Kickstarter aus Entwicklersicht: Übersättigung, Skepsis und Probleme

Kickstarter
10.05.2013 14:42, Marcel Kleffmann

Kickstarter aus Entwicklersicht: Übersättigung, Skepsis und Probleme

Die Kickstarter-Finanzierung von Road Redemption wäre beinahe gescheitert - wie man aus dem Verlauf bei Kicktraq entnehmen kann. Erst in den letzten 72 Stunden nahm das Interesse an dem spirituellen Nachfolger zu Road Rash zu. Ein Grund für den verspäteten Erfolg dürfte ein lesenwerter Artikel bei Penny Arcade sein, in dem es um Kickstarter-finanzierte Spiele geht und warum sich einige Titel dort extrem erfolgreich behaupten können, während sich andere Spieleprojekte schwer tun. Neben einigen Kickstarter-spezifischen Problemen wird in dem Bericht u.a. auf die Übersättigung des Marktes mit Kickstarter-Projekten und Indie Games eingegangen.

In dem Artikel erklärt Paul Fisch, Entwickler aus dem Road Redemption-Team bei DarkSeas Games, was offenbar bei der eigenen Kickstarter-Kampagne schief gegangen ist, denn trotz eines etablierten Entwickler-Teams, eines bekannten Vorgängers und viel Berichterstattung in der Presse war die Resonanz zwar vorhanden, aber längst nicht in dem Ausmaß, wie es die Entwickler erwartet hatten. Paul Fisch nennt fünf Faktoren, die damit in Zusammenhang stehen sollen.

1.) Falscher Start-Tag für die Kickstarter-Kampagne: Road Redemption wurde an einem Freitag, also vor dem Wochenende gestartet. Viele interessierte Käufer hätten das Spiel über das Wochenende einfach vergessen. Erfolgreiche Titel wie Torment: Tides of Numenera, Camelot Unchained, Elite: Dangerous und Ouya starteten an einem Dienstag oder Mittwoch und konnten in dieser Zeitspanne die Berichterstattung in der Presse maximieren.

2.) Übersättigung an Kickstarter-Spielen und Berichten: Momentan gibt es über 150 Spieleprojekte auf der Plattform und so langsam könnte man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen – selbst interessante und vielversprechende Projekte würden untergehen.

3.) Falsches Genre: Laut dem Entwickler scheint ein Spiel wie Road Rash nicht unbedingt das richtige Genre für Kickstarter zu sein, denn sämtliche großen Erfolge fielen in die folgenden Kategorien für PC: Adventure, Rollenspiel, Strategie, Minecraft-Stil und Weltraum-Simulation. Wobei er allerdings Retro-Games und Platformer/Jump&Runs vergisst. Zudem seien viele erfolgreiche Titel (geistige) Nachfolger von bekannten PC-Titeln wie Leisure Suit Larry, Wasteland oder Torment. Konsole-Spiele tun sich seiner Meinung nach bei Kickstarter eher schwer.

4.) Er macht eine generelle Übersättigung an Indie-Spielen oder Titeln aus, die von einer Person entwickelt werden. "Since then [gemeint ist Limit Theory], the relentless barrage of Kickstarter's from young, scrappy game developers in their bedrooms, has been overwhelming. If someone took it upon himself to pledge every indie game project, his funds would have run dry months ago."

5.) Generelle Skepsis über die Qualität der finalen Produkte: Im Zusammenhang der DRM-DLC-Geschichte bei Shadowrun Returns und der schlechten Bewertung der Ouya als Kickstarter-Vorzeigeprodukt bei Gizmodo (mit nur 3,5/10 Punkten) schien die Skepsis gegenüber Kickstarter-Projekten angestiegen zu sein. Und in diesem Fahrwasser startete die Road Redemption-Kampagne. Andererseits könnte man dies nicht verallgemeinern, denn FTL und Oculus Rift hätten gezeigt, dass hochwertige Projekte ebenfalls machbar sind.

"We received many messages from backers letting us know that 'This is the last Kickstarter' they were going to back because of how many times they got burned.  We’ll never know how many potential backers had already backed their 'last Kickstarter' before ours launched."