id Software: Carmack: Wenig Next-Gen-Begeisterung

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19.06.2012 23:47, Julian Dasgupta

Carmack: Wenig Next-Gen-Begeisterung

Wenn in den 80ern oder 90ern fabuliert wurde, wie Spiele in zehn oder zwanzig Jahre konsumiert werden, spielten VR-Headsets nicht selten eine Rolle. Mit etwas Abstand lässt sich sagen: Auch im Jahr 2012 starrt der Spieler noch in die Glotze oder eben den Bildschirm seines Handhelds oder Smartphones. 

Nicht so John Carmack: id Softwares Technical Director hat während der Arbeiten an Doom 3 BFG Edition eine Begeisterung für Head-mounted Displays (HMD) entwickelt  und werkelt jetzt an einem Prototypen für ein neues Gerät.

Gegenüber GI.biz erläuterte Carmack seinen Enthusiasmus. In Vebindung mit mobilen Plattformen wie Smartphones könnten HMD dann doch noch den alten Traum vom tatsächlichen Wandeln durch virtuelle Realitäten verwirklichen. Innerhalb der nächsten zwei Jahre würden derartige Konzepte nicht die Welt erobern - langfristig könne man so aber Erlebnisse ermöglichen, die Spiele derzeit nicht liefern könnten.

"Sony und Microsoft werden um Gigaflops und Teraflops und GPUs und all das kämpfen. Aber letztendlich wird all das keinen großen Unterschied machen. Wenn man hingegen das hier hat, dann macht es hinsichtlich des Erlebnisses einen großen Unterschied aus. Nintendo hat die Spielewelt um die Bewegungssteuerung erweitert und hat damit mehr Geräte abgesetzt als die anderen, obwohl sie nur ein Zehntel der Rechenpower hatten."

Einen ähnlichen Erfolg könnten jene haben, die sich den Headsets verschreiben, orakelt der bastelfreudige Engine-Spezialist, der sich demnächst auch mit einem Freund bei Valve daüber unterhalten wolle. Dort werkele man bekanntermaßen an Hardware-Prototypen und beschäftige sich auch mit dem Potenzial tragbarer Spieleplattformen.

Microsofts Kinect sei eine nette Idee gewesen, habe aber letztendlich Probleme mit der Latenz. Der Hersteller wäre besser beraten gewesen, in die Entwicklung von HMD-Konzepten zu investieren. (Gerüchten zufolge beschäftigt man sich in Redmond ja durchaus mit dem Thema; Anm. d. Red.)

"Nicht kreativ eingeschränkt durch die derzeitige Hardware"

Ähnlich wie Warren Spector verspürt selbst der Programmierer noch kein großes Verlangen nach PS4 & Co. Mit heutigen Konsolen könne man grundsätzlich jede Idee umsetzen, die sich ein Designer ausdenken könne - mit einem PC erst recht.

"In vielerlei Hinsicht bin ich gar nicht so begeistert hinsichtlich der nächsten Generation. Die gestattet uns all das, was wir jetzt machen können - das aber halt alles etwas hübscher.

Wenn du ein aktuelles Spiel wie Halo nimmst, das mit 30 Hertz bei 720p läuft - wenn du das auf 1080p mit 60 Bildern pro Sekunde mit dynamischen Frame-Buffers laufen lässt, dann hast du plötzlich schon die ganze Rechenkraft der nächsten Generation aufgebraucht. Es wird das sein, was wir bereits haben, aber halt viel besser. Du kannst alles neugestalten mit einem Fokus auf DirectX 11, aber wird nicht unser Weltbild verändern.

Es wird immer mehr in Richtung des Renderns wie bei Filmen gehen, und das ist besser und besser, aber es ist jetzt nicht so, als ob du zum ersten Mal einen Ego-Shooter spielst. Es ist nicht so, als ob du dich in eine virtuelle Welt begibst. All die kleinen Dinge, die man damit machen kann. Hier einen kleinen Ton spielen, um deine Aufmerksamkeit dorthin zu lenken. Das wird dann eher ein größerer Umbruch, wie wir ihn hatten, als wir erstmals mit 3D-Grafiken anfingen oder die Maus ausnutzten."

Sony habe zumindest Interesse gezeigt - sollte sich ein großer Konzern wie die Japaner einer solchen Sache annehmen, könnte er innerhalb Jahres ein marktreifes Produkt abliefern, schätzt Carmack abschließend.