THQ: Rote Zahlen

THQ
05.11.2012 20:49, Julian Dasgupta

THQ: Rote Zahlen

Originalartikel vom 5. November

Im vergangenen Geschäftsquartal erwirtschaftete THQ Einnahmen von 107,4 Mio. Dollar und lag damit unter der Vorjahresmarke von 146,6 Mio. Dollar. Musste man seinerzeit noch einen Verlust von 92,4 Mio. Dollar verkraften, betrug das Minus diesmal immerhin 'nur' noch 21 Mio. Dollar.

Der Umsatzrückgang überrascht kaum, hatte der Publisher nach einer erneuten Änderung der Firmenstrategie im Winter verlauten lassen, er werde sich größtenteils aus dem Geschäft mit Lizenzspielen zurückziehen und sein Portfolio verschlanken. Man werde weniger, dafür bessere Spiele abliefern und sich auf den Core-Markt und eigene Marken konzentrieren.

Kurz und knapp teilt der Hersteller mit, dass Darksiders 2 mit einer Metacritic-Durchschnittswertung von 83 ja recht gute Kritiken erhalten habe und 1,4 Mio. Mal ausgeliefert wurde. Ein Flop ist der Ausflug von Tod damit nicht - angesichts des Umstandes, dass der Hersteller den Absatz nicht freudig lobt im Geschäftsbericht, darf jedoch gemutmaßt werden, dass es schwierig werden könnte für den Vigil-Titel, seine Produktions- und Marketingkosten wiedereinzuspielen. Da der Hersteller sich über die Marke ansonsten ausschweigt, kann man zudem darüber spekulieren, ob die anderen Reiter der Apokalypse überhaupt noch zum Zug kommen werden. Vor einigen Wochen hatte Joe Madureira - Mitgründer von Vigil Games und eine der treibenden Kräfte hinter der Welt von Darksiders - seinen Abgang verkündet.

THQ gab außerdem die Verschiebung einiger Spiele bekannt. Company of Heroes 2 und Metro: Last Light werden demnach erst im März vom Stapel laufen. Die Verzögerung hält sich aber in beiden Fällen in Grenzen: Das Duo war auch schon zuvor für das erste Quartal eingeplant gewesen. South Park von Obsidian Games wird hingegen erst irgendwann nach dem 1. April erscheinen - das ursprünglich für Anfang März versprochene RPG kommt erst im nächsten Geschäftsjahr THQs (Beginn: 1. April 2013) in den Handel.

Jason Rubin begründet die Verschiebungen mit THQs Qualitätsansprüchen - etwas mehr Produktionszeit werde jenen Spielen helfen, ihr volles Potenzial auszuschöpfen. Die Spiele unfertig zu veröffentlichen, würde der Bilanz des angeschlagenen Herstellers vielleicht kurzfristig helfen, langfristig aber vermutlich eher schaden, so der Präsident des Unternehmens. Der finanziell klamme Publisher hat Centerview Partners LLC eingespant, um "strategische Alternativen zu evaluieren" - wegen der Verschiebungen benötige man zusätzliches Kapital, um "die Zahlungs- und Handlungsfähigkeit" zu verbessern. Man könne nicht garantieren, dass jene Alternativen zu "ansprechenden Konditionen" geboten werden. Viele Optionen wird das Unternehmen nicht mehr haben. Nachdem man bereits die UFC-Lizenz an Electronic Arts, könnte man versuchen, ein Teil des verbliebenen Tafelsilbers zu verscherbeln. Wahrscheinlicher ist, dass der Publisher (derzeitiger Börsenwert: 20,7 Mio. Dollar) nach einem Käufer für sich sucht.

Im letzten Quartal verteilte sich der Umsatz folgendermaßen auf die einzelnen Plattformen:

System: Umsatzanteil (Vorjahreswert)

  • Xbox 360: 41,6% (30,2%)
  • PS3: 39% (23,5%)
  • Wii: 0,1% (13%)
  • PS2: 0,5% (1,1%)
  • NDS: 2,4% (14,8%)
  • PSP: 0,6% (1,6%)
  • Wireless: 0.5% (0,6%)
  • PC: 15,3% (15,2%)

Update 6. November
: An der Wall Street wurden die Neuigkeiten rund um das Verschieben von Spielen und finanzielle Engpässe erwartungsgemäßig gar nicht gut aufgenommen. Pünktlich zum Börsenauftakt bezieht die THQ-Aktie heftige Prügel und befindet sich im Sinkflug. Binnen kürzester Zeit hat sich der Marktwert des ohnehin angeschlagenen Unternehmens nochmal halbiert. Derzeit (Stand 18:21  Uhr) beträgt er nur noch 10,83 Mio. Dollar - und sinkt weiter.