Epic Games: Epic: KO-Sieg gegen Silicon Knights

Epic Games
30.05.2012 23:01, Julian Dasgupta

Epic: KO-Sieg gegen Silicon Knights

2007 hatte Silicon Knights Epic verklagt. Die Kanadier machten das US-Studio für Verzögerungen bei der Entwicklung des Langzeitprojekts Too Human verantwortlich. Die Kurzfassung: Die Unreal Engine 3 habe nicht den Zusagen entsprochen. Epic habe seine Ressourcen darauf fokussiert, Gears of War zu produzieren, statt die Lizenznehmer vernünftig zu unterstützen. Epic habe sich einen unfairen Vorteil verschafft und sei seinen Verpflichtungen nicht nachgekommen.

Der Lizenzvertrag sei somit hinfällig, so die Mannen um Denis Dyack. Die allerdings einforderten, die Engine uneingeschränkt modifizieren zu können und jene Änderungen nicht anderen zur Verfügung stellen zu müssen. Die Kanadier hatten nämlich laut Eigenaussage den Code der Engine nach und nach durch eigenen Code ersetzt. Das Gericht solle klarstellen, dass die so entstandene Technologie Silicon Knights gehört. Auch forderte man, dass Epic seinen mit Gears of War erwirtschafteten Gewinn als Entschädigung an die Lizenznehmer ausschüttet, die den Fokus des Teams auf den hauseigenen Shooter ja hätten ausbaden müssen.

Mark Rein & Co. holten allerdings Wochen später zum Gegenangriff aus und verklagten ihrerseits Silicon Knights. Es gebe keine Grundlage für die Klage des kanadischen Studios. Dort habe man mit seinen Drohgebärden vielleicht nur erreichen wollen, dass man die Lizenz zu günstigeren Bedingungen bekommt. Silicon Knights habe die Unreal-Technologie 2004 neun Monate lang kostenfrei evualieren können, bevor der Lizenzvertrag unterschrieben wurde. Die Entwickler hätten den Stand der Engine also genau gekannt und gewusst, dass gewisse Features erst zu einem späteren Zeitpunkt implementiert werden. Schlimmer noch: Silicon Knights habe mit der Modifizierung eindeutig gegen geltendes Copyright verstoßen und müsse den Programmcode deswegen vernichten. 

Das Urteil

Am 14. Mai wurde das Verfahren schließlich eröffnet. Selbst im Erfolgsfall hätte Silicon Knights allerdings nur einen moralischen Sieg feiern können: Nachdem das Studio es versäumt (oder nicht vermocht) hatte, fristgerecht eine konkrete Schadenssumme zu benennen, hatte der zuständige Richter den Betrag selbst festgelegt. Den Kanadiern hätten demzufolge ein ganzer Dollar zugestanden. Vielleicht hatte das Team aber schon da geahnt, dass die Chancen eher schlecht stehen. 

Das, was vor fünf Jahren begann, endete heute mit dem Urteil der Jury: Diese gab Epic laut einer Hausmitteilung in allen Punkten Recht. Silicon Knights habe gegen das Lizenzabkommen verstoßen, sich Geschäftsgeheimnisse zu Eigen gemacht und das Copyright des Studios verletzt. Dem US-Studio sei eine Entschädigungssumme in Höhe von 4,45 Mio. Dollar zugesprochen worden. Auch habe man jetzt 30 Tage Zeit, einen Ausgleich für die Anwalts- bzw. Verfahrenskosten zu beantragen.

Eine Reaktion von Silicon Knights oder den Anwälten des Studios liegt bis dato nicht vor. Das Urteil trifft das vermutlich nicht mit einem riesigen Bankkonto ausgestattete Unternehmen zu einem ungünstigen Zeitpunkt: Vor einigen Monaten erst hatte man die Hälfte der Belegschaft entlassen müssen, nachdem ein Projekt mit einem Publisher geplatzt war. Zuvor hatten die Kanadier das mäßige X-Men: Destiny für Activision produziert. Nach dem schwachen Absatz von Too Human hatte Microsoft die Option auf zwei Fortsetzungen nicht wahrgenommen.