen durchgeführten Analysen, wie die Kollegen von Heise.de an der Stelle anmerken.) Dort, wo wissenschaftlichere Kriterien angewendet wurden, fielen die errechneten Korrelationen tendenziell schwächer aus.

Nur die Hälfte der Studien würden Faktoren wie Familie bzw. soziales Umfeld und Persönlichkeit berücksichtigen. Auch würden viele Untersuchungen unter einem Publication Bias leiden - Ergebnisse seien da eher selektiv veröffentlicht worden, weil die dafür verantwortlichen Personen nicht unbedingt unvoreingenommen mit der Thematik umgegangen waren.

Insgesamt wurden 27 Studien untersucht, die in den vergangenen zehn Jahren veröffentlicht worden waren. Viele Untersuchungen zu jenen Einflüssen seien vor allem mit einem ideologischen oder politischen Hintergrund durchgeführt worden, so Ferguson und Killburn. Ein solcher Dogmatismus würde die Wissenschaftsgemeinde beschädigen.