Bethesda: Zenimax: Wirft Oculus/Carmack Technologie-Klau vor

Bethesda
01.05.2014 15:47, Julian Dasgupta

Zenimax: Wirft Oculus/Carmack Technologie-Klau vor

Im vergangenen Jahr hatte sich John Carmack von id Software verabschiedet. Der Mitgründer des Studios heuerte als Chief Technology Officer bei Oculus VR an.

Der Wechsel hat allerdings ein Nachspiel: Wie das Wall Street Journal berichtet, beansprucht Zenimax Rechte an der Technologie, die im Rift-Headset verwendet wird. In zwei Briefen behauptet das Mutterunternehmen von Bethesda und id Software, Carmack habe seinerzeit unrechtmäßig geistiges Eigentum von Zenimax mit zu Oculus VR genommen. Jene Technologie sei aber der entscheidende Faktor gewesen, der aus einem kleinen Unternehmen mit sehr knappen Budget innerhalb von zwei Jahren zu einer großen Technologiefirma werden ließ.

Der jetzige Arbeitgeber von Carmack ließ auf Anfrage verlauten: "Es ist leider so, aber wenn es diese Art von Transaktion gibt, kommen plötzliche Leute aus ihrem Versteck mit derartig lachhaften und absurden Behauptungen." Man werde sich und seine Investoren mit allen Mitteln verteidigen. Mit der "Transaktion" ist natürlich die Übernahme durch Facebook gemeint, für die Mark Zuckerberg & Co. bis zu 2,3 Mrd. Dollar löhnen.

Zenimax ließ auf Anfrage nur verlauten, man habe die andere Partei formell über die Rechtsansprüche in Kenntnis gesetzt. Es sei wichtig, sich jetzt um das Ganze zu kümmern, und man werde alles tun, um seine Interessen zu schützen. Laut Quellen aus dem Umfeld ist Zenimax darauf aus, Vergütung für jenes geistige Eigentum zu erhalten.

Carmack und Palmer Luckey hatten schon seit 2012 in Kontakt gestanden. Der Rift-Erfinder hatte dem damaligen Technology Director von id einen Prototypen zugeschickt, nachdem der auf das Headset aufmerksam geworden war und man ein paar Nachrichten ausgetauscht hatte. Carmack baute das Gerät etwas um und verwendete dafür u.a. eine Skibrille und Klebeband. Jenes Werk sei letztendlich die Vorlage für das heutige Rift geworden, so die Behauptung. Auch habe Carmack selbst Software geschrieben, mit der man das Headset erst zu einem wirklich funktionalen Produkt gemacht habe - so die Worte Carmacks in einem Video von der E3 2012.

Zenimax: Rift nur dank Carmacks Arbeit ein funktionales Produkt

Die beiden Briefe trafen erst nach dem Facebook-Deal ein. Laut WSJ hatte sich Zenimax aber schon seit August 2012 um eine finanzielle Vergütung bemüht. Beide Parteien hätten dann knapp sechs Monate verhandelt und Oculus hätte einen kleinen Anteil an der Firma angeboten. Letztendlich habe man sich aber nicht einigen können.

Carmack wechselte bekanntermaßen im vergangenen Jahr; Anfang 2014 folgten noch fünf weitere Leute, die einst bei Zenimax in Lohn und Brot gestanden hatten. Im Februar habe das Unternehmen Carmack dann aufgefordert, alle VR-Tüfteleien offenzulegen, die aus seiner Zeit bei id Software stammen. Der Deal mit Facebook wurde Ende März verkündet. Am 18. April habe sich dann die Rechtsabteilung von Zenimax mit dem Brief zu Wort gemeldet, in dem es letztendlich heißt: "Nur mit der von Carmack bei Zenimax über Jahre hinweg entwickelten Technologie hat Herr Luckey aus seinem in der Garage erdachten Traum etwas wirklich Funktionierendes machen können."

Carmack gilt als VR-Enthusiast, der vor einigen Monaten angemerkt hatte: Der Hauptgrund für seinen Abgang sei gewesen, dass er sich bei id Software nicht mehr weiter mit VR beschäftigen konnte, da Zenimax kein Interesse an dem Thema gehabt habe.

Das Unternehmen hatte seine Anwälte in der jüngeren Vergangenheit schon öfter bemüht. So hatte man sich einen langen Rechtsstreit mit Interplay um die Fallout-Rechte geliefert. Auch werden sich noch viele an den Streit erinnern, den man mit Mojang um die Verwendung des Wortes "Scrolls" in einem Spielenamen vom Zaun gebrochen hatte.

Update: Mittlerweile hat sich Carmack kurz auf Twitter zu dem Thema geäußert. Nichts, woran er  gearbeitet hat, sei je patentiert worden. Der von ihm geschriebene Code sei Eigentum von Zenimax - VR hingegen nicht. 


 (Carmack gilt als ausgewiesener Gegner von Software-Patenten. -Anm. d. Red.)
Etwas später heißt es noch: Oculus verwende keinerlei Code, der aus der Zeit stammt, als er noch für Zenimax tätig war.