Unlimited Detail Technology: Grafik ohne Polygonlimit?

Unlimited Detail Technology
02.08.2011 11:13, Benjamin Schmädig

Grafik ohne Polygonlimit?

Solange die Grafik der Videospiele in Echtzeit berechnet werden muss, bleibt sie vom Detailgrad echter Kulissen und Lebewesen meilenweit entfernt: Auch heute bestehen selbst die schönsten Welten aus flachen Vielecken - die Effekte auf und um Texturen gaukeln den Eindruck von Tiefe und Struktur oft nur vor. Je mehr Vielecke, oder Polygone, es gibt, desto kleiner werden sie und desto detaillierter wirkt die Kulisse. Spieleentwickler sind deshalb stets darum bemüht, die Anzahl der Polygone in die Höhe zu schrauben.

Doch was, wenn man unbegrenzt viele Polygone darstellen könnte? Ist das mit der in absehbarer Zukunft erhältlichen Technik unmöglich? "Nein!", sagt Euclideon und veröffentlichte schon im vergangenen Jahr ein Video, in dem eine virtuelle Umgebung aus detaillierteren Objekten bestand als jedes aktuelle Spiel. Gestern veröffentlichte das australische Unternehmen schließlich ein zweites Video und gibt etwas mehr von der "Unlimited Detail" getauften Technologie preis.

So wird erklärt, dass man die Informationen eines beliebigen Polygonmodells auch in einem anderen Format, einer so genannten Point Cloud darstellen kann. Vereinfacht ausgedrückt enthält eine Point Cloud genaue Informationen über die Position aller Punkte eines dreidimensionalen Objektes. Meist werden die sehr detaillierten Point Cloud-Modelle deshalb allerdings in gröbere Polygonmodelle umgewandelt, weil man nur diese auch in Echtzeit berechnen kann. Mit Unlimited Detail will Euclideon nun eine Möglichkeit gefunden haben, Point Cloud-Modelle in Echtzeit darzustellen. Und das wäre ein gewaltiger Schritt für die Details zukünftiger 3D-Grafiken.

Mehrere Jahre arbeitet die australische Firma schon mit einem kleinen Team an der Technologie: Neun Mitarbeiter sind derzeit bei Euclideon beschäftigt - in Kürze sollen weitere eingestellt werden. Im Video freut sich Euclideon außerdem darauf, dass irgendwann Grafiker mit Unlimited Detail arbeiten werden. Immerhin entstamme das gezeigte und recht krude Insel-Modell nicht der Arbeit von Künstlern, sondern wurde von einer Technologie-Firma geschaffen. So sind zunächst vor allem die technischen Details beeindruckend: Jedes Sandkorn sei etwa ein dreidimensionales Objekt. Die gesamte Insel besteht aus 21.062.352.435.000, also mehr als 21 Billionen in eine Point Cloud übertragenen Polygonen. In einem Quadratmeter befänden sich mehr Polygone als in jedem herkömmlichen Videospiel.

Die für die Präsentation aufgezeichnete Version lief laut Euclideon mit 20 Bildern pro Sekunde - aktuelle Versionen wären schneller, aber noch nicht fertig entwickelt. Und obwohl nicht gezeigt, können offenbar auch bewegte Objekte mit der Engine erstellt werden. Nicht zuletzt soll Unlimited Detail eine schnelle Portierung zwischen unterschiedlichen Plattformen ermöglichen. Auf welchen Systemen Unlimited Detail laufen soll und wann die Technologie marktreif sein soll, geben die Australier noch nicht bekannt.