gc-Eindruck: Fallout: New Vegas

Fallout: New Vegas
21.08.2010 19:09, Benjamin Schmädig

gc-Eindruck: Fallout: New Vegas

Von klein zu groß

Eine ganze Stunde lang durften wir es uns bei Bethesda gemütlich machen und die Gegend um New Vegas in Ruhe erkunden. Erlaubten die Entwickler auf der E3 mit speziell angefertigten Spielständen nur einen kurzen Einblick in das Spiel, ließen sie uns diesmal ganz von vorn beginnen. Ich klicke also auf "Neues Spiel" und einmal mehr beginnt ein Fallout-Spiel mit einer Kamerafahrt vom Kleinen ins Große. Die Einführung beginnt auf dem Strip der neuen Glücksspieloase New Vegas, fährt über eine davor angelegte Barrikade, wo ein in dreckiges Metall gehüllter Soldat mit einem rostigen Scharfschützengewehr in die Steppe schießt. Weiter draußen hebt irgendeine Gang irgendein Grab aus.

"War. War never changes." Ich erfahre, dass ein gewisser Mr. House im neuen Vegas regiert. Die NCR hatte sich vier Jahre lang auf dem bzw. im Hoover Damm verschanzt. Verschiedene Banden regieren in diesem Teil des Wastelands. Und ich sollte irgendeine Lieferung hier abgeben. Ich - das ist der Tropf, den man zuvor sein Grab schaufeln sah. Ein Knall und es wird dunkel.

Woran denkst du, wenn...

Eine beruhigende Stimme weckt mich, hält mich aber davon ab, schnell aufzustehen. Der Arzt hat mich offenbar wieder zusammengeflickt, muss aber wissen, ob er dabei nichts übersehen hat. Im bekannten Figureneditor überprüfe und korrigiere ich deshalb das Äußere meines Alter Ego. Anschließend stelle ich an einer schicken Retro-Maschine mein Fähigkeiten-Profil zusammen, indem ich Reihen kleiner Glühlämpchen von eins bis zehn anknipse. Danach bittet mich der Doc auf seine Couch und erforscht mithilfe eines Rorschach- und eines Wortassoziationstests meine besonderen Ausprägungen und Perks. Besonders aussagekräftig sind die Ergebnisse zwar nicht, da ich fast alle Werte anschließend von Hand ändere. Trotzdem ist die Charaktererstellung ähnlich unterhaltsam wie ihr Gegenstück aus Fallout 3.

Überhaupt zeichnet sich nicht erst jetzt ab, dass New Vegas dem technischen und erzählerischen Vorbild sehr stark ähnelt. Im Westen Nordamerikas sind die Gebäude zwar weniger zerstört als im Osten und in dem halbwegs intakten Ökosystem gibt es sogar grüne Farbtupfer. Abgesehen davon sieht die Fortsetzung aber nicht nur aus wie Fallout 3, sondern spielt sich auch so. Das Tutorial hätte ich mir deshalb fast schenken können. Immerhin bin ich dabei aber auf Geckos gestoßen - ein gut gemeinter Gruß aus der Vergangenheit. Aus der E3-Demo weiß ich zudem, wie es sich anfühlt, einem Begleiter über das neue Kreismenü schnell und direkt Befehle zu erteilen. Das Companion Wheel ist eine sehr sinnvolle Erweiterung der Steuerung. Hinzugekommen sind schließlich auch Mojave Express Boxen: In diesen Kisten können Gegenstände verstaut und von jeder anderen Kiste wieder aufgenommen werden.

Sympathiesache

Am wichtigsten scheinen mir aber die Banden, die das Gebiet um New Vegas unter sich aufgeteilt haben. Denn die sind nicht nur erzählerischer Stuck, sondern schaffen ein Zugehörigkeitsgefühl. Nicht zuletzt sind sie taktische Komponenten, denn so eine Zugehörigkeit will gut überlegt sein. Man erhält immerhin Vorteile wie finanzielle Vergünstigungen für bestimmte Gegenstände und die Mitglieder einer Gruppe begegnen sich auch entsprechend herzlich. Andere Banden könnten allerdings Kopfgeldjäger schicken, um Personen anderer Gesinnung auszulöschen... Wie das Heranwachsen an eine Organisation funktioniert, lerne ich dabei ganz zufällig, als ich unerlaubt in den Taschen einer jungen Dame wühle. Sofort steigt mein Ansehen bei jener Bande, die sich gerne bei der Habe anderer Menschen bedient. Durch bestimmte Aktionen steigen also die Sympathiewerte - und nur mit entsprechend hohen Werten öffnen sich manchmal Türen, die sonst verschlossen blieben. Man sollte sich also gut überlegen, um wessen Segen man in New Vegas buhlt.

Allzu viel Neues offenbarte das Spiel aber auch nach einer Stunde nicht. Das liegt auch daran, dass New Vegas wohl tatsächlich ein Ableger irgendwo zwischen Addon und Fortsetzung sein wird. Die wichtigste Neuerung dürften die Banden sein. Hoffentlich haben die Sympathien oder Antipathien bestimmter Gruppen spürbare Auswirkungen auf den Verlauf des Abenteuers. Damit könnte die Quasi-Fortsetzung der Serie nämlich ihren eigenen Stempel aufdrücken. Wären es lediglich taktische Nuancen, wäre sie in der Tat nur ein poliertes Fallout 3 an einem neuen Schauplatz.

gc-Eindruck: gut