Test: Heavy Rain: Der Tierpräparator

Heavy Rain
26.03.2010 14:09, Jörg Luibl

Test: Heavy Rain: Der Tierpräparator

Am kommenden Donnerstag wird Sony die erste Episode zu Heavy Rain (ab 6,99€ bei GP_logo_black_rgb kaufen) im PSN anbieten. Für 3,99 Euro kann man nach dem Download in das zwei Gigabyte große Abenteuer "Der Tierpräparator" abtauchen - hier Bilder daraus. Besitzer der Special Edition durften ja schon zum Release des Hauptspiels zwischen Fuchsköpfen und Fellsägen aktiv werden. Worum geht es eigentlich? Und lohnt sich die Rückkehr in die Stadt des Regens?

Heavy Rain ist erst ein paar Wochen jung und gehört bereits zu den dramaturgischen Höhepunkten der Spielegeschichte - wer Abenteuer mit filmischem Flair, markanten Charakteren und offenem Ende mag, kommt um dieses Meisterwerk nicht herum. Trotzdem war ich nach dem Finale etwas irritiert, dass gerade jene Szene nicht im finalen Spiel enthalten war, die mich auf der Games Convention 2008 so begeistert hatte: Die knarzenden Dielen, das Verstecken im Schrank, die panische Flucht.

Genau diese spannende Episode mit Madison Paige taucht jetzt als erster Download-Content auf. Das ist deshalb etwas verwunderlich, weil hier nicht etwa ein Prolog oder Epilog angeboten wird, sondern ein Teil der Hauptstory: Man fährt mit der Journalistin Madison zu einer Ermittlung bei einem Tierpräparator, als der Origami-Killer noch gar nicht bekannt oder gar gefasst ist - man spielt also eine Art nicht erlebtes Kapitel der Hauptgeschichte. Falls jemand noch nicht mit Heavy Rain durch ist, empfehle ich übrigens, diese Episode direkt vor oder nach jener mit dem Doktor zu spielen.

Qualitativ kann der Besuch beim Tierpräparator nicht nur mit den vorhandenen Episoden mithalten, er toppt sogar manche mit seiner szenischen Dramaturgie: Man dringt mit Madison in ein Haus ein, das von Anfang an für eine schaurige Atmosphäre sorgt - man fühlt sich von all den ausgestopften Tieren beobachtet. Und während man zunächst neugierig umher tapst und Schubladen öffnet, entdeckt man schon bald erste düstere Geheimnisse über den Besitzer. Und als die Ahnung zur Gewissheit wird, folgt auch gleich der Schock à la Hitchcock: Beim Anblick der ersten Leiche kann man spüren, wie Madison um Haltung kämpfen und schlucken muss, um überhaupt etwas in ihr Diktiergerät zu sprechen. Und dann kommt der Mann nach Hause.

Ab diesem Moment hat man bei pochendem Puls sehr viele Möglichkeiten, darauf zu reagieren: Man kann sich mucksmäuschenstill verhalten, in mehreren Räumen verstecken oder einen Fluchtweg suchen, während der Kerl schon nach seinem Opfer ruft. Vielleicht gibt es irgendwo auch eine Waffe? Oder ein offenes Fenster? Je nachdem wie man selbst und wie der Mann in seinem Haus reagiert, kann es fünf unterschiedliche Enden geben. Das Experimentieren lohnt sich und wird einem mit mehreren Spielständen leicht gemacht.

Auch wenn die erzählerische Neugier für all jene, die das Finale kennen, eher gering sein dürfte und die Spielzeit bei einer knappen halben Stunde liegt: Ich kann diese Episode mit ihrem schaurigen Flair nur empfehlen, weil sie noch einmal unterstreicht, welches dramaturgische Potenzial in dieser Art Spiel steckt - vor allem die Schock- und Panikmomente zeichnen diesen Nachschlag aus. Und schließlich kann man hier nicht eine, sondern fünf halbe Stunden mit anderem Ausgang erleben.

Eindruck: sehr gut