OnLive: "Müssen profitabel werden"

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19.08.2012 12:40, Julian Dasgupta

OnLive: "Müssen profitabel werden"

Am Freitag war bei OnLive recht überraschend die komplette Belegschaft entlassen worden. Das Aus der Firma bedeutet allerdings nicht das Aus für den Dienst: Sämtliche Assets, Lizenzen und Rechte wurden an ein neu gegründetes Unternehmen abgetreten.

Die Kollegen von Joystiq haben ein paar weitere Details aus dem letzten Meeting des Anbieters in Erfahrung gebracht, der zuletzt 180 bis 200 Angestellte hatte. So habe Steve Perlman verlauten lassen, dass er sich rund um die Uhr um neues Geld bemüht habe, aber nicht genug auftreiben konnte, um OnLive weiterzubetreiben.

Nach wie vor ein Rätsel ist, wer der Investor sei, der hinter dem neuen Unternehmen stehe. Laut Perlman handelt es sich um einen "außergewöhnlichen Typen", einen "etablierten und sehr bekannten Risikokapitalisten", der "sehr wohlhabend" sei.

Nur ein Teil der bisherigen Belegschaft werde auch in der neuen Firma beschäftigt, bei denen es sich um Leute handele, die essenziell für den Weiterbetrieb des Cloud-Gaming-Dienstes und das Ziel seien, endlich "einen positiven Cashflow zu erreichen." Auch wenn OnLive in seinem letzten Statement noch behauptet hatte, man werde einen "großen Prozentsatz" der Angestellten übernehmen, so ließ Perlman in jenem Meeting verlauten: "Die meisten von euch werden nicht dabei sein."

Perlman zufolge hatte sich die Skalierung im Hardware-Backend des Stream-Angebots als das große Problem erwiesen: "Es gab keine Methode, mit der wir vernünftig abschätzen hätten können, wie viele Server wir brauchen. Also haben wir tatsächlich Tausende gekauft, und das Equipment und die Netzinfrastruktur, die man noch dafür benötigt."

Die Verträge seien sehr langfristig angelegt gewesen, viel Kapital hätte für die Server eingesetzt werden müssen: "Wenn man 8000 Server und 1600 Nutzer hat, wie hätten wir damit jemals profitabel sein können, nicht wahr?" (Bei den Nutzern dürfte er sich auf die Zahl der Spieler bezogen haben, die gleichzeitig auf OnLive zugriffen. Anm. d. Red.)

Perlman habe in seiner Ansprache die Verantwortung für die Situation übernommen - er habe die Leute angestellt und letztendlich alle Entscheidungen getroffen. Es tue ihm sehr leid, dass sich nicht alles so wie erhofft entwickelt habe.

Wirklich treffen tut das Aus aber eher die Mitarbeiter - deren Anteilsoptionen sind aufgrund der Insolvenz wertlos. Und so wurde dann auch spekuliert, dass Perlman, der dank einiger Patente und verkaufter Start-ups nicht am Hungertuch nagen müsse, mit jener Maßnahme im Wesentlichen Ballast loswerden wollte.
 
Polygon mutmaßt, dass es hinsichtlich der für den Stream-Betrieb notwendigen Patente keinerlei Probleme beim Transfer geben würde - die Rechte würden nämlich bei Perlmans Rearden Labs liegen und seien an das vor Jahren ausgegliederte OnLive lizenziert worden.

Laut Dent seien frühen Investoren wie Intel, AT&T oder British Telecom Ausgleichszahlungen angeboten worden. Dort sei man mehr oder weniger vor die Wahl gestellt worden, die offerierten Geldbeträge anzunehmen oder zu riskieren, dass man gar nichts zurückbekomme, falls man es auf einen Prozess anlegen sollte und OnLive geschlossen werde, statt übernommen zu werden.

Perlman würde seine früheren Partner und Angestellten im Wesentlichen opfern, zukünftig aber Probleme haben mit Entwicklern, Publishern und Investoren aufgrund des Vertrauensverlustes, sinniert Dent weiter. Der Gründer habe das negative Echo in der Öffentlichkeit drastisch unterschätzt. Die Pressemitteilung, sei die schlechteste einer Firma gewesen, die er je gesehen habe. Dort habe man letztendlich gesagt, dass alles in Ordnung sei, direkt nach dem Meeting, wo man die Belegschaft vor die Tür gesetzt habe.

Update: Laut Equites.com soll es sich beim mysteriösen Geldgeber möglicherweise um Garry Laude r handeln, dessen Firma Lauder Partners schon zuvor in OnLive investiert hatte.