E3-Eindruck: Fallout: New Vegas

Fallout: New Vegas
16.06.2010 08:31, Benjamin Schmädig

E3-Eindruck: Fallout: New Vegas

Im Westen nichts Neues. Jedenfalls dann nicht, wenn es Obsidian in der Fortsetzung zu Fallout 3 in den nordamerikanischen Westen, genauer gesagt in den Großraum Las Vegas verschlägt. New Vegas heißt das, was von der Glücksspielmetropole nach dem Atomschlag übrig blieb. Und das ist immerhin mehr als man es von der Serie gewohnt ist! Hier stehen noch ganze Häuser, auf dem berühmten Strip lädt blinkende Neonreklame nach wie vor auf eine Runde Glücksspiel ein. So gigantisch und glamourös wie man es aus Ocean's 11 kennt, ist es natürlich nicht, aber warum sollte ich nicht in eins der Casinos gehen und mein Glück in einer Runde Blackjack, Roulette oder am Einarmigen Banditen versuchen?

Cheat gehabt!

Eben. Also gebe ich meine Waffen am Eingang ab, denn Schießeisen sind in den Höhlen des Glücks nicht erwünscht. Wären meine Schleich-Fähigkeiten ausgeprägt genug, könnte ich allerdings kleinere Kaliber in das Etablissement schmuggeln, als ausgeprägter Heimlichtuer würde ich sogar große Waffen mitführen können. Alternativ bliebe mir außerdem das Suchen des Raums, in dem die Bleispritzen verstaut werden...

Für die Zwecke der E3-Demo will ich davon aber nichts wissen. Stattdessen gewinne ich 60 Dollar beim Blackjack, verliere ein wenig Geld am Roulettetisch (in New Vegas wird amerikanisches Roulette gespielt) und ziehe - ein Entwickler-Cheat ist Schuld - ein paar tausend Dollar aus dem Einarmigen Banditen. Das macht sicher Spaß; die stimmungsvolle Umsetzung der Minispiele in Red Dead Redemption gefiel mir allerdings eine ganze Ecke besser. Für die Kulissen bedient sich Obsidian übrigens bei den 50er Jahren. »Das passt einfach besser zum Fallout-Stil«, hat der Entwickler neben mir vollkommen Recht und lädt kurz darauf einen anderen Spielstand.

Der Kumpelkreis

Plötzlich befinde ich mich in der trostlosen Steppe wie sie für Fallout typisch ist. Zunächst einmal hält mich der Entwickler an, meinen Begleiter anzuklicken, um das neue Companion Wheel in Aktion zu sehen. Mit diesem Kreismenü kann ich ihm nämlich befehlen, Nahkampf- oder Fernwaffen zu benutzen, an meiner Seite oder auf Abstand zu bleiben und sich aggressiv oder defensiv zu verhalten. Ich greife außerdem auf sein Inventar zu und kann ihn mit einem Erste Hilfe-Päckchen verarzten - praktisch!

Das gute Verhältnis

Im Kampf ist schließlich - wie auch im restlichen Spiel - wenig neu. Obsidian hat zwar Perspektiven und Steuerung der Ego- und Schulteransichten so angepasst, dass sie für jene Spieler bequemer sind, die Fallout wie einen Shooter spielen. Für einen VATS-Veteranen ist das allerdings nebensächlich, denn am taktischen Gefecht ändert sich praktisch nichts. So stürme ich gemeinsam mit meiner Gruppe und meinem Kameraden die Siedlung einer feindlichen Fraktion und erfahre noch, wie es sich aufs Spiel auswirken soll, wenn ich unterschiedlichen Fraktionen unterschiedlich gut gesinnt bin. So erhalte ich je nach Ansehen entweder andere Aufträge oder muss zumindest mit anderen Rahmenbedingungen für meine Missionen Vorlieb nehmen. Vielleicht darf ich ein wichtiges Gebäude ja durch den Vordereingang betreten, wenn ich mich unter Freunden befinde? Bestimmte Figuren können außerdem sterben.

Neu sind auch Fähigkeiten, die ähnlich wie in den älteren Fallouts ebenso gute Vor- wie fiese Nachteile haben: Sehe ich mit einer Brille etwa besonders scharf, muss ich im Gegenzug einen besonders starken Nachteil meiner Wahrnehmung in Kauf nehmen, wo das Tragen einer Brille nicht erlaubt ist. Schmale Charaktere sind hingegen Vorteile sehr agile Wastelander, ihre wenig robusten Körperteile nehmen dafür allerdings schneller Schaden. Ebenfalls neu: Ein Hardcore-Modus, in dem selbst Munition ein Gewicht hat, Erste Hilfe-Mittel nur langsam heilen und man ohne Wasser verdurstet.

Kleines großes Fallout

Zum Umfang sagt Obsidian hingegen Folgendes: Die Spielfläche ist in etwa so groß wie die in Fallout 3, die Spielzeit soll ähnlich lang sein. Aber so erstklassig wie Fallout 3 auch wahr, so stolz trägt New Vegas diese »Add-On-Plakette« spazieren. Die Schauplätze, z.B. ein Ausguck im Maul eines Dinosaurier-Maskottchens, sind allesamt einzigartig, das Spiel ist nach wie vor klasse und die kleinen Verbesserungen wie das praktisches Companion Wheel wirken sehr durchdacht. Aber muss es nach so langer Entwicklungszeit wirklich nur mehr des Gleichen sein? Vom dürstenden »Gimmie More!« in Bezug auf Fallout 3 mal abgesehen, fehlt mir bislang einfach die ganz große Begeisterung dafür, noch einmal in dieses Wasteland abzusteigen - der Westen ähnelt dem Osten einfach zu sehr.

E3-Eindruck: gut