Allgemein: Uniloc: Verklagt Minecraft-Macher & Co.

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23.07.2012 13:49, Julian Dasgupta

Uniloc: Verklagt Minecraft-Macher & Co.

Vor zwei Tagen hatte der stets eifrig tweetende Markus Persson süffisant verlauten lassen : "Schritt 1: Aufwachen. Schritt 2: Emails checken. Schritt 3: Bemerken, dass wir wegen einer Patentverletzung verklagt werden. 4. Schritt 4: Lächeln."

Der Anlass: Mojang war eine Klage von Uniloc (PDF ) ins Haus geflattert. Die DRM-Spezialisten mit Hauptsitz in Luxemburg werfen den Schweden vor, mit der Android-Version von "Mindcraft" - ob sich jener Fehler schon bei Uniloc oder doch erst bei deren Rechtsvertretern eingeschlichen hat, ist nicht bekannt - ein von der Firma gehaltenes Patent verletzt zu haben. Dort gehe es um ein "System oder Methode, um den nicht authorisierten Zugriff auf elektronische Daten zu unterbinden".

Grob beschrieben:

"Mojang is directly infringing one or more claims of the ’067 patent in this judicial district and elsewhere in Texas, including at least claim 107, without the consent or authorization of Uniloc, by or through making, using, offering for sale, selling and/or importing Android-based applications for use on cellular phones and/or tablet devices that require communication with a server to perform a license check to prevent the unauthorized use of said application, including, but not limited to, Mindcraft."

Wer einen genaueren Einblick in das Patent haben will, wird hier fündig .

Erwartungsgemäß fordert Uniloc Schadenersatz für die Zeit seit der Veröffentlichung sowie eine Gewinnbeteiligung an zukünftigen Verkäufen des Android-Ablegers von Minecraft. Electronic Arts bekam eine ähnliche Klage zugestellt: Der Publisher habe jenes Patent mit der Android-Version von Bejeweled ebenfalls verletzt. Auch bei Square Enix, Madfinger Games, Gameloft und Halfbrick (Fruit Ninja, Jetpack Joyride) gab es wohl vergleichbare Post .

Vor zwei Jahren hatte Uniloc schon Activision Blizzard, Sony, Borland und McAffee verklagt und den Herstellern vorgeworfen, mit ihren Aktivierungsmechanismen für Software gegen geltende Patente verstoßen zu haben.

Persson wetterte auf seinem Blog dann auch sogleich gegen das Konzept von Softwarepatenten. Er habe ja nichts gegen Besitztum oder Copryright, aber ihm müsse mal jemand erklären, was die Gesellschaft davon hat, wenn man Ideen nicht teilen darf: "Ideas are free. They improve on old things, make them better, and this results in all of society being better. Sharing ideas is how we improve." 

Das Problem sei, dass ein Verfahren auch dann patentiert werden kann, wenn zwei Parteien unanbhängig voneinander auf dieselbe Idee gekommen sind. Wenn eine Idee eine leicht zu erdenken sei, sollte man nicht eine Person nur dafür belohnen, weil sie die erste war.

Damit schlägt Persson in eine ähnliche Kerbe wie John Carmack, der sich seinerzeit während der Entwicklung von Doom 3 mit Creative Labs herumstreiten musste, da der Hardware-Hersteller ein Patent für ein Verfahren für das Berechnen von Schatten hielt, das id Software angeblich mit der eigenen Methode verletzen würde. Carmack, der das Patentprinzip wiederholt öffentlich angeprangert hat , willigte zähneknirschend ein, die EAX-Audiotechnologie von Creative Labs in dem Shooter zu verwenden. Vor der Freigabe des Quellcodes der Doom 3-Engine im letzten Jahr schrieb id Softwares Tüftler dann jenen Teil der Technologie um.

Persson kündigte noch an, er werde so viel Geld wie nötig mobilisieren , um sicherzustellen, dass Uniloc "keinen Cent sieht." Es ist nicht das erste Mal, dass Mojang die eigenen Anwälte bemühen muss: 2011 war das Studio von Bethesda verklagt worden. Der Vorwurf: Mit dem Namen des digitalen Fantasy-Sammelkartenspiels Scrolls habe man gegen das "Elder Scrolls"-Trademark verstoßen. Beide Parteien einigten sich im März: Das Spiel darf weiterhin Scrolls heißen, Trademark-Ansprüche werde man aber abtreten.

"Wie ein Lamborghini mit Schlüssel"

Dass die Spielergemeinde sich in solchen Fällen in der Regel eher auf die Seite der Verklagten Parteien schlägt, überrascht kaum - und fix machte der Begriff "Patent-Troll" wieder die Runde. Auf seinem Blog meldete sich jetzt Ric Richardson zu Wort um sich zu all den "harten Worten und Anschuldigungen im Netz und in der Presse und zu ein paar widerlichen Emails" zu äußern, die er persönlich erhalte hatte.

Von Anfang an habe der Uniloc-Gründer, der nur noch Anteile an der Firma hat, aber nicht mehr direkt involviert ist, versucht, verantwortungsvoll mit Patenten umzugehen. Oft habe es geheißen: Eine großartige Technologie ohne Patent zu haben, sei so, als ob man einen Lamborghini besitzt, in dem man den Schlüssel stecken lässt.

Als er sich 1992 ein Verfahren ausdachte, mit der Seriennummern an bestimmte Rechner gekoppelt werden, habe es sich um eine völlig neue Methode gehandelt. Viele Softwareentwickler hätten auch zugegeben, dass sie damals von Produkten aus jener Zeit inspiriert worden waren.

Jeder habe das Recht, sich und seine Firma zu schützen. Wer sich über die Klagen aufregt, spreche Firmen jenes Recht ab. Das Patentamt habe das Konzept als neu und einzigartig abgesegnet - wer ein Problem damit hab, solle sich dann auch dort beschweren.

Entwicklern, die die Technologie nicht mögen, sollen sie halt nicht verwenden und sich stattdessen selbst was ausdenken. Niemand habe sie dazu gezwungen. Es sei schon erstaunlich, dass sich Leute darüber beschweren würden, dass eine Lizenzgebühr bzw. Beteiligung für eine Technologie fällig wird, die gegen Raubkopien hilft.

Er sei kein Patent-Troll oder geldhungriger Größenwahnsinniger und führe mit seiner Frau ein recht einfaches Leben. Es sei schon traurig, alle jene Beschimpfungen sehen zu müssen. Im Internet könne sich halt jeder äußern, ohne Verantwortung für jene Worte übernehmen zu müssen.