Allgemein: Silicon Knights vs. Epic: Teilerfolg für Epic

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28.12.2011 21:08, Julian Dasgupta

Silicon Knights vs. Epic: Teilerfolg für Epic

Schon seit vier Jahren liegen Silicon Knights und Epic im Streit. Die Kanadier hatten den Middleware-Anbieter verklagt und ihm betrügerisches Verhalten vorgeworfen. Die Unreal Engine 3 habe nicht das geliefert, was einst versprochen wurde. Epic habe durch das Lizenzgeschäft erwirtschaftete Gelder nicht für den Support und die direkte Verbesserung der Technologie verwendet, sondern die internen Ressourcen auf die Fertigstellung hauseigener Produkte wie Gears of War fokussiert.

Mark Rein & Co. selbst zögerten nicht lange und holten zu einer Gegenklage aus: Silicon Knights wolle sich auf Kosten des Studios bereichern. Das Team habe die Engine neun Monate lang evaluieren können, bevor die Lizenzvereinbarung unterschrieben wurde, und habe sich also ein Bild von Stand des Produkts verschaffen können. Auch habe Silicon Knights gegen das Copyright verstoßen, indem man dort eine hauseigene Technologie entwickelte, bei der die Unreal Engine als Vorlage gedient hatte, um diese auch in einem anderen Projekt mit Sega einzusetzen. Man wolle sich wohl letztendlich um die Zahlung der Lizenzkosten drücken.

Einen kleinen Etappenerfolg konnte Epic jetzt verbuchen: Laut Gamasutra hat das zuständige Gericht verfügt, dass die Berichte und die Stellungnahmen von Terry Lloyds nicht im Verfahren berücksichtigt werden.

Der Analyst war von Silicon Knights ins Spiel gebracht worden und hatte den Schaden berechnet, der Silicon Knights angeblich entstanden sein soll. Das Studio hatte u.a. behauptet, dass Too Human ohne die technischen Probleme bereits um November 2006 (statt Ende 2008) ausgeliefert worden wäre. Lloyd geht davon aus, dass das Langzeitprojekt vermutlich erst im August 2007 in den Handel gekommen wäre, sich dann aber dennoch 2,5 Mio. statt 614.000 Mal verkauft hätte. Neben höheren Einnahmen durch die Gewinnbeteiligung seien Silicon Knights auch Boni in Höhe von 750.000 Dollar entgangen, die fällig geworden wären, falls sich Too Human mehr als 1,5 Mio. Mal verkauft. 

Die Entwicklung der eigenen Engine habe Kosten in Höhe von 2,3 Mio. Dollar verursacht. Durch die Verschiebungen und die Probleme in der Produktion sei außerdem der Ruf des Studios beschädigt worden, was sich als hinderlich bei der Suche nach weiteren Projekten erwies. Microsoft habe sich außerdem wegen der Verschiebungen dagegen entschieden, die Optionen auf zwei Fortsetzungen für Too Human nicht wahrzunehmen. Silicon Knights hatte den Gerichtsdokumenten zufolge auch an einem King's Quest gearbeitet und The Ritualyst für Sega produziert. Sega habe das Projekt dann an THQ abgetreten - dort sei das Spiel dann allerdings 2009 eingestampft worden. Der vermeintliche Gesamtschschaden für all jene Faktoren wird auf 58 Mio. Dollar beziffert.

Epic hatte allerdings Einspruch gegen jene Schätzung eingelegt. Lloyd habe keinerlei Branchenerfahrung. Einige seiner Behauptungen würden bekannten Fakten widersprechen. Zudem habe er fragwürdige Methoden und Datengrundlagen für seine Schätzungen verwendet. So sei die Annahme, dass sich Too Human und die anderen Projekte von Silicon Knights 2,5 Mio. Mal verkaufen könnten, aus der Luft gegriffen: Das Studio habe "noch nie einen 'Blockbuster' abgeliefert", heißt es da trocken. Die konkrete Begründung kann hier nachgelesen werden.

Die Mannen um Denis Dyack hatten zuletzt X-Men: Destiny abgeliefert. Nachdem ein weiteres Projekt geplatzt war, hatte das Studio im November reichlich Stellen kürzen müssen.