Blizzard Entertainment gewinnt Big Brother Award

Blizzard Entertainment
14.04.2012 16:23, Marcel Kleffmann

Blizzard Entertainment gewinnt Big Brother Award

Der Big Brother Award (als Negativpreis) in der Kategorie "Verbraucherschutz" ist an Blizzard Entertainment verliehen worden (Quelle ). Seit dem Jahr 2000 werden in Deutschland die Big Brother Awards an Firmen, Organisationen und Personen verliehen, die in besonderer Weise und nachhaltig die Privatsphäre von Menschen beeinträchtigen oder persönliche Daten Dritten zugänglich machen.

Neben der Chataufzeichnung, dem Anlegen von Persönlichkeitsprofilen und den Nutzungsbedingungen, denen man zustimmen muss um überhaupt Zugriff auf das Online-Rollenspiel zu haben, wurde in der "Laudatio" insbesonders die Spielverlaufsprotokollierung (Erfolgsstatistik) erwähnt: "Sehr ergiebig für die Schnüffeleien unseres Daten-Drachen ist dagegen die Spielverlaufsprotokollierung. Dabei werden alle Handlungen des Spielers chronologisch erfasst. Damit man aber nicht so direkt merkt, dass hier eine Vorratsdatenspeicherung mit Anlage von Bewegungsprofilen stattfindet, hat man die Erfolgsstatistik eingeführt. Lobende Einträge gibt es zum Beispiel für Kämpfe, für 'Spieler gegen Spieler'-Aktionen, für das Absolvieren von 'Dungeons & Schlachtzügen', für von der Spielfigur erlernte Berufe, für den erworbenen Ruf der Spielfigur und die Teilnahme an so genannten 'Weltevents'. Nicht nur Spieler können die eigenen Ergebnisse betrachten, im Prinzip kann jeder, der den Spielewelt- und Charakternamen kennt, über das sogenannte 'Arsena' Informationen im Internet abrufen. Dort kann dann ermittelt werden, wer wann, wie lange und wie oft gespielt hat."

Auszug aus der "Laudatio": "Wir verleihen den Big Brother Award heute für das ganze Zusammenspiel verschiedener Komponenten unter dem Stichwort Real ID. Wenn sich die Spieler heute mit der gleichen E-Mail-Adresse z.B. in "World of Warcraft" und "Starcraft II" einloggen, sind sie damit auf Blizzards Battle.Net-Server und können sehen, ob ihre Freunde bei den anderen Blizzard-Spielen online sind. Und sie werden natürlich auch gesehen. Durch Real ID müssen die Spieler sich sehr gut informieren, mit mehreren Mailadressen arbeiten und ihre Spiele penibel voneinander trennen, wenn sie keinen Charakter-Fingerabdruck im Netz hinterlassen, sondern einfach nur ein bisschen in bunten, spielerischen Welten abschalten wollen.

Mit der gescheiterten Einführung von Klarnamen über die Real ID hat der Drache zwar einen Kopf verloren, aber welche zwei werden bald nachwachsen? Denn nicht Einsicht und Spielerkomfort waren der Grund für diesen Teil-Rückzug, sondern massive Proteste und ein blauäugiger Marketing-Fehler. Mit ausgiebigen Protokollen von Spieleraktionen und Verhaltensmustern ebnen Blizzard und andere Online-Spieleanbieter den Weg für personenbezogene In-Game-Werbung und Charakterprofile, die mit einer unbemerkt eingeführten Änderung der Nutzungsbedingungen problemlos Dritten zugänglich gemacht werden könnten.

Damit uns keiner falsch versteht: Wir halten Online-Spiele nicht für ein generelles Übel. Gerade die Firma Blizzard hat mehrere sehr kreative Spiele im Programm. Wir wünschen uns durch die Verleihung der BigBrotherAwards und die damit verbundene Publizität, dass Blizzard seine Privatsphäre-Einstellungen überdenkt und die Spieler sich die Mühe machen, die Nutzungsbedingungen wirklich durchzulesen. Wir hoffen, dass von unserem Preis eine Signalwirkung für die ganze Branche zum Vorteil der Verbraucher ausgeht."

Der Big Brother Award in der Kategorie Kommunikation ging übrigens an "die Cloud" als Trend, Nutzerinnen und Nutzern die Kontrolle über ihre Daten zu entziehen (Quelle ).