Allgemein: "Handel trägt (Mit-)Schuld an unfertigen Spielen"

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21.11.2014 12:00, Michael Krosta

Allgemein: "Handel trägt (Mit-)Schuld an unfertigen Spielen"

Für Steve Peterson von Gamesindustry.biz steht fest: Der Handel ist einer der Hauptverantwortlichen, warum in jüngster Vergangenheit zunehmend unfertige und verbuggte Spiele veröffentlicht wurden. Zwar räumt er auch dem Übergang zur neuen Konsolengeneration und den damit verbundenen neuen Werkzeugen sowie Entwicklungsumgebungen eine Mitschuld ein, doch bleibt es in seinen Augen vor allem der Handel, der die Produktion negativ beeinflusst bzw. die Publisher, die den Wünschen und Anforderungen des Handels nachkommen wollen.

Der Ausgangspunkt seiner Argumentation bilden die Vorbestellungen. Je früher ein Artikel angeboten wird - am besten noch mit diversen Boni für die Vorbesteller -, desto verlässlicher lassen sich für die Publisher die zu erwartenden Verkäufe abschätzen. Die Kehrseite der Medaille: Je früher man in den Vorverkauf startet, desto eher wird sich auch auf einen genauen Veröffentlichungstermin festgelegt, bei dem man oft auf Biegen und Brechen versucht, ihn auch einzuhalten - und sei es durch den Kompromiss, ein halb fertiges Spiel zu veröffentlichen, das man erst später durch Patches finalisiert, denn immerhin erlauben seit geraumer Zeit auch die Konsolen eine solche Möglichkeit.

Zudem wird weiter die gängige Releasepolitik kritisiert und als einer der Gründe für unfertige Spiele heran geführt. Warum? Weil sich Publisher und Handel immer noch zu sehr auf die Weihnachtszeit fokussieren anstatt die Veröffentlichungen besser über das Jahr zu verteilen. Einen Hoffnungsschimmer sieht der Autor in schmerzhaften, aber sinnvollen Verschiebungen einiger großer Titel, ohne Rücksicht auf die mögliche Negativentwicklung des Aktienkurs. So war es für Peterson eine gute Entscheidung von Ubisoft, Watch_Dogs zu verschieben und prophezeit auch Battlefield Hardline, dass der Titel von der Verlegung ins nächste Jahr profitieren wird.

Zudem setzt Peterson auf die Möglichkeiten, welche die digitale Distribution von Spielen eröffnet und im Idealfall dazu führen könnten, dass Publisher das Konzept hinter ihren Produkt komplett überdenken.

Am Ende schließt er sein Credo für mehr Qualität und weniger Priorität zur Zufriedenstellung des Handels mit folgendem Aufruf in Richtung der Publisher ab: "Ja, der Handel ist ein wichtiger Partner und das wird auch in der Zukunft so sein. Aber opfert nicht die Spielqualität auf dem Altar der Händler."