Allgemein: John Riccitiello: Breitseite gegen Mobile/F2P-Spiele

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31.07.2013 22:50, Julian Dasgupta

John Riccitiello: Breitseite gegen Mobile/F2P-Spiele

Im Frühjahr musste John Riccitiello bei Electronic Arts seinen Hut nehmen und bekam als Abschiedsgeschenk noch das Gehalt für die nächsten zwei Jahre ausgezahlt. Der Branche bleibt der Mann aber verbunden und er plauderte kürzlich auf der Casual Connect mit den Kollegen von GI.biz .

Dabei fielen auch Äußerungen, die nur von jemandem stammen können, der nicht an der Spitze eines börsennotierten Unternehmens steht. So kritisiert Riccitiello u.a. das fleißige Kopieren vieler Hersteller im Mobile-Bereich. Diese seien ausschließlich damit beschäftigt, aktuellen Trends hinterher zu laufen und aktuell angesagte Spiele - derzeit Puzzle & Dragons - zu imitieren. Laut Riccitiello hätten die Spieler allerdings irgendwann genug davon, immer das gleiche Spiel in den Top 200 zu haben.

"Was ich an der Branche heutzutage nicht mag sind die vielen Opportunisten, denen es nur ums Geld geht."

Geld sei ein schöner Nebeneffekt, wenn man etwas Großartiges mache. Lobend erwähnt er seinen einstigen EA-Kollegen Don Mattrick, der neuerdings bei Zynga die Zügel in der Hand hält und dem es nicht in erster Instanz ums Geld geht.

Mit Blick auf den aktuellen Mobile-Markt holt Riccitiello weiter aus:

"Dieser Tage bringen wir die Nutzer mit Mobile-Titeln fast so weit, dass sie ihr iPad, iPhone oder Android-Smartphone aus dem Fenster schmeißen, weil wir sie entweder über das Backend oder quantitatives Marketing ausbluten lassen. Es mag ja ganz schön sein, sechs Monate lang den Umsatz zu optimieren - danach fühlt es sich aber sehr anstrengend an."

EA liefere in diesem Jahr Madden NFL 25 aus, Marken wie Die Sims, SimCity, Need for Speed oder FIFA seien ebenfalls mindestens ein Jahrzehnt alt. Die Mobile-Branche laufe hingegen Gefahr Marken zu verbrennen, indem man die Spieler ausnutzt - auch wenn dieser Punkt noch nicht erreicht sei. Die Publisher sollten den Langzeiteffekt sehen, so Riccitiello, der fragt, ob Marken wie Clash of Clans, Puzzle & Dragons oder Camelot auch in zehn Jahren noch relevant sein werden. Die Firmen müssten sich etwas anderes ausdenken, eine andere Formel erfinden.

Der Mann, der bei EA allerlei Free-to-play-Unterfangen mitverantwortet hat, sinniert, es handele sich dabei nicht nur um ein Geschäftsmodell. Es sei auch eine Formel für den Aufbau eines Spiels, die sich um das Verwalten von Ressourcen dreht.

Auf ein Spiel wie BioShock lasse sich diese Formel allerdings nicht anwenden; dort wolle er sich lieber voll auf die Welt einlassen und nicht mit dem Verwalten von Ressourcen konfrontiert werden. Auch im Multiplayer komme es darauf an, dass alles ausgeglichen sei. Das sei aber in Spielen mit Mikrotransaktionen nicht wirklich der Fall.

"Es geht mir vor allem darum: Das Design eines Spiels darf sich nicht nur um das Verwalten der finanziellen Ressourcen drehen, das du ins Spiel gesteckt hast. Es gibt andere Dinge, die genauso gut sind und vielleicht sogar besser zufriedenstellen. Ich glaube nicht, dass sich das Free-to-play-Modell überall durchsetzt."