Metal Gear Solid: Peace Walker: Famitsu gekauft?

Metal Gear Solid: Peace Walker
21.04.2010 10:31, Jörg Luibl

Famitsu gekauft?

Die amerikanischen Kollegen von Kotaku fahren gerade schwere Geschütze gegen das japanische Spielemagazin Famitsu und den Verlag Enterbrain auf: Der Test zu Metal Gear Solid: Peace Walker (ab 33,82€ bei kaufen) sei gekauft. Man solle der Famitsu nicht mehr trauen.

Famitsu's handling of MGS: Peace Walker, however, has been blunt and brazen, and destroys any illusion of impartial reviews. Forever.

Even if the game does appear to be fantastic, the review appears bought.

Wie kommt Kotaku zu dieser schweren Anschuldigung? Das Spiel von Konami hat gerade die Höchstwertung von 40/40 Punkten erreicht. Leider gehen die Kollegen nicht auf den Test und seine Argumentation selbst ein. Sie weisen weder auf inhaltliche Fehler noch auf maßlose Übertreibungen hin. Der Test selbst wird nicht einmal mit einem Zitat erwähnt. Kotaku bleibt eine kritische Analyse schuldig.

Dafür merkt Kotaku zunächst an, dass es schon länger "Gerüchte" hinsichtlich der Exklusivberichte der Famitsu gebe und dass man munkelt, dass manche Texte zu Spielankündigungen aus der Feder der Hersteller stammen könnten. Auch hier fehlen Beweise - warum stellt man Pressemitteilungen und Ankündigungen nicht mal gegenüber? Außerdem verweist Kotaku ähnlich wie ein früherer famitsukritischer Artikel von Wired darauf hin, dass nur sehr wenige Spiele in der Historie des Magazins bisher 40/40 Punkten erreichen konnten.

Aber spricht das nicht eher für die Famitsu, wenn nur knapp ein Dutzend Titel in den letzten zehn bis zwölf Jahren (!) diese Wertungsgrenze knacken konnten? Darunter über alle Zweifel erhabene Highlights wie Zelda: Ocarina of Time oder Metal Gear Solid 4? Bis hierher wirken Kotakus Anschuldigungen zahnlos.

Etwas handfester werden die Anschuldigungen allerdings dann, als es um die Werbung innerhalb des Spiels geht: Und hier ist Famitsu als Firma neben anderen direkt über In-Game-Advertising in Metal Gear Solid: Peace Walker involviert - innerhalb des Spiels wird neben Doritos also auch für Famitsu geworben. Muss das sein? Darüber kann man streiten. Auch in Deutschland wurde in Fußballspielen schon für Verlage über Banden geworben. Bis hierher kann das alles noch komplett sauber ablaufen, wenn ein Verlag Redaktion und Marketing intern strikt trennt.

Aber die Beziehungen zwischen der japanischen Presse und Publisher Konami gehen laut Kotaku noch weiter, denn der ehemalige Chefredakteur der Famitsu und jetzige Chef (!) des Verlages Enterbrain, Hirokazu Hamamura (unten im Bild), wirbt auch noch persönlich in einer zweiseitigen Anzeige für Metal Gear Solid: Peace Walker. Das sieht natürlich nicht nur überaus befremdlich aus, das riecht auch verdammt streng. Was würde man sagen, wenn der SPIEGEL-Chef für ein BMW-Modell wirbt, während eine Sonderausgabe mit Auototests gleichzeitig dieses BMW-Modell in höchsten Tönen feiert?

Das beweist zwar immer noch nicht, dass die 40/40 gekauft sind. Das beweist auch noch nicht, dass man hier gezielt etwas schön geschrieben hat, weil man dafür eine finanzielle Gegenleistung bekommen hat. Und Kotaku bleibt leider den analytischen Blick auf den Test selbst schuldig. Aber hier hat die Famitsu eine sensible Grenze überschritten, die die journalistische Unabhängigkeit nicht nur in Frage stellt, sondern das eigene Magazin international desavouiert. Die Grenzen zwischen Redaktion und Marketing verschwimmen hier im doppelseitigen Grinsen des Verlagschefs.