Wii U: "Wii-Situation wird sich nicht wiederholen"

Wii U
15.06.2012 01:58, Julian Dasgupta

Wii U: "Wii-Situation wird sich nicht wiederholen"

In einem umfangreichen Interview mit dem Telegraph blickte Satoru Iwata zurück auf 2008: Damals begann man bei Nintendo, sich Gedanken über den Nachfolger der Wii zu machen.

Aufgrund der Familientauglichkeit der Konsole sei diese in zahlreichen Wohnzimmern gelandet. Wer dort aber längere Spielsitzungen einlegen wollte, blockierte damit quasi das TV-Gerät für andere. Dies sei eine der Hauptinspirationen gewesen, einen Controller mit einem eigenen Display zu entwickeln, über den man auch ohne Fernseher spielen könne. Die Ideen, das Display als Fernbedienung für den Fernseher, zusätzliches Display für Spiele und für asymmetrische Multplayer-Modi zu nutzen, habe man erst später gehabt.

Der Hersteller habe das Konzept aber beinahe wieder verworfen, weil man zwischenzeitlich befürchtet habe, dass die Kosten für die Hardware dadurch zu hoch ausfallen werden.

Mit Microsofts Smartglass und Sonys Vita-Anbindung zeigten die beiden Konkurrenten Konzepte, wie man andere Geräte als Zusatzbildschirm oder Eingabegerät einbinden könne - und versuchten so sicherlich auch, der Wii U (ab 689,99€ bei kaufen) etwas den Wind aus den Segeln zu nehmen.

Darauf angesprochen nimmt Iwata nicht ganz ironiefrei zur Kenntnis, dass die Mitbewerber schneller geworden seien. Mit Verweis auf Move und Kinect heißt es: Beim letzten Mal hätten die anderen Hersteller immerhin noch drei Jahre benötigt um aufzuschließen - jetzt sei man immerhin bei einem Jahr angekommen. (Wii U war auf der E3 2011 enthüllt worden; Anm. d. Red.)

Der Präsident des Unternehmens mache sich allerdings keine großen Sorgen deswegen, gebe es doch grundlegende Unterschiede. Im Falle der Wii U könne jeder Entwickler davon ausgehen, dass ein zweiter Bildschirm vorhanden sei, um seine Spiele dafür zu optimieren. Im Falle von Smartglass und der Vita könne man nicht voraussetzen, dass die entsprechende Zusatzhardware vorhanden sei. Im Falle von Smartglasse denke Iwata außerdem über den nutzerergonomischen Aspekt nach: Im Normalfall würde man seine Hände ja schon dafür nutzen, den eigentlichen Controller zu halten.

Bei der Wii habe sich Nintendo dafür entschieden, sich durch die Steuerung, nicht durch andere Aspekte der Hardware von der Konkurrenz abzusetzen. Der technische Unterschied zwischen Wii und Xbox 360 und PS3 sei aber so deutlich gewesen, dass das System weniger von den Drittherstellern unterstützt wurde, die vorwiegend Multiplattform-Titel produzieren und keine eigenständige Wii-Version produzieren konnten oder wollten. Diese Lücke werde man jetzt schließen mit der Wii U.

Was aber geschieht, wenn Sony und Microsoft ihre nächsten Konsolen auf den Markt bringen?

"Es ist mein Eindruck, dass sich das, was mit 360 vs. Wii vs. PS3 passiert ist, nicht nochmal wiederholen wird."

Iwatas Begründung: Viele Kunden würden vielleicht gar keinen großen Unterschied sehen zwischen Spielen der aktuellen und der kommenden Generation. Außerdem würden die Produktionskosten stark ansteigen aufgrund höherer grafischer Anforderungen - man müsse sich schon fragen, ob es für die Hersteller sinnvoll sei, sich dort noch großartig abzusetzen und neue Hardware voll auszureizen. Weitere Gedanken könne man sich dazu aber wahrscheinlich erst im nächsten Jahr machen, wenn die Konkurrenz die nächsten Konsolen enthülle.