Activision Blizzard: Einigung mit EA & "Schmutzsuche"

Activision Blizzard
17.05.2012 01:57, Julian Dasgupta

Activision Blizzard: Einigung mit EA & "Schmutzsuche"

Über zwei Jahre nachdem Activision Vincent Zampella und Jason West gefeuert hat, nähert sich der Rechtsstreit zwischen den beiden Parteien langsam der heißen Phase.

Der Stand der Dinge in der Kurzfassung: Das Duo wirft seinem einstigen Arbeitgeber vor, er habe vor Jahren Zusagen gemacht, um die beiden für eine Vertragsverlängerung begeistern zu können und zu verhindern, dass die Produktion von Call of Duty: Modern Warfare 2 in irgendeiner Form gefährdet wird. Jene Zugeständnisse waren recht weitreichend gewesen: So hätten West und Zampella kommende CoD-Projekte schriftlich abnicken müssen. Auch wäre Treyarch vorerst darauf festgelegt gewesen, für hauseigene CoD-Titel keinerlei Settings zu verwenden, die nach der Vietnam-Ära angesiedelt sind. Ein Call of Duty: Black Ops II wäre unter jenen Bedingungen zumindest ohne den Segen von West und Zampella nicht möglich gewesen. Activision habe aber nie vorgehabt, jene Zusagen einzuhalten, sondern bemühte sich dann, einen Vorwand zu finden, um die beiden Studiochefs feuern zu können. So habe man sich auch um das Zahlen fälliger Prämien gedrückt.

Activision wiederum behauptete, Zampella und West hätten bereits heimlich mit Electronic Arts über einen Vertrag verhandelt und Pläne dafür geschmiedet, wichtiges Personal von Infinity Ward gleich mitabzuwerben und zu einem neuen Studio zu locken. Beide seien gar mit einem Privatjet zu Treffen mit John Riccitiello eingeflogen worden.

Aufgrund der entstandenen Kosten nach der Entlassung der beiden Entwickler und der logistischen Erfordernisse forderte der Publisher einen Schadenersatz in Höhe von 400 Mio. Dollar - und nahm auch noch Electronic Arts ins Visier.

Zumindest zwischen den beiden Konkurrenten wird es aber keinen Showdown vor Gericht geben: EA und Activision haben sich mittlerweile außergerichtlich geeinigt. Zu den genauen Umständen jener Vereinbarung wurden aber wie üblich keine Angaben gemacht. Es heißt nur: "Activision and EA have agreed to put this matter behind them."

Operation Icebreaker

Der Streit mit Zampella und West ist hingegen noch nicht ausgestanden. Mittlerweile gibt es auch einen Termin für die Eröffnung des Verfahrens: Am 29. Mai werden sich beide Parteien vor Gericht treffen. Der Publisher hatte erst vor Kurzem noch eine neue Anwältin verpflichtet und versucht, die Anhörung um einen Monat verschieben zu lassen.

Laut neuer Dokumente hat Activisions früherer IT-Chef Thomas Fenady unter Eid ausgesagt, er habe 2009 Anweisungen erhalten "Schmutz über Jason und Vince ausfindig zu machen." Auch habe es geheißen: "Wir haben genug davon, uns mit diesen Typen abzugeben, ihrem Ego... wir wollen sie einfach nur noch loswerden."

Jene Aufforderung sei vom damaligen Chief Legal Officer des Herstellers, George Rose, gekommen, welcher heute den Posten des Chief Policy Officers bekleidet. Der habe auch gesagt, Bobby Kotick werde sich schon um alles kümmern, falls es rechtliche Probleme wegen des Anzapfens der Arbeitsrechner, -emails und -telefone geben sollte. Man solle sich über etwaige Konsequenzen keine Sorgen machen.

Jenes Unterfangen habe den internen Codenamen "Operation Icebreaker" bekommen, führte Fenady weiter aus. Man habe u.a. Microsoft und das auf IT-Sicherheit spezialisierte Unternehmen InGuardians kontaktiert, um irgendwie an Passwörter oder andere Daten von West und Zampella zu kommen: Beide Unternehmen hätten sich jedoch aus Furcht vor möglichen rechtlichen Folgen geweigert zu helfen. In Fenadys Team sei sogar mal die Option erörtert worden, einen falschen Feueralarm auszulösen, um West und Zampella lange genug von ihren Arbeitsrechnern fernhalten zu können, um dann Daten zu kopieren. 

Rose bestreitet, Fedany speziell damit beauftragt zu haben, kompromittierende Informationen auszugraben. Allerdings habe er bei der IT-Abteilung darum gebeten, den Email-Verkehr der beiden überwachen zu können. Während die Anwälte von Zampella und West natürlich darauf hoffen, mit jener Aussage zeigen zu können, dass Activision sich bemüht hat, die beiden feuern zu können, versucht Activision noch durchzusetzen, dass Fedanys Stellungnahme im eigentlichen Verfahren nicht berücksichtigt werden darf.