Capcom: Inafune: "Meine Generation hält uns zurück"

Capcom
01.11.2010 23:11, Julian Dasgupta

Inafune: "Meine Generation hält uns zurück"

Vor ein paar Tagen hatte Keiji Inafune überraschend seinen Abgang bei Capcom verkündet. Der Chefentwickler des Publishers, der Mega Man erschuf und in zahlreiche andere Serien federführend involviert war, verließ das Unternehmen nach 23 Jahren.

In der jüngeren Vergangenheit war Inafune durch kritische Worte gegenüber der japanischen Spieleindustrie aufgefallen. In einem neuen Interview mit der japanischen Webseite 4Gamer (via Gamasutra & Eurogamer ) wartet der Branchenveteran erneut mit mahnenden Worten auf und holt noch weiter aus.

"Ihr werdet vielleicht denken, dass das sehr heuchlerisch klingt, aber die Wand, an die die japanische Industrie den Karren gerade fährt, ist die Tatsache, dass ihre Schöpfer zu reinen Gehaltsempfängern gemacht werden."

Es ist quasi wie in einem kommunistischem Staat. Wer so hart arbeitet wie möglich, hat dadurch nur Nachteile. Es ist vorteilhafter, nicht sehr hart zu arbeiten. Aber behindert das denn nicht die Entwicklung von Spielen? Du kannst keine guten Spiele erschaffen, wenn du den Weg des geringsten Widerstandes gehst."

Viele Entwickler würden die Treue ihres Arbeitgebers als selbstverständlich empfinden und nicht so engagiert arbeiten, wie sie sollten - Capcom sei da keine Ausnahme.

"Ich war in der Position, ein Neinsager sein zu können, und musste mich dennoch nie über den Gehaltsscheck des nächsten Monat sorgen. Unabhängig davon, ob man zu spät kam oder wie schlecht das Spiel war, das man ablieferte - der nächste Gehaltsscheck war garantiert."

Dabei blickt Inafune auch zurück:

"Als ich 20 war, da war ich voller Leidenschaft und habe in der Branche angefangen, aber jetzt bin ich Mitte 40. Das ist eine Frage des Alters. Im guten wie im schlechten Sinne - meine Generation hält die Branche zurück."

In den westlichen Märkten würden die Entwickler insgesamt unabhängier und motivierter sein. Dort sei es in der Regel das Ziel, die Firma auszubauen, zu verkaufen oder an die Börse zu bringen, um dann richtig viel Geld verdienen zu können. Dies sei der American Dream.

"Capcom ist es völlig egal, ob ein Spiel meinen Stempel aufgedrückt bekommt, oder ob es von einem anonymen Producer stammt. Das ist letztendlich auch der Grund, warum ich beschloss, das Unternehmen zu verlassen. Es ist schon traurig, abzutreten und zu sehen, dass das stimmt. Es war wirklich traurig."